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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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beiden Fällen wird der Autopilot kompensieren und die Kontrolle aufrechterhalten. Ich sage Ihnen eins, Casey, was an Bord dieser Maschine passiert ist, ist ein Rätsel.«
    Als sie dann draußen im Sonnenlicht standen, ging Wallerstein zu seinem Jeep, auf dessen Dach ein Surfboard befestigt war. »Ich habe ein neues Henley-Brett«, sagte er. »Wollen Sie es sehen?«
    »Felix«, sagte sie. »Marder kriegt einen Schreikrampf.«
    »Na und? Lassen Sie ihn. Er tut das gern.«
    »Was glauben Sie, was mit dem 545er passiert ist?«
    »Nun ja, seien wir ehrlich. Die Flugcharakteristika der N-22 sind so, daß, wenn die Slats bei Reisegeschwindigkeit ausgefahren werden und der Kapitän den Autopilot abschaltet, die Maschine ziemlich empfindlich reagiert. Sie erinnern sich sicher daran, Casey. Sie haben doch diese Studie darüber gemacht, vor drei Jahren. Gleich nachdem wir die letzten Verbesserungen an den Slats vorgenommen hatten.«
    »Stimmt«, sagte sie. Die Einzelheiten der Studien fielen ihr wieder ein. »Wir haben eine Sondereinheit zur Untersuchung der Flugstabilität der N-22 aufgestellt. Aber wir sind zu dem Schluß gekommen, daß Steuerüberempfindlichkeit kein Problem ist, Felix.«
    »Und Sie hatten recht«, erwiderte Wallerstein. »Es ist kein Problem. Alle modernen Flugzeuge halten die Flugstabilität mit Computern aufrecht. Ein Düsenjäger kann ohne Computer überhaupt nicht geflogen werden. Jagdflugzeuge sind inhärent instabil. Ziviltransporter sind weniger empfindlich, aber dennoch regeln Computer die Treibstoffzufuhr, korrigieren die Höhe, korrigieren den Schwerpunkt, korrigieren den Schub. In jedem Augenblick nehmen Computer kleine Änderungen vor, um das Flugzeug zu stabilisieren.«
    »Ja«, sagte Casey, »aber die Maschinen können auch ohne Autopilot geflogen werden.«
    »Absolut«, sagte Wallerstein. »Und wir trainieren unsere Piloten dafür. Weil die Maschine empfindlich reagiert, muß der Pilot, wenn die Nase nach oben geht, sie ganz sanft wieder in die Horizontale bringen. Wenn er zu heftig korrigiert, kippt die Maschine nach unten. In dem Fall muß er sie wieder hochziehen, aber wieder sehr sanft, sonst überkorrigiert er und muß die Nase wieder nach unten kriegen. Und genau das ist auf dem TransPacific-Flug passiert.«
    »Sie wollen damit sagen, daß es ein Pilotenfehler war.«
    »Normalerweise würde ich das denken, aber hier handelt es sich um John Chang.«
    »Er ist ein guter Pilot?«
    »Nein«, entgegnete Wallerstein. »Er ist ein herausragender Pilot. Ich sehe hier viele Piloten, und einige sind wirklich begabt. Das ist mehr als nur schnelle Reflexe und Wissen und Erfahrung. Es ist mehr als Geschick. Es ist eine Art Instinkt. John Chang ist einer der fünf oder sechs besten Piloten, die ich je auf diesem Flugzeug trainiert habe, Casey. Also, was mit Flug 545 auch passiert ist, ein Pilotenfehler kann es nicht sein. Nicht mit John Chang im Sessel. Es tut mir leid, aber in diesem Fall muß es ein Problem mit dem Flugzeug sein, Casey. Es muß einfach das Flugzeug sein.«

9 Uhr 15
    Zum Hangar 5
    Casey war in Gedanken versunken, als sie über den riesigen Parkplatz gingen.
    »Und?« fragte Richman nach einer Weile. »Wo stehen wir?«
    »Nirgendwo.«
    Ganz gleich, wie sie die Indizien zusammenfügte, sie kam immer zu diesem Schluß. Bis jetzt hatten sie nichts in der Hand. Der Pilot hatte gesagt, es seien Turbulenzen gewesen, aber es waren keine Turbulenzen. Eine Passagierin erzählte eine Geschichte, die zu einem Ausfahren der Slats paßte, aber sie hatte kein Ausfahren der Slats gesehen, und ein Ausfahren der Slats konnte außerdem die furchtbaren Personenschäden nicht erklären. Die Stewardeß sagte, der Kapitän habe mit dem Autopilot um die Kontrolle gekämpft, aber Trung sagte, nur ein unfähiger Kapitän würde das tun. Wallerstein sagte, der Kapitän sei ein hervorragender Mann und wisse, was er tue.
    Nirgendwo.
    Sie waren nirgendwo.
    Richman trottete neben ihr her und sagte kein Wort. Er war den ganzen Morgen schon sehr still gewesen. Es war, als hätte das Rätsel von Flug 545, das ihn gestern noch so fasziniert hatte, sich nun als zu kompliziert erwiesen.
    Aber Casey ließ sich nicht entmutigen. Sie war schon oft an diesem Punkt gewesen. Es war nicht überraschend, daß frühe Indizien widersprüchlich wirkten, denn Flugzeugunfälle wurden selten von einem einzelnen Ereignis oder Fehler ausgelöst. Die IRTs rechneten mit Ereigniskaskaden: Eine Sache, die zu einer zweiten führte, und

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