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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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versorgten Hand war es noch schwieriger, Dieburg zu erreichen. Nun, die Lufthansa sorgte für ihre Angestellten, und in Frankfurt waren nicht nur in der Personalunterkunft, sondern auch in den Hotels stets Plätze frei. Daß sie trotzdem sein Angebot, er wohne in der Nähe und habe stets ein Bett für liebe Gäste mit einem einfachen Kopfnicken wie selbstverständlich annahm, überraschte ihn.
    Damals hatte er, genau wie jetzt, als erstes die Flasche Champagner aus dem Kühlschrank geholt. Und sie hatte damals, wie auch jetzt, abgelehnt. Alles, was sie verlangte, war ein Glas Milch.
    Anschließend hatte er sie ans Bett des kleinen Gästezimmers gebracht. Sie hatte »Danke« gesagt, sich hingelegt, die Augen geschlossen und sich umgedreht. Und alles, was ihn am nächsten Tag an sie erinnerte, war ein kleiner Zettel auf dem Eßtisch: »Danke. Habe wunderbar geschlafen. Vielleicht sehen wir uns wieder.«
    Es hatte tatsächlich ein Wiedersehen gegeben. Keine zwei Wochen waren vergangen, da tauchte sie in der Klinik auf. In dem Paket, das sie unter dem Arm trug, befand sich ein kleiner, wunderschön geschnitzter afrikanischer Elefant. Und seither war die Reihe der Elefanten länger und länger geworden, und Dr. Fritz Hansen dachte bereits daran, ein zweites Bord für seine Elefantenherde anbringen zu lassen. Aber Milch würde sie bei ihm heute nicht bekommen. Und auch das Gästezimmer war schon längst außer Mode. Das wenigstens hatte er erreicht. Gott sei Dank …
    Tiefstrahler knallten ihr kalkiges Licht auf den Sandboden, und da wieder mal einige der Strahler ausgefallen waren, ließen schwarze Schlagschatten die Hindernisse noch bedrohlicher wirken, als sie dem auf einem Motorrad sitzenden Dr. Rolf Gräfe ohnehin erschienen.
    Er hatte die Geländemaschine vor der Nummer vier ausgerichtet – einer Sprungschanze, hinter der sich ein Graben zog. Die Rampe schien direkt in den schwarzen Nachthimmel zu weisen.
    Rechts davon, in einem Meter Abstand vielleicht, sah er Benni Radek. Die Lederjacke schimmerte, mit dem Daumen rieb er sich den schwarzen Schnauz. Gräfe betrachtete ihn und die ganze Szene so distanziert sachlich, wie man eine Röntgenaufnahme ansieht. Der Kitzel war plötzlich verflogen und machte einer tiefen, beinahe verwunderten Nüchternheit Platz und wieder einmal fragte er sich: Verflucht nochmal, was suchst du eigentlich hier? Reicht's denn nicht? Statt dir nach einem Zehn-Stunden-Dienst in der Klinik einen schönen Abend zu gönnen oder dich einfach in deiner Wohnung auf die Couch zu hauen, allein oder zu zweit, riskierst du auf diesem vergammelten Hindernis-Kurs deine Knochen und läßt dich von einem Typ wie diesem Neandertaler von Benni Radek zur Sau machen. Wieso eigentlich? Was willst du bloß auf dieser Scheiß-Piste loswerden?
    Er trat jetzt den Kickstarter durch. Die Honda röhrte auf, zitterte.
    »Na, zeig's, Doktor!« brüllte Radek.
    Gas! Weich, jetzt den zweiten, nicht zuviel, sonst drehen die Räder wieder durch und du verlierst Fahrt – nein, es faßt, tadellos, Vollgas …
    Er spürte die Kühle des Abendwindes durch den Lederanzug, beschleunigte noch mehr. Das Hindernis wuchs vor ihm auf, nicht mehr Steigung, nicht Rampe, sondern eine dunkle Wand …
    Gräfes Herz trommelte. Wer sagt eigentlich, daß man in solchen Momenten ganz ruhig wird? Wo soll auch das ganze Adrenalin hin? Von wegen ruhig! Aber die Maschine blieb auf der Spur, der Magen preßte sich zusammen – und dann flog der Mensch auf dem Motorrad über den Graben, hoch aufgerichtet, auf den Pedalen stehend. Er spürte, wie das Hinterrad auftraf, war stolz, empfand ein jubelndes Gefühl – aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn nun wollte die Scheißkiste schon wieder wegrutschen. Er versuchte gegenzusteuern, wollte das Vorderrad hochreißen – nichts half, kein Trick, keine Anstrengung.
    Rolf Gräfe flog durch die Luft, schlug mit der Schulter auf, und der Schmerz durchschoß seinen Leib. Er schloß die Augen, kreiselte auf dem harten Boden um sich selbst, kam zur Ruhe, während die Cross-Maschine noch immer durch den Sand pflügte.
    Er stützte sich ab. Zwischen seinen Zähnen knirschte irgendwas; er spuckte es aus. Dreck und Sandkörner. Versuchte aufzustehen. Das ging auch – aber die Schulter! Das im Fahreranzug eingenähte Polster hatte die Wucht des Aufpralls kaum mindern können.
    Radek brüllte: »Mensch, Rolfi, was haste da wieder für 'n Mist gebaut? Alles in Ordnung?«
    Gräfe nickte, doch nichts war in

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