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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenigstens aus. Und er war nicht mal unsympathisch.
    »Ein Helles!«
    Die Blondine wölbte ihm den gewaltigen Busen entgegen, der sich fast aus ihrem engen, grünen Futteralkleid zu lösen drohte.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Allein gibt's kein Bier.«
    »Wie bitte?«
    »Wußte ich auch nicht«, grinste der Fernlastfahrer. »Aber das sind nun mal hier die Sitten. Du kriegst 'n Pils nur mit 'nem Piccolo.«
    »Aha?« staunte Gräfe.
    Die Blonde warf ihm einen pikierten Blick zu und holte Gläser.
    »Die können sich das leisten.« Der Fernlastfahrer nickte zu den Tischen hinüber. Da saßen tatsächlich noch Gäste. Ausschließlich Männer. Und fast alles ältere Semester. »Das hier war mal 'ne gute Kneipe, Kumpel, kann ich dir sagen. Hier haste immer jemand für 'nen Skat aufgerissen. Und sie zischten dir ein Klasse-Pils. Ja, Kollegen gab's hier zuhauf. Und außerdem, die machten einen Eins-A-Kartoffelsalat mit Bockwurst. Und dann gab's noch …«
    Was es noch gab, konnte Gräfe nicht so recht verstehen. Die Musik war zu laut geworden, und dort drüben flammte ein Scheinwerfer über einer kleinen Bühne auf. Das Licht war rosa.
    »Am Bahnhof«, sagte sein Nachbar, »da reißen sie doch einen Puff nach dem anderen nieder. Und dann kommt so 'n beschissener Wolkenkratzer mit irgendso 'ner verfluchten Scheiß-Bank drauf, und die Luden schnappen sich ihre Mädchen und ziehen in die Außenbezirke. So ist das nämlich …«
    Gräfe nickte. Ihm war's egal. Eigentlich war ihm im Augenblick alles egal.
    Er hob das Glas: »Prost!«
    »Prost, Kumpel. Aber wart mal, bis du die Rechnung siehst. Eines haben se hier: Dufte Mädchen, wirklich geile Hühner …«
    Leiser wurde das Saxophon, die Musik noch eindringlicher, langsamer, sinnlicher, und dann – Gräfe nahm den Kopf hoch.
    Eine zitternde Frauenstimme. Sie stöhnte. Dieses einzigartige, unverkennbare Stöhnen … Und nun: »Ja, ja … bitte, Liebling … Oh, tu's doch … nochmal … bitte …«
    Da wandte Gräfe doch den Blick zur Bühne.
    Es war nicht eine, es waren zwei Frauen. Beide trugen goldene Sandaletten mit endlos hohen Absätzen – und sonst nichts.
    Eine der beiden Frauen, die sich dort umschlungen hielten, war blond, die andere schwarz. Ihre Schamhaare hatten sie rasiert, so daß sie mit der Glätte ihrer Körper, über die das rosafarbene Licht in weichen Wellen spülte, fast wie Statuen wirkten.
    Die Blonde war groß, sehr groß. Schlank und wunderschön. Sie hatte eine kleine, in einer Aufwärtskurve nach oben gerichtete Brust und langes, glattes Haar. Ihr Mund aber stand wie in Erregung offen. Und ihre Hüften bewegten sich. »Mehr noch … Liebling … oh du … es tut mir so gut …«
    Das weizenfarbene Haar schwang hin und her, als sich ihr Kopf in gespielter Ekstase zurückbog, während der Mund der anderen über ihre Brustwarzen, über die Haut, die Lenden wanderte …
    Gräfe hatte das Gefühl, als ziehe ein Knoten seinen Hals zusammen. Das gibt's nicht! dachte er. Das darf's nicht geben … das ist doch …? Britte ist das!
    Nein, Britte war es nicht, aber ein exaktes Ebenbild, ein Zwilling, eine haargenaue Kopie.
    Mit dem Ellbogen warf er das Bierglas um. Es kollerte über die Theke und fiel auf den Boden. Das Barmädchen kam schon mit dem Lappen gerannt.
    »Oh, nein! Nein, nein, bitte nicht …«, stöhnte es auf der Bühne. »Doch, tu's doch!«
    Bier tropfte über Gräfes Ellbogen. »Nervös, Kumpel? Was haste denn?«
    »Zahlen!« sagte Gräfe, riß einen Fünfzigmarkschein aus der Brusttasche der Jacke, warf ihn auf den Tisch, ohne Antwort oder Restgeld abzuwarten.
    »Noch einer, der spinnt«, hörte er, und dann war er draußen. Er drückte den Rücken gegen eine Hausmauer, starrte in den Regen und fühlte sich hilflos im Gefühl von Ohnmacht und Einsamkeit.
    Britte! – Dieser zurückgespannte Hals, das verzückte Gesicht. Genauso hatte sie ausgesehen, wenn sie Liebe machten. Genauso …
    Und jetzt? Ihn gab's für sie nicht mehr, das ›jetzt‹ hieß für Britte: Lawinsky. Hubert Lawinsky. Ein geschniegeltes, halb schwules Schwein von Purser. Dich aber hat sie abserviert, kurz, wie mit einem Skalpellschnitt. Mit der ganzen Entschiedenheit, zu der nur Frauen fähig sind: »Tut mir leid, Rolf – aber du hast ja dein Motorrad …«
    Richtig. Hatte er. Er schwang sich in den Sattel, ließ die BMW an, brachte sie zurück auf die Straße, wo sie hingehörte, drehte auf, raste wie ein Irrer die lange Gerade hinab, trieb die BMW immer schneller,

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