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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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GLÜCK
    Anthony und ich waren seit etwa zwei Jahren ein Paar, als ich plötzlich schwanger wurde. Ich merkte es ziemlich rasch, die Symptome waren deutlich, keinen Augenblick zweifelte ich daran, dass ich ein Baby erwartete. Ich erzählte niemandem davon.
    Ich freute mich – auch wenn das vielleicht schwer zu verstehen ist. Freute mich tief in meinem Innersten und das Glück breitete sich in mir aus, wie die Hormone, die langsam, aber stetig meinen Körper veränderten. Man hat mir die Schwangerschaft lange nicht angesehen, mein Bauch blieb flach, alles verlagerte sich zunächst an die Seiten. Ich hielt es nicht für nötig, irgendjemanden einzuweihen, es war mein süßes Geheimnis, das niemanden etwas anging. Nur mich und Anthony.
    Ich malte mir aus, wie er bei seinem nächsten Besuch reagieren würde. Ich wollte es ihm persönlich sagen, nicht am Telefon. Wir hielten es so, dass er mich auf dem Apparat meiner Eltern anrief, der in unserem Hausflur stand. Von Anfang an hatte Anthony das regelmäßig und verlässlich getan. Ich fragte ihn, wann er wiederkäme. Er wich mir aus und erwähnte Schwierigkeiten, die er erst klären müsse. Probleme mit seinem Restaurantpartner. Er käme bald. Wann, das wisse er noch nicht.
    Und dann hörten seine Anrufe auf. Zuerst hatte ich es gar nicht bemerkt, so beschäftigt war ich mit mir selbst gewesen, mit der Schule, den körperlichen Veränderungen. Ich machte mir keine Sorgen. Ging weiterhin zur Schule, war im zweiten Jahr des Gymnasiums und musste viel lernen. Ich traf mich mit Schulkameradinnen für die Prüfungsvorbereitungen. Im letzten Trimester standen wichtige Examen an, die darüber entschieden, ob man die nächste Stufe erreicht oder nicht.
    Trotz meiner Schwangerschaft bestand ich alle Prüfungen mit guten Noten – wie immer. Die Ferien gingen vorüber, das neue Schuljahr begann und immer noch merkte niemand, was mit mir los war. Mir war das nur recht. Ich weiß noch, auf welchem Platz ich saß, als das dritte Jahr am Gymnasium anfing. Und dann, irgendwann, ging ich einfach nicht mehr hin. Die Schule wurde zu beschwerlich. Ich musste mich oft übergeben. Damals war ich vielleicht im sechsten Monat. Ich wollte das Kind und durfte es nicht gefährden. Auf einmal war die Schwangerschaft nicht mehr zu verheimlichen, und die Nachricht ging herum wie ein Lauffeuer: Oh Gott, die Harriet ist schwanger!
    Das Seltsame war, dass niemand offen mit mir darüber redete. Der Haussegen hing schief, das war klar. Meine Mutter war stinksauer auf mich. Ließ mich links liegen. Spielte Katz und Maus mit mir. Anthony rief immer noch nicht an. Oder war ich vielleicht gerade nicht zuhause, wenn er sich meldete? Und niemand hielt es für nötig, es mir auszurichten? Sicherlich war es so. Bald würde er mir sagen, wann er nach Accra käme.
    Doch die Wochen vergingen. Die Situation zuhause wurde unerträglich und ich war der Meinung, dass Anthony endlich erfahren musste, in welchen Umständen ich mich befand. Ich besaß keine Londoner Nummer von ihm, schließlich hatte ich sie zuvor noch nie gebraucht. Doch jetzt besorgte ich sie mir über einen gemeinsamen Freund. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich traute, sie zu wählen. Als ob ich ahnte, dass es nichts Gutes bringen würde. Bislang hatte ich keinen Grund gehabt, ihn anzurufen. Bislang hatte sich Anthony regelmäßig bei mir gemeldet. Irgendwann wählte ich die Nummer dann doch. Eine Frau war am Apparat. Ich bat darum, Anthony sprechen zu dürfen. Die Frau wurde wütend, legte schließlich auf. Anthony rief immer noch nicht an.
    Inzwischen machte man mir zuhause das Leben zur Hölle. Der Familienrat, der hauptsächlich aus meiner Mutter bestand, hatte beschlossen, dass ich das Kind abzutreiben hätte. Noch immer sprachen sie nicht mit mir. Es waren Bemerkungen meiner Schwester, die sie wie nebenbei fallen ließ, die mich aufschrecken ließen. Aber ich wollte nicht abtreiben.
    Hätte ich abtreiben wollen, wäre das ganz einfach gewesen. Dann hätte ich das schon viel früher getan. Die älteren Schülerinnen hatten genügend Erfahrung; die wussten, wie man so etwas macht. Immer wieder kam es bei uns vor, dass ein Mädchen die älteren Studentinnen um Rat fragte, und immer wusste eine, was in einem solchen Fall zu tun war. Die Familie zuhause bekam überhaupt nichts davon mit. Daher wäre es für mich ein Leichtes gewesen, das Kind abzutreiben, nachdem ich meine Schwangerschaft bemerkt hatte.
    Aber ich wollte das Kind. Von Anfang an. Zu

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