Airborn 01 - Wolkenpanther
anstatt auf dem Schiff zu arbeiten, aber in diesem Moment war dieser Gedanke mehr als verlockend. Ein Stückchen abseits von den anderen konnte ich Kate sehen. Sie hatte ihre Kamera aus dem Schiff geholt und auf einem Stativ befestigt. Der Apparat war mit einem großen Teleobjektiv ausgestattet und zeigte zum Himmel. Kate hatte die Hand schützend über die Augen gelegt und schaute ebenfalls nach oben. Ich wusste, wonach sie Ausschau hielt, und folgte ihrem Blick, sah aber nichts außer einigen kleinen Wolkenfetzen.
Ein bulliger Herr mit einem hässlichen, borstigen Schnurrbart stand neben den Türen des Frachtraums und schaute uns beim Entladen zu. Er lungerte schon eine Weile dort herum und paffte eine stinkende Zigarre. Nun zeigte er mit einem dicken Wurstfinger auf die Kiste, die gerade mit dem Ladekran aus dem Schiff gehoben wurde.
»He, ihr da! Vorsicht mit dieser Kiste!«, befahl er und stieß eine Wolke übel riechenden Qualms aus. »Da drin befinden sich persönliche Gegenstände. Antiquitäten. Ich will nicht, dass sie beschädigt werden. Sie sind nämlich in tadellosem Zustand.«
»Wir werden so vorsichtig sein, wie es nur irgend geht, Sir«, sagte Baz.
»Und überhaupt gefällt mir nicht, wo ihr sie hinschafft. Ihr könnt die Sachen doch nicht einfach im Freien stehen lassen. Meine Antiquitäten werden sich in der Hitze verbiegen, sie werden in der Sonne völlig ausbleichen!«
»Wir werden alles mit Planen abdecken, wenn wir fertig sind, Sir«, grunzte Baz, während wir die Kiste anhoben. Sechs Männer mussten mit anpacken, so schwer war die kostbare Fracht.
»Aber ja nicht vergessen«, sagte der Mann und umkreiste uns misstrauisch, während wir seine Kiste über den Sand hievten. »Es ist wirklich eine Schande, das Ganze hier.«
Wir können auch gerne Sie hier lassen, hätte ich am liebsten gesagt. Aber wir können natürlich nicht versprechen, dass Sie sich nicht in der Hitze verbiegen werden.
»Und wie sollen wir wieder an unsere Sachen kommen?«, wollte er wissen. »Darüber habt ihr euch wohl noch keine Gedanken gemacht!«
»Sobald wir einen Hafen erreicht haben, wird ein Schiff losgeschickt werden, das die Fracht holt.«
Der Mann rümpfte die Nase. »Zuerst stehlen Piraten unsere Wertsachen, dann sollen wir den Rest einfach hier zurücklassen! Und was, wenn in der Zwischenzeit etwas kaputtgeht?«
»Ihre Versicherung wird Ihnen den Verlust sicher ersetzen, Sir«, keuchte ich, während wir stolpernd auf die Bäume zusteuerten.
Verärgert blies mir der Herr seinen Zigarrenrauch ins Gesicht. »Du hast gut reden. Du musst ja schließlich nicht dein Eigentum hier am Strand zurücklassen.«
»Nun, Sir«, erklang die Stimme des Kapitäns hinter mir, »dieser Junge hier besitzt, wie die meisten seiner Kameraden, die Kleider, die er am Leib trägt, dazu eine zweite Garnitur, einige Toilettenartikel sowie ein paar Bücher und Briefe von zu Hause. Diese paar Dinge fallen nun wirklich kaum ins Gewicht, finden Sie nicht auch? Aber wenn ich meine Männer darum bitten würde, würden sie sich bereitwillig auch von ihrem letzten Hemd trennen. Sie wissen, dass es zum Nutzen unseres Schiffs ist und aller, die auf ihm segeln.«
Der Mann erwiderte nichts, sondern paffte nur an seiner Zigarre, ehe er auf dem Absatz kehrtmachte und zurück zu den anderen Passagieren stapfte.
»Bitte, machen Sie weiter, meine Herren«, sagte der Kapitän, »Sie leisten gute Arbeit.«
Die Sonne hing tief am Himmel und fast die gesamte Besatzung stand draußen am Strand an den Haltetrossen der Aurora. In wenigen Minuten würden wir wissen, ob sie wieder fliegen konnte. Baz und ich befanden uns an der Steuerbordseite des Schiffs. Ich hatte den Knoten gelöst, das Tau aber noch nicht von der Palme gewickelt. Wir hingen an den Leinen und warteten auf unsere Befehle.
»Langsam, ganz langsam!«, rief der Kapitän und hielt sein eigenes Tau am Schiffbug fest umklammert. »Lasst uns erst mal sehen, wie es ihr geht.«
Daran, wie sie an der straffen Leine zog, spürte ich sofort, dass sie stärker geworden war. Hand um Hand gaben wir mehr Seil und ließen die Aurora dabei nicht aus den Augen.
Sie zitterte.
Dann stieg sie langsam nach oben und mein Herz flog mit ihr.
Ein lauter Jubelschrei stieg aus sämtlichen Kehlen auf, von Mannschaft und Passagieren zugleich.
Sie hob sich unter unserem lauten Jubel, und ihr Bauch, der fast den Boden berührt hatte, schwebte nun ein gutes Stück über dem Sand.
»So ist es gut, mein
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