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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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erkennen, wie sehr wir für uns sein wollten. Linda machte das Spiel mit, und wahrhaftig schien unsere Geste Wirkung zu zeigen. Wir erhielten die Teller, auf denen die Fischstreifen neben einigen Kartoffeln und etwas Spinat ein karges, aber angenehmes Bild boten.
    »Ausgezeichnet«, sagte Linda, nachdem sie probiert hatte, »ganz ausgezeichnet! Ich esse Fisch lieber als jede Art Fleisch.«
    »Lenk nicht ab!« sagte ich. »Es war gerade so interessant. Du hattest mit dem Aufrechnen begonnen…«
    »Ich denke nicht dran«, antwortete sie, »ich laß mich von dir nicht noch einmal herausfordern.«
    »Nicht so«, erwiderte ich, »nicht dieses Konversationsgeplänkel! Schärfer, viel schärfer! Das große, altmodische Wort muß heraus: Liebe ! Wir sprechen die ganze Zeit davon, und keiner nennt die Sache beim Namen.«

    »Du willst mir doch nicht erzählen, du seist in Doris verliebt?«
    »Nein, ich bin nicht verliebt. Das ist es nicht. Ich bin gern mit ihr zusammen, ich unternehme gern etwas mit ihr, ja, aber ich liebe sie nicht. Ist das schlimm? Soll die Liebe ein Maßstab sein? Glaube ich nicht. Muß doch nicht sein.«
    »Jetzt wirst du sophistisch und dazu noch trivial. Natürlich muß man jemanden lieben , wenn man mit ihm zusammensein will. Das ist das Einzige, die Liebe ist die große Herausforderung, und ich will dir etwas sagen: du weißt es genau, aber du betrügst dich gerne ein wenig. Warum?! Du wirst es besser wissen.«
    »Ich habe keinen Grund, mich zu betrügen.«
    »Hast du nicht? Weil du dich nicht stellst? Weil du lieber deinen Stil vorführst? Meynard, ich war ein einziges Mal in meinem Leben verliebt, wirklich verliebt. Ich war drei Jahre lang damit beschäftigt, und es beruhigte sich nicht. Ich hatte eine glückliche, unglückliche Zeit, es war eine dauernde Anspannung, ohne einen einzigen ruhigen Tag. Ich fühlte mich niemals sonst so gefangen, deshalb hüte ich mich heute davor. Zusammenzuleben… das wäre einfach für mich. Meinst du, sie stünden nicht täglich vor meiner Tür?«
    »Stehen Sie? Also doch!«
    »Natürlich. Ich werde angerufen, eingeladen, ausgeführt, man bemüht sich… Du kannst es ruhig wissen, ohne daß du es gleich herumreichen mußt. Was, glaubst du, hat etwa Lautner anderes im Sinn? Alle zwei Wochen bekomme ich einen Strauß Blumen von ihm, es ist mir schon peinlich. Nachts ruft er an, wenn er angetrunken ist, es läßt ihn nicht los, obwohl ich ihm deutlich gesagt habe, das ist nichts für mich. Ich will nicht solch eine Freundschaft, ich will jetzt für mich sein, das
ist entschieden. Ich glaube, diese Liebe, von der du so leichtsinnig sprichst, die gibt es im Leben vielleicht nur ein- oder zweimal… Und du?! Dich hat es vielleicht noch niemals gepackt!«
    Sie hatte aufgehört zu essen und blickte mich fest an. Ich war erschrocken. Soweit hatte ich es also gebracht. An der Grenze zur Trunkenheit lockte es einen, zu Waffen zu greifen, die einem sonst fremd waren; ich hatte ein Terrain betreten, für das ich in diesem Moment nicht kräftig genug war. Eine unbestimmte Sehnsucht hatte alles geweckt, und ich war nicht imstande, dem Einhalt zu gebieten. Warum sagte ich ihr nicht, wie gern ich mit ihr zusammen war? Waren solche einfachen Sätze jetzt eine Lösung? Ich hatte mich zu weit vorgewagt, es blieb nichts als der Rückzug.
    »Entschuldige«, sagte sie, »ich wollte das nicht sagen. Es tut mit leid, und es ist … wie hast du eben gesagt? Dummes Zeug!«
    »Die Seezunge ist wirklich ausgezeichnet«, antwortete ich, »Fisch ist besser als jede Art Fleisch, denke ich auch.«
    »Lenk nicht ab! Beleidigte Männer finde ich gräßlich …«
    »Findest du?! So? Ich will dir was sagen: du hast vollkommen recht. Ja, du hast recht. Was die Liebe, was dich, was mich betrifft. Die Liebe, das ist das Einzige. Meinst du, ich dächte nicht auch so? Oh, und wie ich so denke! Früher habe ich mein Alleinsein verflucht, diese langen Nächte mit den unentwegten Märschen! Dann aber, nachdem ich Doris kennengelernt hatte, war es noch immer ein Warten ! Du sitzt neben einem Menschen, den du gern hast, ja … aber du wartest! Und worauf? Auf eine Erscheinung? Soll ich mir die Nächte um die Ohren schlagen auf der Suche nach diesem Glück? Ich mache mich nicht lächerlich … Ich habe dich angerufen, gut,
ich habe dich damals eher durch Zufall … getroffen habe ich dich doch wohl … wenn auch die Verabredung …«
    Sie schob ihren Teller zur Seite und nahm einen kurzen

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