Afrika Saga 02 - Feuerwind
Nicht dass es so gut geschmeckt hätte, denn eigentlich war der Geschmack ziemlich ekelhaft, schwer zu beschreiben, dumpf und modrig vielleicht, wie etwas, das im Sumpf gelebt hatte. Aber es war nahrhaft, und das zählte. Schon spürte sie, dass sie sich besser und kräftiger fühlte und der Schwindel ganz vergangen war.
Angestrengt versuchte sie, in der tief hängenden Wolkendecke den hellen Schimmer zu entdecken, der ihr verraten würde, wo die Sonne im Augenblick stand, aber da war nur einheitliches Grau. Die ersten Mücken schwirrten herum, und zu ihrer Besorgnis stellte sie außerdem fest, dass der Weg verschwunden war und sich stattdessen ein breiter Schlammfluss durch den Busch wälzte. Orientierungslos irrte sie für längere Zeit auf der Suche nach einem Weg herum, lauschte auf die Geräusche, die ihr die Nähe des Flusses verraten würden, Froschquaken, das Platschen tauchender Vögel, denn der zunehmend weicher werdende Untergrund überzeugte sie davon, dass Wasser in der Nähe sein musste. Mückenschwärme stiegen aus dem Dickicht und fielen über jedes nackte Stückchen Haut her, das sie unvorsichtigerweise unbedeckt gelassen hatte. Sie krempelte ihre Blusenärmel herunter und wickelte sich das Unterhemd um den Hals, sodass nur noch ihre Hände und ihr Gesicht frei waren.
Nachdem jedoch eine Mücke sie unter der Augenbraue gestochen hatte, rieb sie Hände und Gesicht dick mit Schlamm ein, der alsbald zu einer harten, sehr unangenehm spannenden Kruste trocknete. Ihre Stimmung sank, und als sie gewahr wurde, dass das Licht rapide abnahm, war sie auf dem Nullpunkt angelangt. Eine von unzähligen Hufen zertrampelte Schneise lief durch das Gestrüpp, ganz offensichtlich ein Wildpfad, und sie beschloss, diesem zu folgen.
Wildpfade fuhren irgendwann immer ans Wasser.
Anfänglich nahm sie das leise, aber stetige Rauschen im Hintergrund gar nicht wahr, aber allmählich drängte es sich in ihr Bewusstsein. Dann ließen kurze, helle Laute, fast wie das hohe Bellen junger Hunde, sie erst stutzen und schließlich wie angewurzelt stehen bleiben. Es waren die Rufe junger, schlüpfender oder eben geschlüpfter Krokodile, die ihre Mutter herbeizulocken versuchten.
Ganz in der Nähe musste ein Nest sein, und Krokodile bauten ihre Nester direkt am Fluss, manchmal sogar auf schwimmenden Inseln.
Schritt für Schritt bewegte sie sich vorwärts, mehrmals glitschte sie auf dem weichen, unebenen Grund aus, rappelte sich blitzschnell wieder hoch, immer gewahr, plötzlich einem rabiaten Krokodilweibchen gegenüberzustehen. Nach einer scharfen Biegung fiel der Pfad stark ab, und kurz darauf stand sie am Rand eines reißenden, stark angeschwollenen Gewässers. Lehm färbte das Wasser gelb, der wieder einsetzende Regen hämmerte kleine Krater hinein, und starke Strudel zeigten ihr, wo sich unter der Oberfläche Felsen befanden. Das Gelände am anderen Ufer war offener, es wuchs kaum Busch und es stieg deutlich an.
Aufgeregt reckte sie den Hals. Von der Anhöhe auf der anderen Seite müsste es möglich sein, sich orientieren zu können. Doch angesichts des mit urweltlicher Gewalt dahinbrausenden Stroms und die Rufe der Krokodiljungen im Ohr packte sie Verzweiflung. Nur ein Vogel konnte den Fluss sicher kreuzen. Vorsichtig sich an überhängenden Ästen festhaltend, tastete sie sich am Wasserlauf entlang. Unmittelbar hinter einer flach geschliffenen Felsenformation, die quer zur Strömung verlief und hier das Wasser staute, entdeckte sie einen großen Baumstamm. Sein Wurzelwerk, vom Wasser abgespült, lag auf ihrer Seite, die Krone auf dem gegenüberliegenden Ufer.
Zweifelnd betrachtete sie den Stamm. Dick genug, um sie zu tragen, war er allemal, aber er hing kaum einen Fuß über dem Wasser, sodass die starke Strömung ihn immer wieder schwanken ließ. Schon hatte sie entschieden, dass es zu gefährlich war, über den Baum auf die andere Seite zu kreuzen, wollte eben die Böschung wieder hinaufsteigen, als starker Moschusgeruch aus dem Dickicht stieg. Sie gefror. Ein Krokodil musste in ihrer unmittelbaren Nähe aufgetaucht sein. Ganz langsam wandte sie den Kopf.
Es starrte sie aus dem Ried in zwanzig Schritt Entfernung an.
Catherines Gedanken rasten. Konnte das Reptil sie nur wahrnehmen, wenn sie sich bewegte, wie ein Nashorn, oder konnte es sie riechen?
Die zwanzig Schritt würde das Reptil schneller zurücklegen, als sie fliehen konnte, das wusste sie aus Erfahrung. Krokodile waren schnell wie der Blitz auf ihren vier
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