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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dich an ihn erinnern, und Hegeler, unser brauner smarty , hat die Aufsicht über die Kellner. Ich hab den Jungs rot-weiß gestreifte Hemden und schwarze, breite Hosenträger versprochen, sie sind ganz wild darauf.«
    »Falk? Der war doch bei dir in der Klasse? War das nicht der, der Koch werden wollte?«

    »Werden ? Er ist doch längst einer. Falk, hab ich gesagt, du brauchst keine Ausbildung. Bei mir bist du richtig. Kleine, intensive Sachen, Salate, Sandwiches, eine kräftige Rheingauer soupe à l’oignon , damit schmeißen wir das. Große Küche gibt es woanders, und ich steh nicht auf diesen Finessen. Das hier ist etwas Spezielles für Trinker. Drinks, Cocktails, die ganze amerikanische und karibische Küste.«
    »Wie kommt man an sowas?«
    »Über Männie, der hat Kontakte zu den US-Depots. Beste Ware, zu Niedrigpreisen. Außerdem hab ich connections zu amerikanischem Flugpersonal, die kippen die Drinks hier auf Rabatt. Bei Bettschwere vermittle ich sie ans Savoy , und die vergelten das mit ein paar Kisten Champagner. So greift eins ins andre …«
    »Ist ja atemberaubend.«
    »Dank dir. Das Wichtigste ist, ich komme um Lautner herum. Der beliefert die halbe Branche. Wen er hat, den hält er am Wickel. Mit Drohungen bin ich schon versorgt.«
    »Realen Drohungen?«
    »Irgendwo hat er hören lassen, ich werde mich nicht lange halten. Meine Anzeige in Wiesbaden live hat er gekanzelt. Wir werden sehen.«
    »Sag mal, warum steht ihr so gegeneinander? Was steckt dahinter?«
    »Neid, blanker Neid. Lautner wandern die girls ab, die er zu seiner Manneskosmetik braucht.«
    »Lautner und Frauen?!«
    »Nichts Festes, nur der Troß, den er hinter sich herzieht. Ich hab sie nach und nach ins Savoy locken können.«
    »Damit warst du also beschäftigt …«
    »Nicht wie du denkst… Ist doch simpel, ich brauche die
girls hier in der Bar, ohne die gibt’s keine Stimmung. Hegeler hatte ja viele von ihnen am Bändel, die Opelbad- Geschichten, du weißt. Deshalb hab ich ihm die Regie übertragen.«
    »Blok, wenn ich das alles schreibe, kannst du schließen. Du bist viel zu gerissen.«
    »Dann laß es weg. Schreib lieber: Seit gestern ist Wiesbaden um einen Nobelort reicher … Du wirst es schon bringen.«
    »Wieviel springt für mich raus?«
    »Ich sagte doch, du wirst hier Stammgast.«
    »Und das heißt?«
    »Du trinkst hier umsonst.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Wenn du je zahlst, fliegst du raus.«
    »Gut, der Artikel steht.«
    Blok drückte auf einige Knöpfe der HiFi -Anlage, und
    die Musik setzte ein. Hegeler kam aus der Küche.
    »Hey, Meynard, die Presse ist schon am Drücker?«
    »Exklusiv-Bericht! Ich mach euch zu Göttern der Nacht.«
    Die ersten Gäste erschienen, und Blok überließ Hegeler seinen Platz hinter der Theke. Er ging in den Vorraum, und ich hatte Zeit, mir die Bar genauer anzusehen. Erst jetzt fiel mir der Mosaikboden auf, eine Kombination von afrikanischen und europäischen Mustern, aus flach gewölbten Steinen, Holz und schimmernden Keramikelementen. Hegeler bemerkte, daß ich mir etwas notierte.
    »Der Boden betont das Raumgeschehen «, sagte er, »Doris setzt auf Instinkte.«
    »Hat sie das entworfen?« fragte ich nach.
    »Hat sie. Das wußtest du nicht? Ich denk, ihr seid eng liiert.«
    »Eng? Jeder braucht seinen Raum.«

    »Sag ich ja, Raumgeschehen … Doris nennt es Dialog zwischen Kulturen. Sie hat für das die passenden Sprüche.«
    »Die hat sie.«
    »Ihr seid nicht mehr zusammen?«
    »Wer redet denn davon?«
    »Man hat seine Souffleusen. Und die säuseln von Linda und dir…«
    »Wer säuselt?«
    »Männie bringt allerhand unter die Leute. Er hat euch im da Franco gesehen. Seezunge, Kerzenlicht, der ganze Zauber.«
    »Das war ein Arbeitsgespräch. Ich schreib was übers Theater.«
    »So ist das. Sagte ich gleich, ich weiß, du hältst dir die Frauen vom Leib.«
    »Im Gegensatz zu dir.«
    »Na und? Auch kleine Schwächen führen zu großem Erfolg, wirst schon sehen.«
    »Ich hab davon gehört, ihr braucht ein paar weibliche Raumausstatter, stimmt’s?«
    »Fürs Raumgeschehen , exakt. Da lebt der feine Boden erst so richtig auf, wenn da die passenden Leute drauf tanzen.«
    Jemand berührte mich an der Schulter, und ich drehte mich um. Walter stand vor mir.
    »Hallo, Meynard, lange nicht gesehen …«
    »Walter! Komm setz dich! Das ist eine Freude. Wie kommst du denn hierher?«
    »Blok hat das geordert. Ich wußte schon, ich würde dich treffen. Bist ja groß im Geschäft, man hört und

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