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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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Kirchengemeinde gefehlt. Anthony hatte zu Beginn unseres Aufenthalts von seinen britischen Arbeitgebern ein Informationspaket bekommen, das alle wichtigen Adressen enthielt. Ich wusste, dass darunter auch die Anschrift einer anglikanischen Kirche gewesen war, konnte mich allerdings nicht daran erinnern, wo sich diese befand. Mary-Ann lud mich ein, sie zu einer afrikanischen Gospelgemeinde zu begleiten, in der sie aktives Mitglied war.
    Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich war, als ich endlich wieder an diesen leidenschaftlichen und bewegenden Gottesdiensten teilnehmen konnte. Bei uns Afrikanern ist ein Gottesdienst ein Fest: Alles wird mit Inbrunst und Leidenschaft durchlebt, die Gebete, die Predigten, die Hymnen. Vor allem die Musik spielt bei uns eine wichtige Rolle und jede Gemeinde verfügt über ausgezeichnete Gospel-Chöre. Da wird gesungen,geklatscht und getanzt und am Ende hat man tatsächlich das Gefühl, eine seelische Erneuerung erlebt zu haben.
    Mary-Ann hatte mich in diese Gemeinde eingeführt, wofür ich ihr dankbar war. Unter der Woche arbeitete ich rund um die Uhr, aber der Sonntag gehörte meinem Gott und meinen Freunden. In afrikanischen Kirchen ist es nicht so, dass man da einfach nur hingeht und am Gottesdienst teilnimmt, sondern für jedes Geschlecht und Alter gibt es anschließend Gruppen: für die kleinen Kinder, die Jugendlichen, für Frauen und Männer. Es werden alle möglichen Dinge organisiert und ich stürzte mich mit Begeisterung in die neuen Aufgaben.
    Für Afrikaner ist es das sprichwörtlich »Allerletzte«, wenn man die Scheiße anderer Menschen aufputzen muss, weshalb eine Klofrau auch einen denkbar schlechten Ruf genießt. Sie steht auf der sozialen Leiter ganz unten und wird von der afrikanischen Gesellschaft, die auf Prestige und Anerkennung ausgerichtet ist, nicht akzeptiert. Darum hatte ich meine abendliche Nebentätigkeit zugunsten meiner Bukom-Kinder geheim gehalten. Nur Mary-Ann wusste davon. Wir hatten im Frauenhaus Freud und vor allem Leid miteinander geteilt, ihr hatte ich kein Geheimnis verschwiegen. Ich wollte diesen Kindern die Ausbildung ermöglichen, wofür ich es auf mich genommen hatte, als Klofrau zu arbeiten. Meiner Meinung nach ist man kein Mensch zweiter Klasse, wenn man einer solchen Arbeit nachgeht. Ich empfand keine Scham dabei – im Gegenteil. Doch die auf ihr Ansehen bedachten vornehmen Afrikanerinnen in der Kirchengemeinde brauchten das nicht zu wissen.
    Die Gottesdienstbesuche und das Zusammensein mit Menschen aus meiner Heimat gaben mir so viel. Allerdings war ich immer wieder ein wenig traurig, weil ich merkte, dass man mich nicht so richtig akzeptierte. Ich habe eine Begabung fürs Organisieren. Meine Arbeit für African Angel beweist das tagtäglich. Ich habe damals gute Vorschläge gemacht, die zwar freundlich angehört, aber nicht in die Tat umgesetzt wordensind. Es hat lange gedauert, bis ich verstand, warum das so gewesen ist.
    Und so stürzte ich mich weiter in die Arbeit. Machte nebenher den Führerschein. Moses, der damals noch studierte, hatte ein eigenes Auto. Als ich wieder einmal bei meinen Freunden war und Mary-Ann geholfen hatte, die Kinder ins Bett zu bringen, da fragte ich ihn, ob er mit mir sonntags nach der Kirche zum Verkehrsübungsplatz fahren und dort ein bisschen mit mir üben würde, damit ich nicht so viele Stunden bräuchte.
    »Wenn ich mit dem Studium fertig bin«, war seine Antwort.
    Aber bis dahin hatte ich meinen Führerschein natürlich schon längst gemacht.
    Und dann geschah eine ganz unglaubliche Sache, die unserer Freundschaft ein jähes Ende bereitete.
    Nach bestandenem Führerschein hatte ich mir ein altes Auto gekauft. Ich hatte nicht viel Geld und suchte so lange, bis ich einen für mich erschwinglichen Wagen fand.
    »Der hat aber nur noch fünf Monate TÜV«, sagte der Händler.
    Doch das war mir egal. Ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nicht, was das bedeutet, denn so etwas wie einen TÜV gibt es in Ghana nicht.
    »Aber er fährt doch, oder?«, fragte ich naiv.
    Der Händler lachte und nickte. Bei der Probefahrt überzeugte ich mich davon, dass der Wagen ausgezeichnet funktionierte. Also kaufte ich ihn.
    Es war eine Arbeitskollegin, die mir nach fünf Monaten erklärte, was TÜV eigentlich bedeutet und dass ich mit abgelaufener Plakette nicht mehr fahren durfte, wollte ich nicht einen Strafzettel riskieren. Das wollte ich natürlich nicht. Also wandte ich mich an meine Freunde und fragte Moses, ob er

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