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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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geleitete sie über den Kielsteg zu den Passagierdecks. Miss Simpkins trug völlig unpraktische hochhackige Schuhe, deren Absätze immer wieder im Metallgitter des Stegs stecken blieben, sodass sie ständig stolperte und ächzte und stöhnte.
    »Was ist das nur für ein unmöglicher Weg!«, beschwerte sie sich.
    »Normalerweise kommen hier keine Passagiere entlang, Miss«, erklärte ich. »Es liegt nur an Ihrer verspäteten Ankunft, dass Sie diesen Teil des Schiffs überhaupt zu sehen bekommen.«
    Kate de Vries hingegen trug vernünftige Schuhe mit flachen Absätzen und schlenderte gemütlich dahin, ohne auf die Probleme ihrer Gesellschafterin zu achten. Sie musterte alles so gründlich, als wollte sie bei nächster Gelegenheit eine Zeichnung des gesamten Schiffs anfertigen.
    »Sind Sie das erste Mal auf einem Luftschiff, Miss?«, fragte ich sie.
    »Ja, in der Tat«, erwiderte sie.
    »Dann haben Sie vielleicht Interesse an dem Rundgang, der heute Vormittag stattfindet?«
    »Oh ja, das würde mir sehr gefallen.«
    Mittlerweile hatte Miss Simpkins einen Schuh verloren, weil er wieder im Gitter stecken geblieben war. Sie bückte sich und zerrte daran.
    »Gestatten Sie, Miss«, sagte ich und reichte ihr den Schuh.
    Dabei traf mein Blick den des Mädchens, und ich hätte schwören können, einen Funken von Schalk in ihnen aufblitzen zu sehen. Ich musste mich sehr beherrschen, ihr Lächeln nicht zu erwidern.
    »Falls Sie nachher an dem Rundgang teilnehmen, wäre es sicher angenehmer für Sie, wenn Sie ein Paar flache Schuhe anziehen«, schlug ich vor.
    »Ich wüsste nichts, was mir weniger Spaß machen könnte«, murmelte die magere Anstandsdame.
    »Vielleicht kann Sie auch jemand im Rollstuhl schieben«, sagte das Mädchen liebenswürdig.
    »Das wird nicht notwendig sein, vielen herzlichen Dank, Kate.«
    Kate. Der Name passte zu ihr – kurz und auf den Punkt.
    Wir erreichten die Passagierunterkünfte, und ich führte sie die große, prächtige Treppe hinauf zum Oberdeck, wo die Passagiere der Ersten Klasse untergebracht waren. Das geschwungene Treppengeländer war aus echtem Walnussholz gefertigt und in der Mitte hohl, um Gewicht zu sparen. Am oberen Absatz der mit rotem Teppich ausgelegten Treppenstufen prangte ein herrliches Fresko von Michaelangelico. Der Anblick des Freskos genügte, um die dürre Gesellschafterin für einen kurzen Moment zum Schweigen zu bringen. Dass ihre Absätze trotz des beschwerlichen Wegs nicht abgebrochen waren, schien ihre Laune zusätzlich zu heben.
    Die anderen Passagiere hatten ihr Frühstück mittlerweile beendet und schlenderten gähnend, sich streckend und zufrieden stöhnend umher, jeder etwa fünf Kilo schwerer. Wir gingen den Hauptgang entlang, an dessen Ende sich die Topkapi-Suite befand. Der Gepäckwagen war bereits von den Stewards herbeigebracht worden und wartete vor der Suite.
    Ich öffnete die Tür und führte die Damen hinein. Die Suite war ein richtiger Palast und mit Sofas, Ohrensesseln, Beistelltischchen, Couchtischen und Fußbänken üppig möbliert. Überall standen Vasen mit frischen, blühenden Blumen und erfüllten die Suite mit einem Duft wie in den Botanischen Gärten von Florenz. Die Außenwand bestand aus einem großen Panoramafenster. Die dunkelroten Samtvorhänge waren zurückgezogen, sodass man die Federwolken sah, die den Himmel tüpfelten, das Blau des glitzernden Pazifikus sowie links von uns die diesigen Gestade Nordamerikas, die mit dem Horizont verschmolzen.
    Und das war lediglich das Wohnzimmer der Suite. Miss de Vries schaute sich wie verzaubert um. Die Kabine war nach einem Sultanspalast in Konstantinopel benannt worden und trug den Namen mit Fug und Recht. Wenn wir in einem Hafen vor Anker lagen, zog ich mich auch gerne für ein Weilchen hierher zurück. Ich liebte es vor allem, meine Schuhe auszuziehen und mit bloßen Füßen über den dicken, weinroten Plüschteppich zu laufen.
    Anschließend zeigte ich den Damen die angrenzenden Schlafzimmer, beide mit Himmelbetten ausgestattet, deren Baldachine mit Spitzen besetzt waren, und das Badezimmer mit der berühmten Badewanne. Es war die einzige an Bord, da Wasser eine so schwergewichtige Fracht darstellte. Alle anderen Kabinen besaßen nur eine Dusche.
    »Wenn Sie noch etwas brauchen sollten, meine Damen, ziehen Sie einfach an dieser Schnur.«
    Ich zeigte auf eine geflochtene Kordel, die aus einer Wandsteckdose hing.
    »Dann wird sofort jemand kommen und Ihnen behilflich sein. Und hier finden Sie die

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