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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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haben sich die Köche bestimmt gefreut. Wo ist der Fisch?«
    »In der Reisetasche.«
    Das erklärte den Gestank.
    »Ich habe ihn ganz fest in Blätter gewickelt«, erklärte sie. »Er dürfte mittlerweile so richtig schön stinken. Er wird ihn sofort riechen.«
    »Du willst ihn mit dem Fisch aus seinem Nest locken?«
    Sie nickte.
    »Während du dich in der Nähe mit deiner Kamera versteckst?«
    »Diesmal werde ich keinen Blitz verwenden. Das verscheucht ihn nur. Wir machen ein oder zwei Fotos von ihm, dann geht's ruckzuck zurück zum Schiff.«
    Sie hatte alles genau ausgetüftelt, das musste man ihr lassen.
    »Hört sich gut an«, meinte Bruce zustimmend.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte ich. »Was ist, wenn er uns sieht? Er könnte gefährlich sein.«
    Kate zog ein erstauntes Gesicht. »Gefährlich? Weißt du nicht mehr, wie er vor uns davongerannt ist?«
    »Er ist ein wildes Tier.«
    »Er ist so sanft wie ein Kätzchen, siehst du das denn nicht? Er ist ganz scheu.«
    »Warum stellst du ihm nicht einen kleinen Untersetzer mit Milch hin?«
    Kate schaute mich streng an. »Ich würde jetzt gerne weitermachen, wenn du nichts dagegen hast, Cruse. Auf dem Schiff wartet man bereits auf uns.«
    »Oh, entschuldige, dass ich dich aufgehalten habe«, entgegnete ich.
    Ihre Augen lächelten mich an. »Eine halbe Stunde, länger nicht«, versprach sie.
    Ich nickte. »Dann lasst uns von diesem Baum hier runterklettern und einen guten Platz für das Foto suchen.«

15. Kapitel
Der Wolkenpanther
      

    Der Fisch stank. Und auf der kleinen Lichtung in der Mittagssonne würde er bald noch mehr stinken. Jedes Lebewesen im Wald, ob mit oder ohne Nasenlöcher, würde ihn innerhalb kürzester Zeit riechen.
    »Wird er nicht misstrauisch sein?«, fragte ich. »›Oh, sieh mal, da liegt ein toter Fisch mitten im Wald.‹«
    »Ich glaube nicht, dass er allzu viele Fragen stellen wird«, entgegnete Kate.
    Bruce stank ebenfalls. Er hatte den Fisch aus der Tasche genommen, ihn ausgewickelt und auf den Boden gelegt. Obwohl er seine Hände immer wieder im Gras rieb, blieb der Geruch hartnäckig an ihm haften.
    Um die Lichtung herum wuchsen Bäume und Farne dicht an dicht und wir kauerten uns inmitten des Dickichts zu Boden. Kate entdeckte einen schmalen Spalt im Gestrüpp und postierte ihre Kamera davor. Dann spähte sie durch den Sucher.
    »Perfekt«, sagte sie. »Von hier aus habe ich alles im Blick. Wenn er zum Fisch kommt, erwische ich ihn.«
    Wir warteten. Da wir ganz in der Nähe des Baums saßen, in dem der Wolkenpanther sein Nest gebaut hatte, würde es nicht lange dauern, bis er den Fisch bemerkte. Ich konnte ihn jedenfalls schon riechen – oder vielleicht war es auch Bruce. Ich wünschte, er würde ein Stück von uns wegrücken. Auf Kates Geheiß hin schwiegen wir. Ein Teil von mir wollte, dass sich der Wolkenpanther beeilte und zu uns kam, ein anderer Teil jedoch hatte genau davor Angst. Im Gegensatz zu Kate glaubte ich nicht so recht, dass er ein sanftes Kätzchen war. Warum sollte er harmloser sein als ein Adler oder ein Panther?
    Es wurde immer heißer. Obwohl wir im Schatten der Bäume und Farne saßen, war mein Körper schweißbedeckt. Die Luft war so voller Feuchtigkeit, dass kaum noch Raum für Sauerstoff blieb. Mein Herz klopfte hart. Ich lehnte mich an einen Baumstamm, schloss die Augen und lauschte der Hitze, dem Konzert der Vögel und Insekten und der Brise hoch oben in den Baumwipfeln. Einen Moment lang meinte ich sogar, das Meer zu hören, aber das war vermutlich nur Einbildung. Dann dachte ich seltsamerweise, ich hätte das Geräusch von Propellern gehört, und schlug die Augen auf. Doch es war schon wieder verstummt. Es war nur sehr leise gewesen.
    »Hast du das gehört?«, fragte ich Bruce flüsternd. »Klang wie ein Propeller.«
    Sein Blick schweifte zum Himmel. Er lauschte und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Pst«, zischte Kate.
    Ein Zweig knackte. Etwas streifte durch das Laub.
    Der Wolkenpanther kam.
    Kate hob die Hand.
    Ganz langsam bewegte ich den Kopf und schaute durch die Farne. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung erhoben sich die Bäume zu einer hohen Mauer. Plötzlich saß er dort gut sichtbar auf einem der unteren Äste. Ich blinzelte. Offenbar hatte er sich von weiter oben herabgelassen. Es war das erste Mal, dass ich seinen ganzen, prächtigen Körper sah, von der Schnauze bis zum Schwanz, und er war wunderschön – schlank und königlich und rassig, mit seinem silbergrauen Fell, das ganz

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