Affaere im Paradies
Schultern und strich sich gelegentlich über ihren Rock. »Lass es mich so ausdrücken, Matthew: Ich habe Kreolenblut in mir.«
Er konnte nicht umhin zu lächeln. »Gespenster, Laurel?«
»Die Atmosphäre«, korrigierte sie ihn und fühlte sich zu etwas angestachelt, was sie lieber für sich behalten hätte. »Ich bin in diesen Sümpfen gewesen. Dort gibt es Blumen, wo man sie am wenigsten erwarten würde, kleine Flecken von Prärie, blaue Reiher, ruhiges Gewässer.« Sie drehte sich auf ihrem Sitz, sodass der Wind ihr ins Haar fuhr und es zum Fenster hinausflattern ließ. »Dort gibt es auch Treibsand, scheußlich kleine Insekten und Schlangen. Schatten.« Frustriert wandte sie den Kopf zurück und starrte durch die Windschutzscheibe. »Mir hat es dort nie gefallen. Es ist unheimlich. Es gibt Stellen, zu denen die Sonne nie vordringt.«
»Laurel.« Matthew hielt den Wagen am Eingang zu ›Heritage Oak‹. »Du lässt dich schon wieder von Kindheitseindrücken leiten. Es ist eine Gegend, das ist alles.«
»Ich kann dir nur sagen, wie ich empfinde.« Sie sah ihm in die Augen. »Und offensichtlich wie Anne Trulane empfand.«
»Na schön.« Im ersten Gang fuhr er das Auto zwischen die hohen Backsteinsäulen. »Aber für den Augenblick lass uns auf die Lebenden konzentrieren.«
Die Eichen, die die Auffahrt säumten, waren alt und hoch, das spanische Moos, das von ihnen herunterrankte, graugrün und uralt. Es hatte sich nicht verändert, fand Laurel auf den ersten Blick, ebenso wenig wie das Haus selbst.
Der Backsteinbau war schon gealtert, noch ehe sie geboren worden war. Es gab schwache Anzeichen von Verfall, aber die waren schon vorhanden gewesen, solange sie sich erinnern konnte. Der Stil des Hauses war klar und deutlich, nicht so spielerisch wie »Promesse d’Amour«, aber nicht weniger schön. Es war von einem gedämpften Rot und hatte schwarze Balkone, deren zierlicher Schwung die Arroganz des Hauses nicht minderten. Wenn Laurel den Besitz ihrer Vorväter mit einer Frau verglich, dann ähnelte »Heritage Oak« einem Mann, kühn und zeitlos.
»Wie lange ist es schon her«, murmelte sie, während sie aus dem Wagen stieg. Wieder etwas ruhiger geworden ging sie mit Matthew auf die breite, weiße Veranda zu. »Lass mich das hier in die Hand nehmen«, sagte sie. »Ich kenne Louis und Marion.«
»Kannte«, korrigierte er sie. Ihm war die Art, wie sie das Haus betrachtet hatte, nicht entgangen. Es lag ein gewisses Glitzern in ihren Augen. »Menschen pflegen sich zu verändern. Ich will dir nichts versprechen, Laurel, aber ich werde mich nicht einmischen, solange ich es nicht für notwendig halte.«
»Du bist ein harter Mann, Matthew.«
»Ja.« Er hob den Türklopfer und ließ ihn gegen das Portal aus Honduras-Mahagoni fallen.
Eine hoch gewachsene, eckig gebaute Frau kam an die Tür. Nach einem kurzen Blick auf Matthew richteten sich ihre nussfarbenen Augen auf Laurel. »Die kleine Miss Laurel«, murmelte sie und hielt ihr zwei dünne Hände hin.
»Binney. Wie schön, dich wiederzusehen.«
Josephine Binneford, die Haushälterin, hatte sich, seitdem Laurel sie vor zehn Jahren zum letzten Male gesehen hatte, wenig verändert. Ihr Haar war grauer geworden, aber sie trug es noch immer in einem strengen Nackenknoten. Vielleicht hatte sie ein paar Falten mehr im Gesicht bekommen, aber sie fielen Laurel nicht auf.
»Die kleine Miss Laurel«, wiederholte Binney. »So eine feine, schöne Dame heute. Keine zerkratzten Knie mehr?«
»Nicht in der letzten Zeit.« Lächelnd beugte Laurel sich vor und strich ihr über die Wange. Sie roch nach Wäschestärke und Flieder. »Du siehst ganz wie früher aus, Binney.«
»Du bist noch immer viel zu jung, um zu wissen, wie schnell die Zeit verfliegt.« Sie trat zurück und bat sie ins Haus hinein, ehe sie die Tür wieder vor dem gleißenden Sonnenlicht und der Hitze zumachte. »Ich werde Miss Marion sagen, dass Sie hier sind.«
Mit einem arthritischen Humpeln ging sie ihnen in den Salon voran. »Revenez bientôt«, murmelte sie und drehte sich zu Laurel um. »Cette maison a besoin de jeunesse.« Damit wandte sie sich ab und ging die Treppe nach oben.
»Was hat sie gesagt?« fragte Matthew, während Laurel hinter ihr herstarrte.
»Nur, dass wir wiederkommen sollen.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust, als fröstelte sie plötzlich. »Sie sagt, das Haus brauche die Jugend.« Sie ging in den Salon hinein.
Wenn auch die Menschen sich veränderten, dachte Laurel, dies bleibt
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