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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seine Aktenmappe ein. »Ich fliege heute mit dem Regierungsflugzeug selbst nach Los Alamos und werde mit Paerson sprechen. Vielleicht haben wir die Möglichkeit, mit falschen, aber glaubwürdigen Angaben die Russen zu täuschen. Wenn Dr. Bouth in der Lage ist, innerhalb drei Tagen eine unmögliche Spaltung technisch und formelgetreu auszuarbeiten, hätten wir vielleicht eine Gelegenheit, neben der Auslösung Miß Paersons den russischen Forschungen durch eine gewaltige Atomexplosion einen Riegel vorzuschieben.«
    »Nicht übel.« Der Staatssekretär erhob sich. Senator Petterson knöpfte sich den Hemdkragen auf. Es war ihm schwül geworden.
    »Wenn man bedenkt«, sagte er, »daß man in zehn Minuten über den Fortbestand der Erde entscheiden kann, kann man an gar nichts mehr glauben.«
    *
    Wenn man aus Tokio hinausgeht, nach Süden hin, liegt der Flußlauf des Roku hinter den Häusern der Riesenstadt. In den weiten Schilfwäldern, die bis nach Kowa reichen, wiegen sich die Blumenboote im trägen, lehmig gelben Wasser. Es sind die Boote, die tagsüber den schwimmenden Markt Tokios bilden, auf denen es Obst gibt, Gemüse, Reis, gebratene Hühner und gesottenen Fisch in Öl. Man kann hier seinen Reisschnaps trinken, den widerlich süßen Sakhi, der schmeckt wie brennendes Zuckerwasser und den Europäer nach zwei Gläsern umwirft, man kann hier seinen Curry essen, seinen Stockfisch mit Sahnetunke und kleinen Klößen aus gesäuertem Fischmehl. Hier, auf diesen Blumenbooten wohnen die fleißigen japanischen Wäscher, die ein Oberhemd blütenweiß und gestärkt mit feinstem Reispuder aus den alten, schmutzigen Bottichen zaubern; es wohnen hier die Geldwechsler, die Lackmaler, die Tonformer, die Korbflechter und des Abends, wenn über Tokio das Lichtermeer der Glühlampen aufflammt, die Armee der Mädchen für käufliche Liebe.
    Seit Tokio der Sitz der amerikanischen Besatzungszentrale ist, herrscht lautes und vielfältiges Leben an diesen Blumenbooten auf dem Roku. Es fällt nicht auf, wenn gut gekleidete Männer aller Hautfarben bei Dunkelheit an den Ufern stehen oder an den Bootsstegen im Schilfwald verhandeln. Eine Blüte ist über die Blumenboote gekommen, ein Wohlstand, wie ihn die Kulis, die Getretenen, die Rechtlosen, die Menschen, deren Sehnsucht eine Handvoll Reis und ein getrockneter Fisch war, es nie erträumten.
    So fiel es auch nicht auf, daß außerhalb Tokios ein kleiner schmutziger Sportwagen parkte und zwei elegant gekleidete Japaner dem Ufer des Roku zugingen. Sie beeilten sich nicht, sondern blieben öfter stehen, blickten auf ihre Armbanduhren und sahen einer Gauklertruppe zu, die auf dem flachen Dach eines Bootes vor einigen angetrunkenen amerikanischen GIs ihre trickhaften Kunststückchen zeigten.
    Die Soldaten amüsierten sich sehr. Ihr Gejohle drang weit über den stillen Fluß.
    Der eine der Japaner schaute wieder auf die Uhr.
    »Noch zehn Minuten, Dr. Hakanaki«, sagte er leise.
    »Es ist gut.«
    Dr. Yamamaschi fühlte in die Rocktasche. Der metallene Griff der Pistole war kalt und glatt.
    »Wollen Sie allein mit ihm sprechen?« fragte er.
    Dr. Hakanaki nickte. »Es ist vielleicht besser. Bleiben Sie in Sichtweite, Yamamaschi. Wenn ich huste, kommen Sie sofort.«
    Sie gingen von dem Gauklerboot fort und wanden sich durch das Schilfdickicht bis zu einem Knick des Flusses durch. Hier, an der seichten Stelle, lagen die Boote der käuflichen Mädchen – die Boote der himmlischen Freude, wie sie der Japaner blumenreich nennt. Es war dunkel hier, man scheute sich, Lampen anzubrennen. Nur auf den Booten in den weit gestreckten Aufbauten, glühten hinter dichten Vorhängen, die ab und zu einen Ritz freigaben, die Kerzen der Blumenmädchen.
    Dr. Hakanaki nickte Yamamaschi zu. Während dieser stehenblieb, ging Hakanaki weiter und trat auf einen Platz, der künstlich als Rastplatz aus dem das Ufer überwuchernden Schilf geschlagen war. Schwach konnte der Zurückbleibende die dunklen Konturen des Mannes gegen den etwas fahleren Nachthimmel sehen.
    Er blieb stehen. Dr. Yamamaschi beugte sich etwas vor und griff in die Tasche. Fest umklammerte er den Griff der Waffe.
    Aus dem Schilf trat eine zweite, dunkle Gestalt. Sie blieb etwa zwei Meter vor Dr. Hakanaki stehen. Der Fremde trug einen weiten, schwarzen Mantel, aus dessen Kragen ein schmaler, blondhaariger Kopf hervorragte.
    Dr. Hakanaki hob erstaunt den Kopf. Es war das einzige Zeichen seiner grenzenlosen Überraschung.
    Ein Europäer, dachte er. Ein

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