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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war von der Klinik vereinnahmt worden.
    »Das hier ist keine Klinik, sondern ein Gefängnis, Mädchen!« hatte Rolf Gräfe sie schon von Anfang an gewarnt. »Und wenn du die Knochenmühle endlich hinter dir hast, dreht sich das Karussell trotzdem weiter. Du kannst nicht einfach in die Heia wie normale Menschen. Du willst, mußt irgendetwas tun. Und meist hast du Lust auf was ganz Ausgefallenes.«
    So wie er? Ein Chirurg, der nach Dienstschluß seine Geländemaschine über Hindernisse jagte …
    Sie mochte den Rolf Gräfe. Er wirkte zwar ziemlich verschlossen, aber er konnte auch zärtlich und manchmal unheimlich lustig sein. Doch jetzt? Bestellt und nicht abgeholt? – Von wegen!
    »Ich geh mit diesem Quantas-Typen essen«, verkündete sie.
    Elli nahm den Kopf hoch. »Mit wem?«
    »Ein Purser von der Quantas.«
    »Und was ist denn schon wieder Quantas?«
    »Die Luftlinie der Australier. Er sagte, er ruft um neun Uhr an. Schwarze Haare, grüne Augen – und ein Kopf größer. Der Mann ist eine Schau!«
    »Purser? Was ist das denn?«
    »Chef der Kabinen-Crew, Über-Steward oder sowas.«
    »Die sind doch alle schwul, Schätzchen. Da laß mal lieber die Finger davon.«
    »Schwul? Der?! – Der doch nicht.«
    »Ein Australier? Und du mit deinem Englisch?«
    »Das ist gar nicht so schlecht, mein Englisch. Aber er spricht fließend deutsch. Er heißt Hubert, hat 'ne deutsche Mutter.«
    Sie sah auf ihre Uhr: »Wenn's jetzt läutet, und es ist Rolf, dann sagst du, ich sei ausgegangen. Und falls es der andere ist …«
    Es läutete. Elli nahm einen Schluck von ihrem spanischen Wein, stöhnte, ging zum Apparat und hob ab.
    »Ja? Wer? – Ach so … Bitte einen Augenblick … Ja, sie ist da.«
    Sie reichte Britte den Apparat, mit der anderen Hand schlug sie das Kreuzzeichen. Britte mußte lachen.
    »So guter Laune?« klang es aus dem Hörer. »Stimmt mich ja geradezu hoffnungsvoll. Wie ist das mit uns beiden? Ich würde ja auch gerne kichern, aber mein Magen knurrt so laut. Gehen wir zusammen essen? Irgendwohin, wo es gemütlich ist und es was Ordentliches zu futtern gibt? Was halten Sie davon?«
    »Viel«, sagte Britte. »Sehr viel sogar …«
    Sie hatten ihn! Aus der S-Bahn konnte er nicht mehr raus.
    Keine Frage, der Typ war fertig. Den hatten sie schon halb in der Wurstmaschine. Der wußte nur noch nicht, wie tot er schon war. Er meinte womöglich noch, weil die S-Bahn so bumsvoll war, hätte er 'ne Chance. – Ja, von wegen!
    »Immer mit der Ruhe!« grinste Tacker. Aus drei Augen grinste er, denn der Typ dort hinten hatte ihm tatsächlich 'n Veilchen verpaßt. Mitten auf dem Parkplatz. Vor allen Leuten. Sowas steckt ein Tacker nicht weg.
    »Wir sin brave Bürger«, grinste Tacker. »Iss schließlich 'ne S-Bahn, 'n öffentliches Verkehrsmittel. Und wir halten uns an die Vorschriften.«
    »Immer mit der Rolle!« schrie sein Kumpel Mumba. »Immer mit der Rolle durch die Wolle!«
    »Und raus«, fiel Ronny ein, der dritte im Bunde, »raus aus dem Zug muß er auch.«
    »Und dann«, sagte Tacker und betrachtete aus seinen Veilchenaugen versonnen den Schlagring, den er sich schon über die Finger gesteckt hatte, »dann sind wir richtig lieb zu ihm …«
    Und der Typ linste schon wieder herüber. Dem ging der Arsch mit Grundeis.
    »Immer mit der Rolle durch die Wolle!« gröhlten sie. Und die Leute glotzten.
    Das Fußballspiel im Waldstadion war ein Reinfall gewesen. Der Club hatte verloren. Aber jetzt, wenn sie diesen Luxus-Jungen von Alfa-Fahrer, diesen Yuppie oder was der war, durch die Mangel drehen würden, dann hatte sich der Ausflug von Dortmund nach Frankfurt vielleicht doch noch gelohnt …
    Lichter flogen vorbei. Der S-Bahnzug donnerte durch den Tunnel. Thilo Reinartz spürte genau, daß die drei Kerle ihn beobachteten und über ihn sprachen. Er zwang sich, den Blick geradeaus zu halten. Dreckige Fratzen, dachte er, Abschaum, Fußball-Zombies, Halbwilde, Killer.
    Sein Blick glitt hoch zu dem runden, roten Griffbügel der Notbremse. Wäre das eine Möglichkeit? Hilft dir ja keiner. Das ist es doch … Aber wieso mußtest du auch den Wagen am Waldstadion parken? Als ob du nicht wüßtest, was dort nach einem Spiel los ist? Kennt man doch vom Fernsehen, liest man in der Zeitung: Fußball-Rowdies, Schläger, Primitivlinge. Und auch noch aus dem Ruhrpott! Die Antenne hatten sie ihm schon abgeknickt. Den Alfa wollten sie ihm auch noch verkratzen. Und daß er dem Typ, der da besonders aktiv war und die Antenne abriß, eine

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