Airframe
paar Videokameras. Aber da ist alles mögliche Zeugs.« Sie griff unter einen Sitz und zog ein bräunliches Gummidiaphragma hervor. »Wie gesagt.«
Casey stieg vorsichtig über den Unrat im Gang hinweg und ging weiter nach hinten. Nach einer Trennwand kam sie in die Heckkabine, kurz vor dem Schwanz.
Richman hielt den Atem an.
Hier sah es aus, als hätte eine Riesenfaust die Einrichtung zerschmettert. Sitze waren plattgedrückt. Gepäckfächer hingen so weit nach unten, daß sie fast den Boden berührten. Die Deckenverkleidung war aufgeplatzt, Kabel und silberfarbenes Isoliermaterial quollen heraus. Überall war Blut, einige Sitze waren rötlich braun verfärbt. Die Hecktoiletten waren zerstört, Spiegel zersplittert, Edelstahlschränke verbogen und aufgesprungen.
Casey richtete ihr Augenmerk auf die linke Seite der Kabine, wo sechs Sanitäter versuchten, ein schweres, in weißes Nylongewebe gewickeltes Etwas, das neben einem Gepäckfach von der Decke hing, zu stabilisieren. Plötzlich verrutschte die Nylonhülle und ein Männerkopf kippte aus dem Gewebe - das Gesicht grau, der Mund geöffnet, die Augen starr, die Haare strähnig und wirr.
»O Gott«, sagte Richman. Er drehte sich um und rannte davon.
Casey trat zu den Sanitätern. Die Leiche war die eines Chinesen mittleren Alters. »Was ist denn hier los?« fragte sie.
»Tut uns leid, Ma’am«, sagte einer der Sanitäter. »Aber wir bekommen ihn nicht raus. Wir fanden ihn hier eingeklemmt, und er steckt ziemlich fest. Das linke Bein.«
Einer der Sanitäter richtete den Strahl einer Taschenlampe nach oben. Das linke Bein hatte das Gepäckfach durchstoßen und steckte in dem silbrigen Isoliermaterial oberhalb der Fensterreihe. Casey versuchte sich zu erinnern, welche Leitungen hier verliefen, ob etwas für die Flugtauglichkeit Wesentliches betroffen sein konnte. »Seien Sie vorsichtig beim Rausziehen«, sagte sie.
Aus der Bordküche hörte sie die Stimme einer Putzfrau: »So was hab ich ja noch nie gesehen.«
Eine andere Frau sagte: »Wie ist das bloß hierhergekommen?«
»Wenn ich das wüßte, Kleine.«
Casey ging hinüber, um nachzusehen, worüber sie sprachen. Die Putzfrau hielt eine blaue Pilotenmütze in der Hand. Auf der Mützendecke war ein blutiger Fußabdruck zu sehen.
Casey griff danach. »Wo haben Sie die gefunden?«
»Genau hier«, sagte die Putzfrau. »Vor der Heckküche. Ziemlich weit weg vom Cockpit, was?«
»Ja.« Casey drehte die Mütze in den Händen. Silberne Flügel auf dem Schirm, das TransPacific-Medaillon in der Mitte. Es war eine Pilotenmütze mit einem Kapitänsstreifen, also gehörte sie wahrscheinlich einem aus der Reservecrew. Falls dieses Flugzeug überhaupt eine Reservecrew gehabt hatte; das wußte sie noch nicht.
»Ach du meine Güte, das ist ja schrecklich, einfach schrecklich.«
Sie kannte dieses monotone Murmeln, und als sie sich umdrehte, sah sie Doug Doherty, den Strukturspezialisten, der eben die Heckkabine betrat.
»Was haben die mit meinem schönen Flugzeug gemacht?« stöhnte er. Dann sah er Casey. »Sie wissen, was das ist, nicht? Keine Turbulenzen. Die haben getümmlert.«
»Vielleicht«, sagte Casey. Tümmlern war ein Ausdruck für eine Serie von steilen Sturz-und Steilflügen. Wie ein Tümmler, der im Wasser springt.
»O ja«, sagte Doherty düster. »Genau das ist passiert. Sie haben die Kontrolle verloren. Schrecklich, einfach schrecklich …«
Einer der Sanitäter sagte: »Mr. Doherty?«
Doherty drehte sich zu ihm um. »Nein, sagen Sie nichts. Ist das die Stelle, wo der Kerl eingeklemmt ist?«
»Ja, Sir.«
»Hab ich’s mir fast gedacht«, bemerkte er düster und kam näher. »Es mußte natürlich das Heckschott sein. Genau an der Stelle, wo alle flugrelevanten Systeme zusammenkommen - na, dann wollen wir mal sehen. Was ist das? Sein Fuß?«
»Ja, Sir.« Sie richteten die Lampe auf die Stelle. Doherty stieß gegen die Leiche, die in ihrer Nylonhülle schwankte.
»Können Sie ihn festhalten? Okay… Hat jemand ein Messer oder so was? Wahrscheinlich nicht, aber… «
Einer der Sanitäter gab ihm eine Schere, und Doherty begann zu schnippeln. Silberne Stücke Isoliermaterial segelten zu Boden. Mit schnellen Bewegungen schnitt Doherty immer weiter. Schließlich hörte er auf. »Okay. Den A59-Kabelstrang hat er verfehlt. A47-Kabel-strang verfehlt. Er ist links von den hydraulischen Leitungen, links vom Avionik-Pack… Okay, soweit ich sehe, konnte er an der Maschine keinen Schaden anrichten.«
Die
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