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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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sein Wissen für sich und konnte so ein sehr reicher Mann werden.
    Paul glaubte auch, dass es die Art und Weise war, wie der Æther gefördert wurde, die seine Eigenschaften bestimmten. In seinen Experimenten, die er in seiner Freizeit machte, kam er am besten mit dem Æther des Oosbaches zurecht, welcher hier gefördert wurde. Es war ein umsichtiger, ruhiger Prozess, und die Familie verdiente auch nicht so viel wie ein Ætherbaron, der seine Arbeiter in Schichtarbeit ausbeutete.
    Ætherbarone nannte man die Familienoberhäupter, die mit der Sammlung, Lagerung und dem Verkauf von Æther viel Geld verdienten. Es war ein gefährliches Geschäft, das viele Arbeiter brauchte, besser gesagt: verbrauchte. Viele von ihnen waren Tagelöhner, um die sich niemand kümmerte, wenn sie vom Æther krank wurden.
    Die Baden-Badener Gesellschaft duldete die Ætherbarone in ihren Kreisen, da sie viel Geld zum Ausgeben hatten. Sie verspielten es im Kasino, die Frauen kauften in den Läden am Kurpark teuren Schmuck und Pelze und die Angestellten der Luxushotels freuten sich über hohe Trinkgelder.
    In der Kurstadt war man illustre Gäste gewohnt. Man hatte hier schon Reichskanzler, Könige und Zaren an der Oos flanieren sehen. Solche Persönlichkeiten kamen nicht allein – sie brachten Familie und Dienstboten mit. Der Ruhm zog wiederum die Möchtegerns an, die etwas von dem Glanz abbekommen wollten. Und zuletzt die Gauner, die die Unwissenden und Naiven um einen Gutteil ihres Vermögens wieder erleichterten.
    Seit der Æther die Flüsse zu gefährlichen Orten machte, veränderten sich viele Städte. Die Oos war aber nur ein knietiefes Flüsschen, das nicht viel Æther absonderte. Die anderen Heilquellen, die Baden-Baden seit dem Mittelalter berühmt machte, schienen in ihrer Wirkung stärker geworden zu sein. Berichte von Wunderheilungen kurbelten das Geschäft rund um den Kurpark an. Baden-Baden war ein begehrter Treffpunkt der feinen Gesellschaft geworden.
     
    Paul war einmal in einer der großen Ætherfabriken am Rhein gewesen, weil er den Stoff dort billiger einkaufen konnte. Es war ein furchtbares Erlebnis, das er nicht wiederholen wollte. Der ganze Komplex war hoch umzäunt und scharf bewacht gewesen. Riesige Dampfmaschinen pumpten stampfend den Æther in die Druckkammern, die sich in hohen Türmen befanden. Andere Maschinen produzierten Elektrizität, mit der der Æther gezähmt und raffiniert wurde. Die Schornsteine spuckten Asche und die Häuser in der Umgebung waren so grau wie die Gesichter der Arbeiter. Man hatte nicht verbergen können, dass die Arbeiter durch unzureichende Schutzkleidung unter den Auswirkungen des Æthers litten. Die Menschen hatten tiefe Schatten unter den Augen und schlichen gebeugt an den Wachhunden vorbei, die Paul unnatürlich groß und gespenstisch intelligent fand.
    Der Verkaufsraum war ein von außen mit Blei verkleideter Bunker, innen mit feinstem Marmor ausgestattet. Die Verkäufer hatten kaum mit ihrer Verachtung hinter dem Berg halten können, dass Paul nur eine für sie winzige Menge kaufen wollte. Während ein schnellzüngiger Unsympath ihn noch überreden wollte, mehr zu kaufen, sah Paul einen in opulente Pelze gekleideten Ætherbaron den Bunker verlassen. Die Angestellten machten Bücklinge, wie sonst nur vor hohen Adeligen, aber der Mann war hochnäsig und unfreundlich zu ihnen und stieg in ein knatterndes Automobil.
    Paul war hart geblieben und beim Verlassen des Gebäudes ertönte ein Alarm. Er wurde eilig in den Raum zurückgezogen, aber er konnte noch sehen, wie ein großer ledriger Vogel sich auf ein paar Arbeiter, die wohl gerade Feierabend hatten, stürzte. Er hörte den Mann schreien und sah, wie die riesigen Hunde das Wesen angriffen.
    Die Verkäufer versuchten den Vorfall herunterzuspielen, lenkten ihn ab, boten ihm Kaffee oder ein Kirschwasser an, und ob er nicht doch ein wenig Gebäck möge? Als sie ihn gehen ließen, war draußen nur noch ein blutiger Fleck zu sehen.
    Der Æther erwies sich als unbrauchbar. Er hatte ein paar mechanische Insekten gebaut, die er damit beleben wollte, aber sie liefen nur wie irre herum und nach kurzer Zeit zerfielen sie unter sirrenden Vibrationen in zuckende Einzelteile.
    Das geschah mit dem Æther des Forellenhofes nicht. Die Mechanismen, die er damit baute, schienen sogar eine Verbindung mit ihm einzugehen. Manche entwickelten ein fast unheimliches Eigenleben. Aber das machte ihn erst recht neugierig. Er war auch gespannt, wie sich die

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