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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Decke auf, breitete sie über Evi aus und strich sie glatt.
    Der Abend war noch jung. Nur zögernd legte die Nacht ihr Dunkel über die große Stadt. Von der B-43 drang wie Wellenschlag das Rauschen des Verkehrs in den Raum, überdeckt von den singenden Geräuschspuren der landenden und startenden Düsenmaschinen.
    Als er Evi so liegen sah, durchflutete Hansen eine Woge sanfter Zärtlichkeit. Er lauschte ihrem Atem, spürte ihre Wärme; streckte den Arm aus, um ihr Haar, das Gesicht zu berühren, und da war etwas, das er seit langem nicht mehr erfahren hatte: Ein Frieden, der mehr bedeutete als Glück. Viel mehr.
    Doch wie lange würde er halten?
    Er ging zurück zur Tür und schloß sie so leise wie es ihm möglich war.
    Dann, wieder im Sessel, vor sich das leere Glas, in dieser nun ganz fremden Stille, hatte er das Gefühl, daß sich etwas ändern mußte; ja, bereits geändert hatte. Denn sonst wäre er wohl nicht zu der Überlegung gekommen, auf welche Weise er Lukrezia abhalten konnte, ihn in der nächsten Zeit zu besuchen. Welche Taktik, welche Worte waren richtig? Welche Lügen?
    Lügen – warum? Er war immer so stolz gewesen auf die Offenheit und Ehrlichkeit seiner Beziehungen zu Frauen. Und nun entdeckte er, daß es Betrug gewesen war. An sich selbst, an den anderen, Betrug und Egoismus … Oder lag es daran, daß wir alle unserer Arbeit hörig sind, obwohl sie uns aufzufressen droht? Und daß es in dieser Mühle kein anderes Rezept gegen Einsamkeit gibt, als das, was wir ›Liebe‹ nennen?
    Er schloß die Augen und sah wie im Traum ein anderes Frauenantlitz. Auch dieses Gesicht war schön gewesen – doch nun schrecklich entstellt vom Geäder eingetrockneter Blutbahnen. Und er glaubte die Stimme zu hören, diese leise, gebrochene Stimme: »Ich bin auf die Terrasse gegangen, an den Ort, wo ich von meiner großen Liebe träumte. Dort wollte ich sterben … Ist das denn so unverständlich?«
    Auch dies im Namen der Liebe? Liebe – was hatte es mit diesem verdammten Wort nur auf sich? Wie viele Bedeutungen besaß es? Und was konnte es einem Menschen antun?
    Hansen stand auf und löschte die Lichter …
    Rollstühle, nichts als Rollstühle wurden am Flughafen heute verlangt. Rollstühle an die Flugzeuge, zu den Bus-Wartestellen, zu den Gates – selbst am Abend noch hatten die Helfer und die von der Klinik beschäftigten Studenten alle Hände voll zu tun, alte oder sonst behinderte Passagiere über endlose Gänge, durch Transit-Passagen von Maschine zu Maschine, vom Gate zum Eingang und vom Eingang zum Gate, vom Zoll zurück zur Gepäckausgabe und schließlich zum Ausgang zu karren.
    Der Diensthabende der Klinik, Dr. Walter Hechter, saß gemütlich im Ärztezimmer, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. So richtig zum Erholen. Still wie ein Waldsee der Abend. Außer drei Kreislauf-Fällen und einer Lebensmittel-Vergiftung, die eine Magensonde brauchte, war ihm in den letzten Stunden nichts über den Weg gekommen. Rolf Gräfe zu vertreten, lohnte sich wieder mal.
    Dr. Walter Hechter war in der Klinik für seinen unstillbaren und durch kein Chaos zu erschütternden Hang zu genauer Planung bekannt. Darin war er exakt wie ein Bahnhofsvorsteher und hatte sich deshalb beim Personal und bei den Schwestern bereits den Spitznamen ›Rotmütze‹ eingefangen. Wann immer Rolf Gräfe seiner Motorrad-Idiotie frönte, übernahm er gern ein paar Stunden Nachtdienst. Kleinvieh macht auch Speck. Sowas summiert sich. Jedenfalls würde er sich in diesem Jahr mit Annie und den Zwillingen einen Langzeit-Urlaub leisten, während der arme Kollege Gräfe vermutlich in die Röhre kuckte.
    Er schaltete diese dämliche Quiz-Schau ab, die gerade im Tischfernseher des Ärztezimmers lief und wandte sich wieder dem Prospekt auf dem Schreibtisch zu: Wohnmobile. In allen Größen, Farben und Preislagen.
    »Schick so 'n Ding, wat?« Oberpfleger Fritz Wullemann war eingetreten. Selbst sein Klopfen hatte Walter Hechter überhört, so sehr faszinierten ihn die Bilder. »Aber teuer.«
    Hechter wandte den mageren, bebrillten Kopf: »Fehlschluß, Herr Wullemann. Wenn Sie 'ne dreiköpfige Familie haben wie ich, und dann jedesmal im Urlaub für die Hotels …«
    »Ick hab sechs Köppe«, sagte Wullemann. »Aber ooch noch im Urlaub uff die Autobahn? Mit mir doch nich. Da bleib ick lieber in meinem Jarten.«
    »Trotzdem, Herr Wullemann …«
    Die Stimme der Aufnahme machte jedem Argument ein Ende: »Herr Doktor Hechter! –

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