Airframe
Herstellerstempel?« sagte Casey. Das Pratt-and-Whitney-Logo bestand aus einem Kreis mit einem Adler darin und den Buchstaben P und W.
»Genau. Der Stempel.«
»Was ist damit?«
Burne schüttelte den Kopf. »Casey«, sagte er vorwurfsvoll. »Der Adler ist verkehrt herum. Er schaut in die falsche Richtung.«
»Oh.« Das war ihr nicht aufgefallen.
»Und glauben Sie, daß Pratt and Whitney ihren Adler verkehrt herum aufprägen? Auf keinen Fall. Das Teil ist eine verdammte Imitation, Casey.«
»Okay«, sagte sie. »Aber hat es den Flug beeinträchtigt?« Das war die entscheidende Frage. Sie hatten an diesem Flugzeug bereits ein gefälschtes Teil gefunden. Amos hatte gesagt, es würde noch mehr geben, und er hatte zweifellos recht. Aber die Frage war, ob diese Teile das Verhalten des Flugzeugs während des Unfalls beeinflußt hatten.
»Könnte sein«, sagte Kenny, der wütend auf und ab marschierte. »Aber ich kann dieses Triebwerk nicht auseinandernehmen, verdammt noch mal. Das alleine ‘würde vierzehn Tage dauern.«
»Und wie finden wir es sonst heraus?«
»Wir brauchen diesen Flugschreiber, Casey. Wir brauchen diese Daten.«
Richman sagte: »Soll ich hinüber in die Computerabteilung? Nachsehen, wie Wong vorankommt?«
»Nein«, sagte Casey. »Das bringt nichts.« Rob Wong konnte ziemlich aufbrausend werden. Ihn noch mehr unter Druck zu setzen würde nichts bewirken, außer daß er wütend davonmar-schierte und zwei Tage lang nicht mehr auftauchte.
Ihr Handy klingelte. Es war Norma.
»Jetzt geht’s los. Sie haben Anrufe von Jack Rogers, von Barry Jordan von der LA Times, von jemand namens Winslow von der Washington Post. Und eine Bitte um Hintergrundinformationen über die N-22 von Newsline.
»Newsline? Diese Nachrichtensendung im Fernsehen?«
»Ja.«
»Bringen die einen Bericht?«
»Ich glaube nicht«, sagte Norma. »Es klang eher so, als würde da jemand ein wenig im trüben fischen.«
»Okay«, sagte Casey »Ich rufe zurück.« Sie setzte sich in einen Winkel des Hangars und zog ihren Notizblock heraus. Sie stellte sich eine Liste der Unterlagen zusammen, die in die Pressemappe kommen sollten. Überblick über das Genehmigungsverfahren der FAA für neue Flugzeuge. Bekanntgabe der FAA—
Freigabe der N-22; die würde Norma aus den Unterlagen von vor fünf Jahren heraussuchen müssen. Der letztjährige FAA-Bericht über Flugsicherheit. Der firmeninterne Bericht über die Sicherheit an Bord der in Betrieb befindlichen N-22 von 1991 bis zur Gegenwart - hier zeigte sich der herausragende Standard. Die jährlich aktualisierte Geschichte der N-22. Die Liste der bis jetzt für die Maschine ausgegebenen ADs - es waren nur sehr wenige. Eine Kurzbeschreibung des Flugzeugs, einige grundlegende Daten über Geschwindigkeit und Reichweite, Größe und Gewicht. Sie wollte nicht zu viel verschicken. Aber das würde alles Wesentliche abdecken.
Richman sah ihr zu. »Was jetzt?« fragte er.
Sie riß das Blatt ab und gab es ihm. »Bringen Sie das Norma. Sagen Sie ihr, sie soll eine Pressemappe zusammenstellen und sie jedem schicken, der danach fragt.«
»Okay.« Er starrte die Liste an. »Ich weiß nicht, ob ich alles lesen kann…«
»Norma kann es. Geben Sie ihr die Liste einfach.«
»Okay.«
Fröhlich summend ging Richman davon.
Ihr Telefon klingelte. Es war Jack Rogers, der direkt bei ihr anrief. »Ich höre noch immer, daß der Flügel ausgelagert wird. Es heißt, Norton verschifft die Vorrichtungen nach Korea, und von dort werden sie dann nach Shanghai weitergeleitet.«
»Hat Marder mit Ihnen gesprochen?«
»Nein. Wir haben uns immer verpaßt.«
»Reden Sie mit ihm«, sagte Casey, »bevor Sie etwas unternehmen.«
»Wird mir Marder etwas sagen, das ich schreiben kann?«
»Reden Sie einfach mit ihm.«
»Okay«, erwiderte Rogers. »Aber er wird es abstreiten, nicht?«
»Reden Sie mit ihm.«
Roger seufzte. »Hören Sie, Casey. Ich will mit einer so heißen Geschichte, wie ich sie an der Angel habe, nicht hinterm Berg halten -und sie dann zwei Tage später in der LA Times lesen. Helfen Sie mir da raus. Ist an dieser Auslagerung nach China etwas dran oder nicht?«
»Ich kann dazu nichts sagen.«
»Ich will Ihnen was sagen«, entgegnete Rogers. »Falls ich schreibe, daß diverse hochrangige Quellen bei Norton leugnen, daß der Flügel nach China geht, dann hätten Sie wohl kein Problem damit, oder?«
»Nein, hätte ich nicht.« Eine vorsichtige Antwort, aber es war auch eine vorsichtige Frage
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