Affaere im Paradies
Tages.
»Die Sache ist also noch nicht so aus der Welt, wie Trulanes es gerne hätten«, bemerkte Olivia. »Nun, Matthew, Mord und Geheimnisse halten das Blut in Wallung, aber Sie erzählen mir dies alles doch nicht, um meine Arterien vor der Verkalkung zu bewahren!«
Er grinste. Sie brachte ihn immer dazu. Er lehnte sich zurück und lauschte den Geräuschen der Nacht. »Ich weiß, was man über die Trulanes wissen sollte, und Laurel hat mir noch einige Dinge mehr erzählt – durch die rosarote Brille gesehen«, fügte er hinzu.
»Ein Anflug von Eifersucht ist gesund«, fand Olivia. »Das treibt Sie an.«
»Worauf ich hinauswollte«, sagte Matthew trocken, »ist, dass Sie mir von Trulanes erzählen.«
»Schön. Wir werden in den Garten gehen. Ich werde steif, wenn ich so lange sitzen muss.«
Matthew nahm die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und half ihr auf. Sie war klein, es überraschte ihn immer wieder. Sie hatte einen leichten Gang. Wenn sie in ihren Gelenken Schmerzen hatte oder eine Behinderung verspürte, so zeigte sie es nicht. Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er sei verrückt nach ihr. Fünf Minuten nach ihrem ersten Kennenlernen hatte er Gefallen an ihr gefunden, und es war ihm nie schwer gefallen zu verstehen, warum sie eine der umworbensten Schönheiten der Gegend gewesen sein musste – erst als Mädchen, dann als Frau, später als Witwe.
»Marion wurde in Frankreich erzogen«, fing Olivia an. »Es gab Gerüchte über eine unglückliche Liebesgeschichte, aber sie hat nie ein Wort darüber verloren. Sie ist still, aber scharfsinnig, das war sie immer. Bei all ihren karitativen Engagements und eleganten Manieren ist sie auch ein Snob. Ich mag das Mädchen recht gern, aber sie ist nicht wie ihre Mutter, wie manche Leute gerne annehmen.«
Matthew lachte und tätschelte Olivias Hand, die sie unter seinen Arm gehakt hatte. »Ich wusste, Miss Olivia, dass ich von Ihnen die ungeschminkte Wahrheit hören würde.«
»Ich hasse Umwege. Nun, Charles war wie seine Mutter«, sprach sie weiter. »Ein gut aussehender Junge, den Kopf in den Wolken. Doch er besaß Talent. Er hatte Hemmungen, es zu zeigen, aber er besaß Talent. Eines seiner Aquarelle hängt bei mir im Salon.«
Dann musste er gut gewesen sein, überlegte Matthew. Olivia mochte wohl die Versuche eines jungen Nachbarn käuflich erwerben, aber sie würde sie nie in »Promesse d’Amour« aufhängen, wenn sie es nicht wert waren.
»Ich war von ihm enttäuscht, dass er mit der Frau seines Bruders durchbrannte.« Da ihr Matthews ironischer Seitenblick auffiel, drohte sie ihm mit dem Zeigefinger. »Ich habe meine Standards, Yankee. Wenn Louis’ Frau und sein Bruder sich haben wollten, dann hätten sie es ehrlich sagen sollen, statt sich mitten in der Nacht wie Diebe davonzuschleichen. Louis hätte es leichter überwunden.«
»Erzählen Sie mir von ihm.«
»Er war Laurels erste Liebe.« Sie lachte auf bei Matthews Gesichtsausdruck. »Beruhigen Sie sich, Matthew, jede Frau hat das Recht auf einen Märchenprinzen. Als er jung war, war er ein lebenslustiger, aufregender Mann. Er ging in seiner Familie und deren Geschäft ganz auf, aber er war nicht langweilig oder spießig. Damit hätte ich mich nie begnügt. Ich glaubte, er liebte seine erste Frau zutiefst und der Verrat zerstörte ihn. Es war auch nicht gerade eine Hilfe, als Gerüchte umliefen, sie habe ein Kind von Charles erwartet.«
»Sind Sie je Anne Trulane begegnet?«
»Nein, Louis war sehr selbstsüchtig mit ihr, und ich hatte das Gefühl, er habe ein Recht dazu.« Sie seufzte und brach eine Blüte von einer Azalee. »Sie planten einen Empfang für den September. Marion erzählte mir, es würde eine riesige, spritzige Angelegenheit werden, Anne in die Gesellschaft von New Orleans einzuführen. Sie sagte, das arme Kind sei bei diesem Gedanken zwischen Aufregung und Schrecken hin und her gerissen. Ich gebe zu, ich war neugierig, sie aus der Nähe kennen zu lernen. Man sagte, sie sehe Elise ähnlich.«
»Man?« wiederholte Matthew.
»Das Hauspersonal.« Sie wandte sich dem Hause zu und erinnerte sich flüchtig an die Zeiten, wo sie stundenlang im Garten spazieren gehen oder herumrennen konnte. »Wenn ich wissen möchte, was in ›Heritage Oak‹ los ist, dann frage ich meine Köchin. Sie erzählt mir dann, was deren Köchin ihr erzählt hat.« Sie seufzte genüsslich auf. »Ich liebe Spionage.«
»Erinnern Sie sich an Elise Trulanes Aussehen?«
»Mein Gedächtnis ist zweimal
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