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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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trat einen Schritt vor in den Raum. »Ich stehe an dieser Grenze, Henry.«
    Prof. Dr. Shuster zog erregt an seiner Zigarre. Er war unfähig, darauf zu antworten. Er hat recht, dachte er bloß. Er allein kann ja überblicken, was seine Entdeckung bedeutet. Er allein sieht ja die Auswirkungen und kennt die Gefahren. Aber warum hat er es entdeckt. Warum hat er Tag um Tag und oft auch Nacht um Nacht in den Labors und vor den Cyclotronen gehockt … Dreizehn Jahre lang … um dieses Wunder des Alls den Menschen in die Hand zu geben? Er wußte doch, daß es der Untergang ist … oder ahnte er selbst nicht, was er erschaffen würde?
    »Du hast dich überschätzt«, sagte er leise. »Auch du bist nur ein schwacher Mensch, William.«
    »Ja, das bin ich. Aber man verlangt von mir, daß ich ein Übermensch sein soll! Ein Nietzschescher Zarathustra!«
    »Wer verlangt das, William?«
    »General McKinney. Die Regierung! Der Präsident! Man will aus meinen dienstbar gemachten kosmischen Kräften eine Hyperbombe machen.«
    »Das wäre der Untergang!« Shuster sprang auf. »Das läßt du nicht zu, William! Das wäre Mord!«
    Prof. Paerson lächelte schwach. »Deine Erregung in Ehren, Henry. Aber wie würdest du handeln?«
    »Ich würde McKinney, wenn er mit einem solchen Anerbieten zu mir kommt, einfach hinauswerfen!« schrie er.
    »Das habe ich getan! Aber er droht mir. Man wird mich zwingen wollen, die Pläne zu realisieren.«
    »Niemand kann gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln.«
    »So steht es so nett in den Präambeln der Staatsverfassungen. Aber einen Paragraph weiter heißt es: Er kann doch gezwungen werden, wenn es das Staatsinteresse fordert! Alles auf der Welt, Henry, was man uns verspricht, was man uns zugesteht, ist aus Gummi und dehnbar nach zwei Seiten. Das Gesetz ist eine Dirne, die sich in jedes Bett legt, wenn es ihr sauber genug erscheint.« Paerson ging zu einem Schrank in der Ecke und holte aus der Tiefe einen Kasten hervor. Er mußte schwer sein, denn Paerson keuchte, als er ihn heranbrachte und auf den Tisch stellte.
    Es war ein kleiner, kaum zwanzig Zentimeter an jeder Seite messender Würfel. Grau, unansehnlich, mit einem dicken Deckel.
    Prof. Shuster sah kritisch auf den schweren Kasten.
    »Ein Bleiwürfel?« stellte er erstaunt fest.
    »Ja. Ein Kasten aus fast massivem Blei. In der Mitte des Kastens befinden sich 6 Gramm reines Plutonium. Aber noch etwas anderes ist darin, etwas, was keiner weiß außer mir und jetzt dir, Henry. Diese 6 Gramm reines Plutonium habe ich veredelt. Ich habe es gekoppelt mit einem Element, das ich dir nicht nennen will. Diese 6 Gramm kann ich durch eine Doppelspaltung mit 32 ½ Prozent und 5 / 1.000 seiner Materie in Energie umwandeln. Das ist eine Spaltung, wie sie Einstein nicht träumen würde.« Paerson stützte sich auf den Bleiklotz und sah Prof. Shuster groß an. »Diese 6 Gramm genügen, unsere Erde in einen feuerflüssigen Zustand zurückzuversetzen.«
    »William!« Shuster fuhr aus seinem Sessel empor und wich vor dem Bleikasten entsetzt zurück. »Und das bewahrst du in deinem Bücherschrank auf?«
    »Sollte ich es im Labor tun, wo ein dummer Griff genügt, uns wegzufegen? Bei mir ist es sicher … sicher für alle Teile, Henry.«
    »Du willst diese Entdeckung nicht bekanntgeben?«
    »Nein.«
    »William …« Prof. Shuster atmete auf. In seiner Stimme lag ungewohnte Wärme und eine tiefe Erschütterung. »Ich danke dir.«
    »Weil ich mich selbst verrate?«
    »Weil du dich selbst rettest, William!«
    Als Prof. Dr. Shuster das Haus verließ, brachte ihn Paerson bis an die äußere Tür. Er drückte ihm fest die Hand, als müsse es ein langer Abschied sein. Dr. Shuster ahnte das Furchtbare, doch er schwieg. Er war unfähig einzugreifen. Er umarmte Paerson nur und drückte ihn an sich.
    »William«, sagte er stockend. »Du warst mir der beste und einzige Freund.«
    Paerson nickte. Er stand auf der Treppe, als sich Shuster von ihm losgerissen hatte und mit schnellen Schritten, fast rennend, über das Hochplateau seinem Haus zueilte. Er sah ihm nach, bis er aus dem Lichtkreis der Treppenlampe trat und in der Nacht unterging.
    Ruhig wandte er sich dann ab und ging zurück ins Haus. Er schloß die Türen ab und setzte sich in seinem Arbeitszimmer an den Tisch, vor den kleinen, grauen Block aus Blei.
    So saß er über eine Stunde. Allein, stumm, vor sich hinbrütend. Ab und zu ergriff er das Weinglas und trank einen kleinen, schnellen Schluck, als brenne ihm die

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