Aerzte zum Verlieben Band 58
ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Seinetwegen hast du dich minderwertig gefühlt, so wie Rodney wegen seiner Familie. Aber das bist du nicht, Marco.“
Ihre Worte drangen durch den Panzer, den er seit Jahren um sein Herz gelegt hatte. Wie ein milder Frühlingsregen spülten sie den Schmutz fort, der an ihm gehaftet hatte.
Sie hat auch Rodney so akzeptiert, wie er ist, dachte Marco und glaubte ihr.
„Wer keine Beziehung sucht, braucht auch nicht zu befürchten, dass er zurückgewiesen wird.“ Mit einem erstickten Lachen fügte sie hinzu: „Wir beide sind uns ziemlich ähnlich, findest du nicht?“
Stimmte es, was sie sagte? Hatte es deshalb noch kein Mann geschafft, sie für sich zu gewinnen?
Emily holte tief Luft und blickte ihn an, und Marco konnte nicht wegsehen. Es war, als ob sie ihn fest umarmte, obwohl sie ihn gar nicht berührte, und er verlor sich in ihrem Blick.
„Ich wünschte, du könntest bleiben“, bat sie. „Bitte, geh nicht.“
Marco schüttelte den Kopf und sah ihr an, dass sie glaubte, er würde Nein sagen. Aber er war nur verblüfft und gleichzeitig wie verzaubert von dieser Frau, die so viel Licht in sein Leben gebracht hatte. Erst in diesem Moment wurde ihm klar, dass er schon lange auf ihre Bitte gewartet hatte.
„Wenn ich bleibe, teilst du dann alles mit mir? Deine Familie? Dein Herz?“ Überschäumende Freude schwemmte auch die letzte Bitterkeit fort. „Dein Haus?“
Sie musterte ihn skeptisch, doch er ließ sich nicht täuschen. Zu sehr leuchteten ihre wunderschönen grünen Augen. „Das kommt darauf an, wie lange du bleiben willst.“
„Wie lange willst du mich denn haben?“
Da lächelte sie, so zärtlich und voller Wärme, dass sein Herz überfloss. „Sehr lange“, antwortete sie.
Die Villa ihres Großvaters erstand vor seinem inneren Auge. Er würde sie restaurieren lassen, vielleicht anbauen für all die Kinder und Enkelkinder, die sie haben würden. Kleine Mädchen und Jungen, die über den frisch gemähten Rasen rannten. Babypartys im Sommer, unter Baldachinen, mit süßen rosa Kuchen, Freunde, Bekannte, fröhliches Lachen, der grandiose Blick auf den Hafen von Sydney … und Emily, immer und überall Emily. „Wenn das so ist, weiß ich ein Haus, das ich gern kaufen möchte.“
„Du hast dir Häuser angesehen?“ Das hatte sie nicht erwartet, er sah es ihr an.
„Nicht richtig.“ Marco konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Er liebte es, wie sie ihn verwirrt ansah, liebte sie dafür, dass sie sich ein Herz gefasst und ihn gefragt hatte, ob er bei ihr blieb. „Ganz in deiner Nähe gibt es ein wundervolles Herrenhaus, und ich möchte eure Fähren und euren Hafen nicht mehr missen. Wenn ich es renovieren lasse, sodass es in seinem früheren Glanz erstrahlt, möchtest du dann mit mir dort einziehen? Wir können ein Tor zum Haus deiner Großmutter einbauen lassen. Schließlich kennen wir unsere Nachbarn schon sehr gut.“ Lächelnd sah er Annie, wie sie zusammen mit Rosebud durch das Tor kam, um ihre Mutter zu besuchen. Seine Tochter, seine Enkelin – seine Familie.
Emilys Anspannung ließ langsam nach, obwohl sie es immer noch nicht fassen konnte, dass sie ihn tatsächlich gefragt hatte … es gewagt hatte, zu träumen und ihrem Traum eine Chance zu geben. Sie hatte um Marco gekämpft und – dem gefühlvollen Ausdruck in seinen dunklen Augen nach zu urteilen – gewonnen. „Meinst du, dass du hier Arbeit findest?“, neckte sie.
„Aber sicher.“ Er lächelte und sagte dann leise, mehr zu sich selbst: „Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte jemals sagen würde.“ Marco warf einen Blick auf Rosebud, sah Emily wieder an. Die grenzenlose Liebe in seinen Augen ließ sie unwillkürlich den Atem anhalten. „Amore mio, sposa mi per favore“ , bat er rau und wiederholte, mit festerer Stimme, noch einmal auf Englisch: „Meine Liebste, bitte heirate mich.“
Emily betrachtete das geliebte Gesicht. Marco hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt, als Arzt ihre Familie gerettet und als Mann sie selbst aus ihrer Einsamkeit errettet, mit seiner Leidenschaft, seiner Wärme und seiner Fürsorge.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schmiegte die Hände an seine Wangen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Von ganzem Herzen … ja!“
Drei Monate später legte ein stolzer Dreimaster vom Kai in Darling Harbour ab. Die Strahlen der untergehenden Sonne vergoldeten das Wasser, und der Kapitän schien ein echter Kapitän zu sein, der das Recht
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