Agenten kennen kein Pardon
irgendeiner Seite einen Brief bekommen werden, der die Freilassung Ihrer Tochter gegen Preisgabe Ihres Geheimnisses ankündigt. Bitte, unternehmen Sie nichts, ohne uns vorher unterrichtet zu haben.«
»Und wenn man meine Tochter tötet?« schrie Prof. Paerson.
»Denken Sie daran, daß es um den Fortbestand der Nation geht.« General McKinneys Stimme wurde beschwörend. »Wenn Sie das Geheimnis Ihrer Atomspaltung an Rußland weitergeben, haben Sie unsere Erde in Flammen gesteckt!«
»Und meine Tochter?« Prof. Paerson hielt sich an der Tischkante fest. Er schwankte, als stehe er auf einem weichen Boden. »Soll ich sie einfach umbringen lassen?«
General McKinney biß sich auf die Lippen. Er schloß die Augen, während er sagte: »Professor Paerson, denken Sie an den Verteidiger des Alkazar in Spanien. Als man seinen Sohn gefangen hatte, durfte er seinen Vater anrufen. ›Vater‹, sagte er, ›man will mich erschießen, wenn du den Alkazar nicht übergibst.‹ Und der General sagte: ›Mein Sohn, ich küsse dich noch einmal. Denk an Spanien und stirb tapfer. Es lebe Spanien!‹ Der Sohn wurde erschossen, der Alkazar wurde gehalten. Es gab einen Sieg!« McKinney schluckte. »Professor Paerson, es geht hier nicht um meine Burg … es geht um unsere Welt …«
Der alte Mann am Apparat von Los Alamos nickte. Dieses Nicken war schwer, der Kopf fiel auf die Brust und erhob sich nur mühsam wieder. »Ich verstehe«, sagte er leise. »Ich verstehe, Herr General … Stirb tapfer, Mabel …«
Der Hörer entfiel seiner Hand. Mit einem röchelnden Laut sank er nach hinten zusammen, in die Arme des herbeispringenden Dr. Bouth.
In Nagoi hielt Dr. Hakanaki die Radiodurchsage des unbekannten Senders in der zitternden Hand. General Simanuschi rang die runzeligen Hände und verlor die Beherrschung über sein Gesicht. Es zuckte, als litte es unter unsichtbaren Schlägen.
»Rußland«, keuchte er. »Dr. Hakanaki … Rußland! Das darf nicht sein! Rußland war es, das Japan den Krieg erklärte, nachdem man ahnte, daß Amerika die Atombomben werfen würde. Rußland, das uns den Markt im Osten streitig macht, das in China gegen uns vorrückt, das in Korea Zugang zu einer Umklammerung sucht. Rußland …« Simanuschi stöhnte auf und lehnte sich gegen den Tisch. »Und Sie glauben, daß diese Meldung des unbekannten Senders stimmt?«
»Ja, Exzellenz.«
»Es ist kein gut gezielter Schuß im Nervenkrieg?«
»Das nehme ich nicht an. Der unbekannte Sender – er muß nach sofortigen Peilungen irgendwo in Rußland, vielleicht am Flußdreieck Wolga - Wetluga - Sura, liegen – hat bisher mit allen Informationen, die er gab, die Wahrheit gefunkt. Es muß sich um eine russische Untergrundgruppe handeln.« Er sah zu Dr. Yamamaschi hinüber, der soeben eintrat. »Ich habe sofort an unseren Agenten in Los Alamos gefunkt. Haben Sie Antwort, Dr. Yamamaschi?«
Der Assistent schüttelte den Kopf. »Nichts«, meinte er bedrückt. »Heinz Behrenz schweigt. Seit drei Tagen.«
Simanuschi fuhr sich erregt über den kahlen, faltigen Schädel. Seine Augen unter den hängenden Fettpolstern waren ohne Glanz.
»Ich werde mich mit Major Kenneth in Verbindung setzen. Er wird als Militärattaché neue Nachrichten haben. Ich werde ihm unsere Hilfe anbieten. Das lenkt ihn auch ab von unseren Projekten.« Er blickte zu Dr. Hakanaki hin. »Übrigens weiß er nichts von den Spaltungen. Es wäre sinnlos, ihn hier eingehend zu befragen.« Das faltige Greisengesicht lächelte. »Sie können den ›Verhandlungsraum‹ wieder ausräumen lassen, Dr. Hakanaki.«
»Wie Sie wünschen, Exzellenz.« Der Physiker hielt noch immer das Blatt mit der Meldung in den Händen. »Ich werde versuchen, mit unserem Mann in Los Alamos in Verbindung zu treten. Er soll versuchen, Gregoronow und Zanewskij zu finden. Unsere Zentrale in New York wird sofort verständigt.«
In Tanarenia war die Wirkung der Meldung, die man durch Zufall auf einer amerikanischen Wellenlänge entdeckte, von weniger großer Wirkung.
Dr. Sebaio und Dr. Ebberling lasen sie durch und sahen sich dann kurz an.
»Der Kampf beginnt«, meinte der Spanier und zerknüllte den Zettel mit der Meldung. »Dr. Paerson wird noch viel zu ertragen haben.«
Ebberling nickte und sah hinüber in das große Labor und durch die Fenster hinaus auf die schlanken Schornsteine des unterirdischen Werkes.
»Ein Segen, daß man Tanarenia nicht kennt und unsere Versuche. Ich bedauere Professor Paerson, Dr. Sebaio. Er ist ein genialer
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