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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ordnung. Und Radek hatte völlig recht: Wieder Mist gebaut …
    Ihm fiel ein, wie Fritz Hansen ihn in der vergangenen Woche zusammengestaucht hatte: »Cross- oder Hindernisfahren? Ja, piept's bei dir, Rolf? Geh von mir aus ins Spielkasino oder in die Puffs, züchte dir Haie im Aquarium – aber Cross- und Hindernisfahren, und das als Chirurg?! Daß wir Chirurgen verrückt sind, weiß ich selbst am besten, aber zwischen Verrücktheit und Schwachsinn ist noch immer ein Unterschied. Ja, ist dir denn klar, was du da jedesmal aufs Spiel setzt?«
    Es war ihm klar. Als es letzte Woche den Krach mit Fritz Hansen gab, war er im OP ausgefallen, weil er sich das rechte Handgelenk verstaucht hatte.
    Und heute? – Vorsichtig, ganz vorsichtig bewegte Rolf Gräfe die Finger in den Handschuhen. Es waren die Finger der linken Hand. Ging. Na, Gott sei Dank, nichts gebrochen. Nur eine Schulterprellung. Ein bißchen Mobilat drauf, vielleicht noch eine Novocain-Spritze, dann hat sich das …
    Radek kam angelaufen: »Kommt da runter wie 'n Putzkübel. Hast das Gewicht nicht ruhiggehalten, Doktor. Das iss es.«
    »Ach, steig mir doch …«
    Gräfe ging hinüber zum Schuppen. Das Club-Telefon fand er neben einem leeren Whisky-Karton, der Radek als Behälter für ein paar Dutzend öliger Kerzen diente. Die verletzte Hand pochte, als er Brittes Nummer tippte. Es tat weh, verdammt nochmal! Wenn ich das nicht bis morgen wegkriege? Was dann? Ganz einfach: Dann gibt's schon wieder Zunder …
    In der hübschen, fröhlich bonbonrosa gestrichenen Dachwohnung in einem Altbau der Schongauer-Straße in Frankfurt-Sachsenhausen legte Britte Happel, die zweite OP-Schwester der Airport-Klinik, den Hörer auf die Gabel zurück. Nicht zornentbrannt, doch sehr entschieden.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    Die Frage kam aus der Küche. Dort briet Elli Wondrasch, Brittes Freundin und Wohnungsteilhaberin, irgendetwas in der Pfanne, das sie ›Tortilla‹ nannte. Vor vier Tagen war Elli braungebrannt und aufgekratzt von ihrem Ibiza-Urlaub zurückgekommen, und seither gab es für sie nur noch spanischen Wein, spanischen Cognac, spanische Gerichte und Erinnerungen an spanische Männer.
    »Hör mal, soll ich dir nicht auch ein Stück auf den Teller legen?«
    Sie erschien mit dem Tablett. Tatsächlich: spanischer Wein! Doch vermochte dieser Anblick Brittes Laune nicht zu verbessern.
    »Also, was ist los?«
    »Rolf hat angerufen. Er wollte mich zum Italiener ausführen. Und jetzt, jetzt hockt er noch immer in seinem dämlichen Motorrad-Club, weil anscheinend wieder mal was schiefgelaufen ist.«
    »Ah ja?«
    »Was heißt denn ›ah ja‹?«
    »Ah ja drückt eine milde Form von Staunen aus, wenn du's wissen willst. Und zwar ein Staunen darüber, was du dir alles von dieser Mickymaus von Chirurgen bieten läßt.«
    Mickymaus? Britte runzelte die Stirn.
    »Nun komm, nun iß schon!«
    Britte blickte angewidert auf die braune, verbruzzelte Masse, die eine ›Tortilla‹ sein sollte oder wie immer dieses Zeug heißen mochte. »Wie kommst du denn auf Mickymaus?«
    »Na, der Allergrößte ist er ja wohl nicht. Ich meine, was seine Länge angeht, bleibt er noch immer einen halben Kopf unter dir.«
    »Deshalb brauchst du Rolf doch nicht Mickymaus zu nennen. Kann er was für meine ein Meter neunundsiebzig? Er ist ein netter Kerl. Und ein prima Arzt. Und wenn er spinnt – welcher dieser Typen spinnt denn heutzutage nicht? Kennst du einen?«
    Damit hatte sie recht, Elli mußte es zugeben. Sie stach die Gabel in ihre Tortilla, schnitt sich ein Stück ab und schob es in den Mund. Schmeckte hervorragend – doch was sagte Britte da gerade?
    »Vielleicht hast du sogar recht«, hörte sie staunend Brittes Worte. »Ich brauch's mir wirklich nicht bieten zu lassen. Wieso auch?«
    Sie griff sich eine Zigarette, zündete sie an und ließ sich in den Segeltuch-Sessel in der Ecke fallen. Aus Freudenstadt im Schwarzwald war sie in diese verrückte und verwirrende Frankfurter Welt gekommen. Gut, mit ihrer Ausbildung in Tübingen und ihrem Können konnte sie genauso zufrieden sein wie mit ihren Aussehen; mit dem trotz der Größe perfekt geformten Körper, dem glatten, langen blonden Haar und dem jungen und erwartungsvoll hübschen Gesicht. Das Schwäbische, das ›hosch‹ und ›bisch‹, hatte sie sich sowieso fast abgeschminkt – aber dennoch: Unter ›Frankfurt‹ hatte sie sich etwas anderes vorgestellt. Und außerdem kam sie ja gar nicht dazu, die Stadt kennenzulernen. Sie

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