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Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition)

Titel: Afghanistan, Srebrenica & zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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Reporterin, wurde vom nächsten Feuerstoß erfasst und blieb reglos liegen.
    „He, Mann!“ schrie der Unteroffizier und mit Verzweiflung in der Stimme: „Warum nur? Warum?“
    Der Junge indes war nicht weitergekrochen. Regungslos jetzt lag er da, den kurzgeschorenen Kopf mit in den Kindernacken heruntergerutschter Mütze ein wenig erhoben.
    „Kopf runter!“ schrien der Unteroffizier und die Reporterin wie aus einem Munde.
    Der Unteroffizier wandte konsterniert den Kopf zu Anica um. Sie wunderte sich über seinen perplexen Gesichtsausdruck, nur für kurze Zeit war sie bewusstlos gewesen, hatte es momentan nicht mal registriert. Die Gedankenblitze des Todes waren zunächst wie weggewischt.
    Djmal blieb reglos liegen, den Kopf noch immer angehoben, als lausche er auf etwas, was er zwar hören, aber nicht zu deuten vermochte.
    Die Reporterin und der Unteroffizier robbten zu ihm hin und drückten ihm den Kopf gewaltsam ins Gras. Sie legten je einen Arm um seinen Rücken, fassten ihn unter den Achseln, drehten ihn um und robbten zurück, den Jungen zwischen sich mitziehend. Erneut prasselte um sie herum Kugelhagel ins Gras, die Erde aufreißend und kleine Fontänen aufwirbelnd. Sie hörten jetzt die trockenen Abschüsse der Granatwerfer vor sich und die darauffolgenden Detonationen der Geschosse hinter sich, bei den Serben.
    Während der Unteroffizier gemeinsam mit der Journalistin den Jungen weiter neben sich herzog, bekam er das schmerzhafte Gefühl, sich die Hand verrenkt zu haben. Er wischte sich das Gras von den Augenbrauen und erblickte vor sich den Hang und zwei der Soldaten, die ihnen gefolgt waren. Nun begriff er, dass die Serben sie hier nicht mehr sehen konnten. Er gab der Reporterin Zeichen und setzte sich ins Gras. Anica zog den Körper des Jungen auf ihre Knie, sah zum ersten Mal wieder sein Gesicht, blutüberströmt, von Steinen zerschrammt und harter Erde zerkratzt, vom Gras zerschnitten und grün gezeichnet, die Augenlider geschlossen.
    „Geben Sie ihn mir“, sagte der Unteroffizier.
    „Nicht nötig“, widersprach die Reporterin.
    „Ich trage ihn!“ sagte er im Befehlston.
    „Gemeinsam“, entgegnete Anica.
    Der Unteroffizier griff den Jungen bei den Achseln, während die Journalistin ihn unter den Knien fasste. Und wie sie fest zupackte, spürte sie einen heftigen Schmerz. Ihre Hand blutete. Sie krümmte die Finger, sie ließen sich bewegen. Also war nichts gebrochen, nur das Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger war bis auf den Knochen von einer Kugel zerfetzt.
    Der Junge schlug die Augen auf, stöhnte.
    „Er lebt“, sagte einer der Soldaten. „Ist nicht umsonst, dass ihr alles drangesetzt habt. Nicht wahr, Unteroffizier?“
    „Warum bist du dummer Kerl bloß zu den Serben hingekrochen?“ fragte der Vorgesetzte den Jungen, ohne auf die Worte seines Untergebenen einzugehen. „Warst du denn total verrückt?“ Als ob alles Fragen irgendeinen Sinn hätte.
    „Ist ja gut“, antwortete der Junge. Und mit matter Stimme wiederholte er: „Ist ja gut...“
    „Gar nichts ist gut, Djmal“, rief die Reporterin kopfschüttelnd.
„Miladin ist tödlich getroffen“, sagte jener zweite Soldat, der nachgefolgt war und die beiden Retter eingeholt hatte. „Kann man ihn nicht holen? Die Serben schießen doch nicht mehr.“
    „Später“, entgegnete der Unteroffizier. „Vielleicht, wenn es dunkel ist.“
    „Lassen Sie mich zupacken“, sagte der Soldat, und anstelle der Reporterin fasste er den Jungen unter.
    Die beiden Soldaten trugen Djmal, während Anica nebenher ging und die Verletzungen des Jungen taxierte.
    „Sie sind selbst schwer genug verletzt“, sagte der Unteroffizier, der sie beobachtete.
    „Sind ja gleich da“, beruhigte der Soldat.
    Der Unglücksrabe, der den Jungen in das Verhängnis geführt hatte, stand noch wie angewurzelt am selben Fleck. Sein Gesicht sah kreidebleich aus, als die Soldaten und die Reporterin mit dem Jungen an ihm achtlos vorübergingen.
    „Und den Kameraden hat man dort gelassen“, hörten sie ihn hinter sich sagen. „Ist er tot?“
    „Wäre er noch am Leben, dann hätten wir ihn bestimmt nicht zurückgelassen“, erwiderte jener zweite Soldat. In seinem Tonfall schwang Verachtung mit.
    Am zweiten Panzerwagen angekommen wurden die Verletzten in Empfang genommen und verarztet.
    „Ist es schlimm?“ fragte der Übeltäter, seine Augenlider zuckten. Der Unteroffizier wandte sich von dem Sanitäter ab, der ihm die Hand verband. „Ein Todesopfer ist zu

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