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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schmierte, war nur ein Reflex gewesen – und ein Fehler obendrein.
    Sie jagten ihn über den ganzen Parkplatz. Er hatte noch gedacht, er könne sich in die S-Bahn retten, aber auch das war eine Illusion. Die Leute sahen nur zu und rührten keinen Finger.
    Thilo Reinartz spürte, wie ihm die Angst in die Knie kroch.
    Sein Arm ging hoch. Der fremde Mann, der neben ihm stand, stieß ihn an und zeigte ihm sein fleischiges, dickes, bebrilltes Gesicht. Mit empörten Augen hinter den Gläsern fragte er: »Was wollen Sie denn da?!«
    »Sehen Sie doch. Das Ding da ziehen.«
    »Das Ding da? – Das ist die Notbremse. Mann! Sowas kann lebensgefährlich werden. Da fliegen wir doch alle durcheinander. Ja, sind Sie verrückt geworden?«
    »Ich nicht. – Die!«
    Thilo Reinartz deutete mit dem Kinn zu dem grinsendem Haufen am Ende des Wagens. »Die sind das. Wahnsinnig sind die. Die wollen mich zusammenschlagen. Das haben sie schon auf dem Stadion-Parkplatz versucht. Und jetzt sind sie hier im Wagen.«
    »Aber hören Sie: Wieso legen Sie sich mit solchen Kerlen an? Sie sehen doch gar nicht so aus.«
    »Das ist es doch … Weil ich nicht so aussehe! Die Autoantenne haben sie mir abgerissen. Dann fingen sie an, den Lack zu zerkratzen. Und dann ging's gegen mich.«
    »Zeiten sind das!« Der Mann starrte ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen an, als sei er für die Zeiten verantwortlich. »Passen Sie auf, wir sind ja gleich am Flughafen. Da gibt's doch überall Polizei. Da machen Sie mal gleich 'ne Anzeige. Dort trauen die sich nicht.«
    Thilo holte tief Atem und dachte: Hoffentlich …
    »Nächster Halt Airport«, klang es aus dem Lautsprecher über seinen Kopf.
    Der Zug hielt, die Türen glitten auf. Schon während der Einfahrt in die große Station suchte sein Blick unter all den Zivilisten, die herumstanden, verzweifelt nach einer Uniform.
    Nichts. Kein einziger Beamter. Wenn du sie mal brauchst …
    Aber die Rolltreppe? Er stand im vorderen Teil des Wagens und das bedeutete Vorsprung. Er wird sich doch von solchen Drecksäcken nicht fertigmachen lassen.
    Thilo sprang heraus, drei, vier Schritte versuchte er in beherrschter Eile zu gehen, vielleicht hatten sie's aufgegeben – doch nein, er hörte sie hinter sich, ehe er sich umdrehte und sie kommen sah.
    Na, los schon! – Thilo Reinartz war achtundzwanzig. Zweimal die Woche spielte er Squash. Im Training zu bleiben, fit zu sein, das verlangte schon sein Job an der Börse.
    Thilo rannte.
    Und es war wie zuvor auf dem Parkplatz: Augen, die starrten. Gesichter, die sich ihm zudrehten. Eine alte Frau, die die Hand vor den Mund nahm. Männer, die die Arme hängen ließen – und niemand, keiner, kein Schwein, der ihm half!
    Neben ihm war jetzt ein Schatten.
    Die Rolltreppe. Und der Typ hechtete nach seinem Bein. Irgendwas Rotes leuchtete auf. Eines dieser läppischen Piratentücher, die sie sich um den Schädel gebunden hatten. Thilo keilte den Absatz zurück, traf, hörte Gebrülle – weiter, rauf!
    Ein Dicker versperrte ihm den Weg. Er schob ihn zur Seite. »Lassen Sie mich durch!«
    »Sind Sie denn wahnsinnig?«
    Auch noch? Ausgerechnet ich … Schneller, schneller. Sie sind hinter dir. Rote Kopftücher. Ein ganzes Rudel. Er hörte ihren Atem. So muß es sein, wenn du Wölfe im Genick hast, keinen Ton, nur das Keuchen. Und das Geräusch ihrer Sohlen … Und Frauen, Männer, die sich ängstlich zur Seite drückten.
    Das war die Ankunfts-Ebene. Hier mußte doch irgendwo …? Niemand. Zwei Piloten kamen ihm entgegen, in voller Uniform, und schoben ihr Gepäck. Aber wahrscheinlich waren das nur so Scheiß-Stewards. Jedenfalls hielten sie ihren Handkarren an und glotzten. Nichts. Keine Reaktion.
    Er kannte sich aus am Airport. Dort drüben in der Bar hatte er kürzlich Uschi verabschiedet. Und hier die Geschäfts-Passagen: Elektrogeräte, Haushaltswaren, Supermarkt … Lichter … Reklame … Und immer das Getrampel hinter sich!
    Thilos Herz raste jetzt. Die Luft wurde knapp. Die anderen stießen die Leute zur Seite, bügelten sie einfach nieder, holten rechts und links auf. – Ein Parfümerie-Laden. ›Guerlain‹ und ›Lavin‹, dann ›Baimain‹ … Alles rosa und zartblau. Und eine Frau, die Angestellte wahrscheinlich, die ihm mit ausgebreiteten Armen und entsetzten Augen den Eingang versperrte.
    Gleich daneben war noch eine Türe.
    Thilo stieß sie auf: Kacheln, Waschbecken und Spiegel empfingen ihn. Nun gab es kein Zurück, kein Ausweichen, kein Weiterrennen. Dies war die

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