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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Schluck.
    »Meynard? Laß mich jetzt gehen, ja? Bitte, laß mich jetzt gehen! Ich will das hier nicht fortsetzen.«
    Sie stand auf, und sofort war einer der beiden Störenfriede beim Überstreifen des Mantels zur Hand. Ich beschloß, nicht zu reagieren. Einfach sitzenbleiben! Noch eine Karaffe Wein bestellen! Ein Abschied in bestem Einvernehmen! Sie winkt dir noch einmal kurz zu, sie hat vielleicht noch etwas anderes vor! Die Männer stehen Schlange vor ihrer Tür! So hattest du es dir doch die ganze Zeit gedacht! Jetzt ist sie hinaus, der süße Abend kommt, der’s … Zu spät! Alles zu spät! Die Trunkenheit hat dich längst überfallen. Seit Stunden bist du nun unterwegs, herumgetrieben! Sie wird einem anderen den Arm reichen, sie wird den Kopf über dich schütteln. Vielleicht wird sie einem von dir erzählen, von deinen Vorbehalten, diesen Spuren von Wahn … Und? Wie? Was ist nur mit dir? Lieben ?! Liebst du sie denn? Wolltest du davon noch sprechen? Niemals, das Wort kommt dir nicht über die Lippen. Einfaltswort, Ohnmachtswort! Trink nur, trink nur für dich ! Du hast dich noch einmal gerettet, und das wirst du feiern…
     
    Blok hatte mich eingeladen, bereits eine Stunde vor Eröffnung seiner American Bar zu erscheinen, denn er wollte mir die Räumlichkeiten vor allen anderen Gästen zeigen. Ich hatte über ihn eines meiner Porträts geschrieben, eine dichte Drei-Spalten-Geschichte von jener Machart, für die ich inzwischen berüchtigt war. Solche Geschichten sorgten meist für Furore, auch andere Medien griffen dankbar danach, denn ich hatte
diesen stories einen weit ausholenden touch gegeben, wie er in Zeitungen sonst nicht üblich war. Bloks Lokal hatte ich während der Umbauarbeiten nicht betreten; ich wollte mich überraschen lassen und hoffte auf etwas Besonderes.
     
    Blok empfing mich in dem dunklen Vorraum, in dem die Garderobe untergebracht war. Durch einen breiten, roten Samtvorhang gelangte man in die Bar. Der große Raum war nirgends unterteilt. Zur Rechten zog sich der lange Tresen hin, sanft gebogen wie ein Bumerang, links standen kleine marmorierte Tische mit lederbezogenen Stühlen und Bänken. Blok ging hinter die Theke, und ich setzte mich auf einen der hohen Hocker, vor denen eine Messingfußstange über dem Boden entlanglief.
    »Du bekommst den ersten Drink in der Nobelhütte«, sagte Blok. Er trug auffällige Kleidung, ein dunkles Sacco über einem marokkanisch anmutenden, bunten Hemd, dazu eine weiße Baumwollhose und bequeme, braune Sandalen.
    »Was spielst du heut Abend? Casablanca ?« fragte ich ihn.
    »Exakt… und zwar die Macho-Variante. Ich denke, wir nehmen einen Jack Daniel’s , das hat seine Geschichte.«
    »Ja«, sagte ich, »sie hat schon eine gewisse Patina.«
    Er stellte uns zwei Gläser hin, füllte sie mit Eiswürfeln und goß reichlich ein.
    »Deine Frank-Blok-Hymne hab ich gelesen«, sagte Blok, »hätte nie gedacht, daß man soviel aus mir rausholen kann. Ich dank dir, du weißt, das tut gut, gerade jetzt, wo es drauf ankommt.«
    »Es ist meine beste Geschichte bisher«, antwortete ich, »schon der erste Satz hat Dimensionen: Frank Blok hat nie nachgegeben  …«

    »Ein Satz, der ein Lokal eine Weile füllen kann. Wenn du Stammgast wirst, kann nichts mehr schiefgehen.«
    »Also Prost! Ich schau dir auf die Finger, Kleiner!«
    Blok schob mir eine Schale mit Chips hin und setzte sich ebenfalls.
    »Leg mal los«, sagte ich, »was hast du dir hierbei gedacht?«
    »Das Design stimmt«, antwortete Blok, »kühl, streng, einfach richtig. Doris hat mir gute Leute vermittelt.«
    »Doris? Das wußte ich gar nicht.«
    »Kein Grund zur Eifersucht, mit Beziehungen läuft bei mir nichts. Ich habe zu tun, mein Lieber, am besten, man steht alles allein durch. Also, der Tresen hier … schweres Eisen, gewachst, ein Bollwerk für alle geneigten Trinker. Der gesamte Barraum verspiegelt, Neonröhren an der Decke entlang, sonst nur gezielt eingesetzte Strahler. Die Beschallung indirekt, alles in der Decke, und gespielt wird hier ausschließlich Jazz, das bin ich mir schuldig. Die Tische sind Spezialanfertigungen, die Wände gelb-weiß gefleckt, daran haben wir zwei Wochen getüftelt.«
    »Werd ich erwähnen«, sagte ich und machte mir einige Notizen für meinen Eröffnungsartikel.
    »Mit wieviel Gästen rechnest du?«
    »Die Hütte wird jeden Abend voll sein, das kann ich dir schwören. Zweihundert, dreihundert, darunter läuft bei mir nichts. Falk führt die Küche, du wirst

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