Affaere im Paradies
lachte immer und war voller Späße. Und so möchte ich ihn auch in Erinnerung behalten«, flüsterte sie und starrte auf ihren neuen Drink hinunter.
»Die Dinge ändern sich«, sagte Matthew knapp. Wie kommt ein Mann gegen Kindheitserinnerungen an? fragte er sich frustriert bei Laurels Gesichtsausdruck. »Du bist kein Kind mehr, Laurel.«
Sie sah ihn mit festem Blick an. »Nein, aber ein Großteil meiner Ansichten über Louis sind die eines Kindes.«
Er neigte den Kopf und zwang sich zur Ruhe. »Erzähl mir von Marion.«
»Sie ist einige Jahre älter als Louis und wie ich schon sagte, sieht sie aus wie ihre Mutter. Als ich jung war, habe ich sie immer als meine Fee betrachtet. Sie war so eindrucksvoll und schön.«
Das Bild dunkler Eleganz und makelloser Haut schoss ihm durch den Kopf. »Ja, das ist mir auch aufgefallen.«
»Sie ist zu alt für dich«, sagte Laurel, ohne nachzudenken, und sah Matthew stirnrunzelnd an, als er in Lachen ausbrach. »Halt den Mund, Matthew, und lass mich zu Ende erzählen.«
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte er ironisch.
»Marion pflegte mich zu sich einzuladen«, fuhr Laurel fort und leerte hastig ihren zweiten Martini. »Sie bot mir Tee und Gebäck in ihrem Salon an. Sie wusste, dass ich Louis anbetete, und sagte immer, ich solle mich beeilen und schneller groß werden, damit Louis mich heiraten könne. Ich verehrte auch sie.«
»Sie hat nie geheiratet?«
»Nein. Grandma meint, sie sei zu wählerisch gewesen, aber ich glaube, sie hatte eine unglückliche Liebesaffäre. Ich war einmal an einem grauen, trüben Tag bei ihr, und da sagte sie mir, es reiche, wenn eine Frau einmal eine große Liebe in ihrem Leben gehabt habe. Damals dachte ich natürlich, sie spreche von Louis und mir, aber als ich älter wurde und mich daran erinnerte, wie sie dabei ausgesehen hatte …« Seufzend griff Laurel nach ihrem Glas. »Frauen wie Marion sind sehr sensibel und leicht verletzbar.«
Matthew sah sie an, die weiche Haut, weiche Lippen, weiche Augen. »Ist das so?«
»Charles war anders.« Laurel verdrängte die Erinnerung und lehnte sich mit ihrem Drink zurück. »Ich glaube, er war ein wenig wie Curt, und ich sah ihn als zweiten Bruder. Er war verträumt und zerstreut. Er wollte Künstler werden, und wenn er nicht malte, dann las er oder hielt sich am Jackson Square auf. In der großen Halle hatte man einige seiner Bilder ausgestellt – bis er verschwand.«
»Mit der ersten Mrs. Trulane«, fügte Matthew hinzu.
»Ja, vor zehn Jahren. Es war ein scheußlicher Skandal, der eine Menge Kummer mit sich brachte und für reißerische Schlagzeilen sorgte.« Bei dem Gedanken an diese gegensätzlichen Loyalitäten schüttelte sie seufzend den Kopf. Die Martinis machten ihr alles leichter. »Grandma könnte dir darüber sehr viel mehr erzählen, aber soweit ich mich erinnere, kam Louis eines Tages von einer Geschäftsreise zurück und musste feststellen, dass Elise und Charles verschwunden waren. Unter der Dienerschaft verbreitete sich das Gerücht, sie hätten ihm einen Brief hinterlassen. Das meiste ihrer Garderobe und Charles’ sämtliches Malgerät waren auch nicht mehr da.«
Laurel sah an Matthew vorbei, ohne zu bemerken, dass sich die Bar füllte. Jemand spielte Klavier im Hintergrund. »Damals hat sich Louis verändert. Er hat sich von allen zurückgezogen. Bei den wenigen Malen, die ich ihn dann noch gesehen habe, war er kein fröhlicher Mensch mehr. Soweit ich weiß, hat er niemals etwas von Charles oder Elise gehört. Vor ungefähr vier Jahren hat er die Scheidung beantragt. Marion berichtete mir, er habe es aus rein gesetzlichen Erwägungen heraus getan, aber dass er sehr, sehr verbittert war. Sie machte sich über ihn Sorgen. Und seine zweite Eheschließung war für jedermann eine Überraschung.«
Versonnen sah sie dem Rauch seiner Zigarette hinterher. »Ich rief an, weil ich erstens hoffte, dass er wirklich glücklich sei und weil zweitens Louis Trulanes neue Heirat eine gute Geschichte abgab. Er klang fast wie früher – älter, gewiss, aber etwas von seiner ehemaligen Lebensfreude war wieder da. Er wolle mir kein Interview geben, sagte er …« Stirnrunzelnd versuchte sie, sich an seine Worte zu erinnern. »Er sagte, er habe ein Kind geheiratet und wolle eine Zeitlang in Ruhe gelassen werden.«
Matthew drückte sorgfältig seine Zigarette aus. »Was weißt du über die erste Mrs. Trulane?«
»Kaum etwas.« Laurel blickte auf und lächelte trocken. »Außer, dass ich
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