Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
öffnete.
    Das erste, was er sah, war ein Elefant. Er bekam ihn direkt unter die Nase gestreckt. Und was für ein Exemplar!
    »Mensch!« staunte er. »Mensch, Evi, der ist vielleicht Klasse …«
    »Einen Kuß!«
    Hansen küßte – nein, wollte küssen. »Den Elefanten, du Trottel. Um ein Haar hätte ihn mir nämlich ein Idiot von Zöllner weggeschnappt. So, und jetzt laß mich endlich rein.«
    Dr. Fritz Hansen trug den kleinen Elefanten in den großen Wohnraum und setzte ihn, zärtlich mit den Händen streichelnd, auf das Holzbord, auf dem sich bereits eine ganze Elefantenherde versammelt hatte: Elefanten aus Uganda, aus Borneo oder Thailand. Sogar Elefanten aus China; kleine, mattweiße Elfenbein-Kunstwerke. Der neue war nicht der größte, aber wie er nun so stand und das Licht auf sich fallen ließ, schimmerten die Intarsien wie Silber und die Messingverzierungen wie reines Gold. Er überstrahlte alle anderen.
    Evi, seine Evi …
    Er wandte sich ihr zu. Da stand sie, Schatten unter den Wangenknochen, blaß um die Nasenspitze, ausgelaugt vom Flug. Er kannte das schon. Gleich würde sie in die Badewanne steigen, er würde ihr die Schultern massieren, und es würde vielleicht sein, wie so oft, wenn sie zurückkehrte: Sie würde wie blind und unansprechbar ins Bett taumeln.
    »Was hältst du von einem Glas Champagner?« fragte er. »Jetzt gibt's nichts wichtigeres, als den Kreislauf in Schwung zubringen.«
    Aber sie setzte sich nicht. Sie blickte sich nur um, stützte die Hände auf einer Sessellehne, als müsse sie aus einem Traum erwachen und sich in einer neuen Realität wiederfinden.
    »Ziemlich müde, mein Armes, stimmt's?«
    »Müde? – Tot!«
    »Hunger? Nun schau, was ich da alles hingestellt habe.«
    Obwohl sie lächelte, schüttelte sie den Kopf.
    Also doch: Das Spiel lief streng nach ihren Regeln. Was hatte sie heute wieder? Bringt ein Geschenk und sieht mich an, als sei ich ein Stück Holz – nein, nicht viel mehr, als ein Schatten.
    Seit er sie kannte, hatte er sich viele Gedanken über sie gemacht, ohne ihr Wesen recht ergründen zu können.
    Vor acht Monaten stand sie plötzlich in der Ambulanz, großgewachsen und so schön, daß es den Augen schmerzte. Mit dieser Haarmähne, die wie Feuer zu knistern schien. Und die Leute starrten sie an. Auch er. Er war einfach verblüfft. – Weibliche Schönheit, so wie sie von ihr verkörpert wurde, rief bei den meisten Menschen im ersten Augenblick eher ungläubiges Staunen als Begehren hervor. Eine Bewunderung, die schüchtern machte und sozusagen seit undenklichen Zeiten nur der Vollkommenheit vorbehalten ist.
    »Tut mir leid, Herr Doktor, wenn ich hier einfach so reinschneie«, hatte sie gesagt, »aber könnten Sie sich das mal ansehen?«
    »Mit Vergnügen. Das ist schließlich mein Job.« Eine Schwindelei, denn eigentlich war die erste Kontaktnahme Aufgabe der Aufnahme-Schwester oder des Assistenten – aber mußte er ihr das auf die Nase binden?
    An ihrer rechten Hand war die Innenseite dick verschwollen. Eva kam von irgendwo aus Afrika, Johannesburg, oder war es Pretoria? Jedenfalls: Freunde hatten sie zu einem Ausflug eingeladen, und als Souvenir brachte sie nun einen in der Hand steckenden dicken Kakteendorn an, der inzwischen zu einer Vereiterung geführt hatte, so daß sie den Finger nicht mehr bewegen konnte. Es bestand die Gefahr, daß die Keime zu streuen begannen. Der Achsel-Lymphknoten jedenfalls war deutlich tastbar. Als Evis Lufthansa-Bluse auf den Untersuchungstisch abgelegt war, bot sich Hansen ein Anblick, der ihn die Verpflichtung zu nüchterner medizinischer Sachlichkeit beinahe vergessen ließ.
    Sie schien es bemerkt zu haben. Ein kurzer, prüfender Blick aus den grünen, ernsthaften Augen – und er schämte sich bereits ein wenig.
    »Wissen Sie, Doktor, das tut schon verdammt weh. Und ich fürchte, ich komme mit diesem Ding nicht nach Hause. Ich hab noch eine Stunde Weg mit dem Auto.«
    »Wo wohnen Sie denn?«
    Es war Spätdienst und kurz nach elf.
    Der Ort, den sie ihm nannte – Dieburg – lag etwa vierzig Minuten von Frankfurt entfernt in Richtung Darmstadt.
    »Sie haben recht. Mit dieser Hand können und sollen Sie nicht fahren. Jetzt bekommen Sie erst mal eine Spritze, dann machen wir einen Schnitt und räumen den Dreck da raus. Nur, zuwarten geht nicht. Es muß ohne Verzögerung, es muß sofort passieren.«
    »Und dann?«
    »Ja, dann«, hatte er gelächelt, »dann sehen wir weiter …«
    Mit einer verbundenen, wenn auch gut

Weitere Kostenlose Bücher