Aeternus - Sanfter Tod: Roman
bronzefarbene Haut erglühte im morgendlichen Sonnenlicht, das durch das kleine Küchenfenster hereinfiel.
Mit verschleierten blauen Augen sah er sie an – es waren die gleichen Augen, die sie in der letzten Nacht bei ihren beiden Kindern gesehen hatte.
Bei unseren Kindern.
»Nein«, sagte sie und drückte ihn von sich.
Verwirrung und Schmerz ersetzten das Verlangen in seiner Miene. »Warum nicht?«
»Ich kann das nicht«, sagte sie. »Wir können das nicht …«
Er ließ den Kopf sinken.
Ihre Entschlossenheit und Stärke schmolzen wieder dahin. Sie trat auf ihn zu. »Raven …«
Plötzlich wurde laut gegen die Wohnungstür geklopft.
Wer konnte das zu so später Stunde sein? Sie schob sich das Hemd wieder in die Hose, zog den Reißverschluss hoch und ging zur Tür, wobei sie Raven durch ein Zeichen bedeutete, er solle in der Küche bleiben. Sie öffnete die Tür und erwartete, einen Nachbarn dort stehen zu sehen – stattdessen fand sie Oberon auf ihrer Schwelle vor.
»Hallo«, sagte er und betrat die Wohnung, ohne dazu eingeladen worden zu sein. Er hielt eine Flasche mit einer blassblauen Flüssigkeit hoch und drückte sie Kitt in die Hand. Atropa-Wein.
Beim Eintreten hatte er den Kopf eingezogen, aber seine Dreadlocks hatten trotzdem den oberen Rahmen berührt. »Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du siehst ein bisschen fiebrig aus.«
»Ich … ich …« Ihr Geist arbeitete schnell und suchte nach einer Erklärung.
»Hallo, Oberon«, sagte ihr Exgeliebter von der Küchentür her. Inzwischen hatte er sein Hemd wieder zugeknöpft.
Oberon ballte die Hände zu massiven Fäusten und verzog knurrend die Lippen. »Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass du dich von hier fernhältst.«
11 KAMPF DER TITANEN
Oberon machte einen Schritt nach vorn. Wie ein Turm ging er an Kitt vorbei, während er sich dem Kanier näherte. Mit ihrer freien Hand drückte sie gegen seine Brust und war bereit, die Flasche mit dem Atropa-Wein auf seinem dicken Schädel zu zertrümmern, wenn es sein musste.
»Es war ein Notfall«, sagte Raven ruhig. Er klang keinesfalls so, als bestünde die Gefahr, dass ihm gleich der Kopf von den Schultern gerissen wurde.
»Oberon, bitte«, bat sie und versuchte ihn zu beruhigen, bevor ihn die Wut übermannte.
Der Ursier beugte sich vor und sagte: »Tyrone lässt diese Wohnung vermutlich inzwischen von seinen Männern überwachen!«
Raven lehnte sich mit der Schulter gegen den Rahmen der Küchentür. »Die Tiger-Zwillinge sitzen in einem Geländewagen auf der anderen Straßenseite, und ein weiterer Beobachter hat seinen Posten in einer Wohnung im Haus gegenüber eingenommen. Zehnter Stock.«
Oberon schob Kitt sanft beiseite und schritt auf den Kanier zu, aber sie warf sich zwischen die beiden.
»Hast du es erledigt?«, fragte Raven.
»Ja, habe ich.« Oberon legte seinen Rucksack ab, den er über der einen Schulter getragen hatte. »Hier sind die Sachen, nach denen du gefragt hast. Ich hätte mir aber gewünscht, dass wir uns anderswo treffen.«
»Du hast gewusst, dass er hier ist?«, fragte Kitt. Unglaublich.
»Ich habe ihm auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass wir uns hier treffen«, sagte Raven und nahm den Rucksack entgegen. »Aber, Kerl – dieses Timing …«
Oberon runzelte die Stirn und sah Kitt an. Wie sehr sie es auch versuchte, sie konnte es nicht verhindern, dass sie wieder errötete.
»Habe ich euch bei irgendetwas gestört?«, fragte er.
»Nein …«, platzte es aus Kitt heraus.
»… Ja«, sagte Raven gleichzeitig.
»Na gut«, meinte Oberon und drehte sich zur Tür um. »Ich kann verstehen, dass ihr einiges zu bereden habt. Ich mache mich wieder auf den Weg.«
»Warte«, sagte sie etwas zu schnell. Wenn er jetzt ging, wäre sie wieder mit Raven allein, und das war viel zu gefährlich. »Du hast doch etwas zu trinken mitgebracht. Also solltest du ein wenig hierbleiben. Ich hole Gläser.«
Oberons Blick flog von Kitt zu Raven und wieder zurück. Spürt er meine Verzweiflung? Sie weigerte sich, ihren Exgeliebten anzusehen.
»Was meinst du dazu, Raven? Sollen wir einen zusammen trinken?«, fragte Oberon.
»Warum nicht?« Raven ging zum Sofa. »Es ist lange her, seit ich zum letzten Mal Belladonna auf der Zunge hatte.«
Kitt holte drei Gläser und ging zurück ins Wohnzimmer. Die beiden Männer saßen nebeneinander auf dem Sofa. Oberon nahm eineinhalb der zwei Plätze ein, und Raven lehnte sich zurück. Einen Arm hatte er auf die Lehne gelegt,
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