Affaere im Paradies
Augen.
»Ich werde Louis anrufen und sehen, ob er uns empfängt.«
Langsam entfernte er die Folie von einer neuen Packung Zigaretten. »Gut.« Er sah ihr nach, wie sie sich ihren Weg an den Tischen vorbei zu einer ruhigeren Ecke bahnte. Für sie ist es auch nicht leicht, dachte Matthew. Welche kindlichen Gefühle sie für Louis Trulane auch empfunden haben mochte, sie hatten immer noch eine zu große Bedeutung für sie, um ihn objektiv sehen zu können.
Und du, Bates? fragte Matthew sich selbst, während er den Zigarettenrauch ausblies. Du verabscheust ihn wegen der Art, wie Laurel seinen Namen ausspricht.
Er sah Laurel zurückkommen, Traurigkeit stand in ihren Augen, nur ein Anflug von Farbe in ihren Wangen. Sie wird darüber hinwegkommen, sagte er sich, und etwas regte sich in ihm. Weil sie es muss. Er wartete, bis sie sich ihm gegenüber gesetzt hatte.
»Nun?«
»Wir sehen ihn morgen früh um zehn Uhr.«
Matthew drückte seine Zigarette aus und hätte Laurel gern berührt. »Du klingst nicht sehr begeistert.«
»Ich habe ihn an unsere alte Freundschaft erinnern müssen.« Sie sah auf und blickte ihm mit einer Art von überdrüssigem Trotz in die Augen. »Ich hasste es.«
»Du hast eine Aufgabe zu erledigen«, murmelte er und fasste nach ihrer Hand, ehe es ihm recht zu Bewusstsein kam.
»Ich weiß. Ich habe es nicht vergessen.« Instinktiv verschränkte sie ihre Finger mit seinen. »Es geht nicht darum, ob es mir gefällt.« Es war ihr klar, dass sie jetzt nicht mehr zurückkonnte, nicht, nachdem sie dieses Foto gesehen hatte – nicht, wenn sie sich vorstellte, was Susan Fisher empfunden hätte, wenn sie es gesehen hätte.
Als die Kellnerin neben sie trat, sah Laurel hoch. Sie musste dieses Bild aus ihrem Kopf verbannen. Vielleicht war sie schwach, aber sie musste es. »Martini«, sagte sie impulsiv. »Einen trockenen Martini mit einem Hauch Wermut.«
»Zwei«, sagte Matthew und sah Laurel mit einem schiefen Lächeln an. »Das hilft nur zeitweilig, Laurellie.«
»Für den Augenblick ist es richtig.«
Er nickte und lächelte, weil er sah, dass sie einen Drink nötig hatte. Er lehnte sich zurück und zündete sich eine neue Zigarette an. »Warum erzählst du mir nicht von den Trulanes?«
»Was soll ich dir erzählen?«
»Alles, Laurellie.«
»Na schön – aber nenn mich nicht bei diesem Namen. Zuerst also die Vorgeschichte«, fing Laurel an. »›Heritage Oak‹ wurde Anfang des neunzehnten Jahrhunderts errichtet. Die Plantage war riesig und reich. Den Trulanes gehört immer noch mehr Land in diesem Teil von Louisiana als jedem anderen. Neben Baumwolle und Viehzucht beschäftigten sie sich mit dem Schiffsbau. Nach dem Krieg haben die Gewinne daraus die Plantage am Leben erhalten. Soweit man zurückdenken kann, haben die Trulanes in New Orleans immer eine wichtige Rolle gespielt, gesellschaftlich, finanziell und politisch. Ich bin sicher, Grandma kann dir eine Menge Geschichten über sie erzählen.«
»Zweifellos«, pflichtete Matthew ihr bei. »Aber überspring die alten Zeiten etwas und berichte mehr aus diesem Jahrhundert.«
»Ich wollte dir nur den Hintergrund schildern.« Laurel nahm einen Schluck aus ihrem Glas und spielte mit dem Strohhalm. »Beauregard Trulane …«
»Wie bitte?«
»Es gibt immer einen Beauregard«, sagte sie hochmütig. »Er erbte ›Heritage Oak‹ nach seiner Hochzeit. Er hatte drei Kinder: Marion, Louis und Charles.« Sie lächelte Matthew über ihr Glas hinweg an. »Er war ein riesiger Mann, polternd und theatralisch. Grandma liebte ihn geradezu. Ich habe mich tatsächlich manchmal gefragt … nun ja.« Sie zuckte lächelnd die Schultern. »Seine Frau war schön, eine sehr ruhige, eitle Person. Marion sieht ihr sehr ähnlich. Tante Ellen – so habe ich sie genannt – starb weniger als sechs Monate nach meiner Mutter. Ich war damals ungefähr sechs … In meiner Vorstellung habe ich die beiden immer ein wenig verwechselt.«
Mit einem Schulterzucken leerte sie ihr Glas, ohne zu bemerken, dass Matthew eine neue Runde bestellte. »Wie dem auch sei, nach ihrem Tod verfiel der alte Beau mehr und mehr. Louis fing an, sich um die Geschäfte zu kümmern. Eigentlich war er noch viel zu jung, um mit all den Problemen fertig zu werden, aber er hatte keine andere Wahl. Er musste damals ungefähr achtzehn oder neunzehn gewesen sein, und ich nehme an, ich habe ihn da schon angehimmelt. Für mich war er eine Mischung aus einem Märchenprinz und Robin Hood. Zu mir war er nett,
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