Affaere im Paradies
bleiben. »Tut mir Leid. Ich wollte nicht sticheln. Brewster«, fuhr sie rasch fort, »wir wissen, dass er glaubte, in Anne verliebt zu sein und von ihr wollte, dass sie Louis verließ. Keine Mutmaßung da, weil er es ja selbst erzählt hat.« Sie unterstrich dick Brewsters Namen und sprach weiter. »Wir haben auch Marions Bestätigung für den ersten Teil und kennen auch Annes Reaktion darauf. Mein zweites Gespräch mit Louis bringt mich zu der Annahme, dass er entweder nicht über Brewsters Gefühle Bescheid wusste oder sie für nicht so wichtig hielt, um sich Gedanken darüber zu machen, da Brewster immer noch von seiner Firma beschäftigt wird.«
Laurel massierte sich den Nacken, das erste, sichtbare Zeichen dafür, dass sie müde war. »Zusammenfassend können wir den Schluss ziehen, dass Anne ohne irgendeinen Druck von dritter Seite wohl kaum in den Sumpf gegangen wäre – und dass es noch unwahrscheinlicher ist, dass sie sich noch tiefer vorgewagt hätte, außer sie habe keine andere Wahl gehabt. Meiner Meinung nach ist Brewster immer noch der Hauptverdächtige.«
Matthew blätterte in seinem Block, bis er zu einem andern Teil der Notizen kam. »Ich habe mich heute mit Curt unterhalten.«
»So?« Laurel sah zu ihm auf und versuchte, zwischen seiner Bemerkung und ihren Worten eine Verbindung zu finden.
»Ich suchte eine Bestätigung für eine meiner Theorien.«
»Was hat Curt denn mit dieser Sache zu tun?«
»Er ist Rechtsanwalt.« Mit einem Schulterzucken steckte Matthew sich eine Zigarette an. »Wie sich herausstellte, hatte ich mehr Glück, als ich erwarten konnte. Curt arbeitet für eine Firma, die Elise Trulanes Vermögen verwaltet.«
Laurel stellte die Flasche wieder hin, die sie hochgenommen hatte. »Matthew, was hat das denn mit dieser Geschichte zu tun?«
»Eine ganze Menge, wie mir scheint. Hör zu.« Wieder blätterte er in seinem Notizblock. »Fünfzigtausend Dollar plus zehnjährige Zinsen wurden nie angerührt. Charles Trulanes Geld setzt Schimmel an. Unberührt. Zweifellos sind sehr diskrete und, da bin ich sicher, sehr gründliche Nachforschungen im Auftrag der Bank vorgenommen worden, um seinen Aufenthaltsort zu ermitteln.« Er blätterte einige Seiten zurück und sah dann Laurel direkt in die Augen.
»Weder für Elise noch Charles Trulane ist je eine Vermisstenanzeige gemacht worden.«
»Worauf willst du hinaus?«
Sorgfältig legte Matthew seinen Block hin. »Du weißt, worauf ich hinauswill, Laurel.«
Laurel verspürte den Wunsch, sich zu bewegen, und stand vom Tisch auf. »Du glaubst, sie sind tot«, sagte sie tonlos. »Vielleicht sind sie das auch. Sie hätten einen Unfall haben können und …« Sie brach ab, und er wusste, dass sie denselben Gedankengängen gefolgt war, die er auch hatte. Laurel drehte sich wieder zu ihm um und sah ihm voll ins Gesicht. »Du glaubst, sie waren tot, ehe sie aus ›Heritage Oak‹ verschwanden.«
»Das ist mehr als nur eine Möglichkeit, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht.« Sie presste die Fingerspitzen gegen die Schläfen und versuchte, logisch zu denken. »Es wäre möglich, dass sie sich aus dem Staub gemacht haben, ihre Namen änderten, nach Europa oder in den Orient oder sonst wohin gefahren sind.«
»Wäre möglich«, stimmte er ihr zu. »Aber da bleiben doch noch genügend Zweifel, oder nicht?«
»Ja, schon.« Sie atmete tief ein. »Und falls wir dieser Spur nachgingen und annähmen, dass ihr Verschwinden irgendwie mit Annes Tod zusammenhängt, dann ist Brewster nicht mehr verdächtig. Aber warum?« wollte Laurel wissen. »Wer hätte ein Motiv haben können außer Louis, und er war nicht in der Stadt.«
»War er?« Matthew stand auf, er wusste, bei allem, was Louis Trulane betraf, musste er vorsichtig sein. »Er besitzt sein eigenes Flugzeug, nicht wahr? Er steuert es selbst – oder tat es. Du weißt, welche Möglichkeiten es da gibt, Laurel.«
Sie wusste es. Ein unerwartetes Auftauchen, die ahnungslosen Liebenden werden überrascht. Der Wahnsinn des Augenblicks. In einem kleinen Privatflugzeug konnten die Leichen überall hingebracht worden sein. Bleich drehte Laurel sich zu Matthew um. Er war darauf gefasst, dass sie Einwände hätte oder ausweichen würde. Natürlich, sie könnte weder das eine noch das andere tun.
»Es wird nicht leicht sein – vielleicht unmöglich«, setzte sie mit ruhiger, professioneller Stimme hinzu, »die landenden und abgehenden Flüge einer Nacht von vor zehn Jahren zu überprüfen.«
»Ich werde
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