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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dir mehr als hunderttausend Dollar mit, du Flittchen. Aber du kennst ihn natürlich kaum. Ein flüchtiger Bekannter, was? … Daß ich nicht lache!«
    Sie wollte sich hochstemmen, wollte schreien, um Hilfe schreien, aber da preßte sich seine breite Hand auf ihr Gesicht und würgte ihr den Atem ab. Es ging alles so schnell. Sie war in Panik, sah mit schreckgeweiteten Augen, wie er eine breite Leukoplast-Rolle aus dem Nachttisch holte, sie aufriß und ihr ein ekelhaft klebendes Band quer über die Lippen zog.
    Sie schlug mit den Füßen nach ihm. Es war ein letzter, beinahe blinder Reflex, doch er hatte schon eine Plastikschnur in der Hand, und eine Minute später war sie gefesselt. Gefesselt an Händen und Füßen, stumm gemacht, diesem fetten Monster ausgeliefert.
    Völlig ausgeliefert. Das Gesicht, aus dem fettschwer und schlaff die Backen hingen, beugte sich über sie. Alle Starre schien nun auf einmal daraus gewichen, die Augen wieselten, der Mund öffnete sich zu einem breiten, halb schmierigen, halb heiteren Lächeln.
    »So … so hab ich's gern. Ist das Bett auch bequem? Aber sicher ist es … Reden kannst du nicht, brauchst du auch gar nicht. Nicken hilft uns genauso weiter, was meinst du?«
    In ihren Augen war ein Abgrund von Angst. Das schien ihm zu gefallen, denn das Lächeln wurde noch breiter. Nun stand er auf, ging im Raum hin und her, fast übermütig, mit schaukelnden, beinahe tänzerischen Bewegungen.
    »So einfach hat er sich's also gedacht?« hörte sie. »Ein netter Junge, dein Freund. So richtig liebenswert. Nimmt sich elftausend Dollar in cash, schickt dann sein Mädchen, und die kennt ihn gar nicht, hat ihn nur ganz flüchtig gesehen. Er ist ja auch nur ein kleiner, harmloser Purser bei der Quantas … So? … Phantastisch!«
    Radonic lachte. Trotz seines Umfangs und seiner Größe war die Stimme hoch, dünn und ein wenig kehlig, fast die einer Frau: »Phantasie hat er aufgeboten. Viel Phantasie. Ich mag Phantasie. Ich hab auch Phantasie.«
    Und dann war er mit drei Schritten wieder bei ihr und starrte sie an: »Soll ich es dir beweisen? Du glaubst ja gar nicht, was sich mit ein bißchen Phantasie machen läßt.«
    Mit einem Griff hatte er eine Schublade aufgerissen, und dann hielt er eine Schere in der Hand, öffnete die Schenkel der Schere, schloß sie wieder, hielt sie ans Licht, so daß sie blaustählern aufschimmerte.
    Britte konnte nichts anderes, als die Schere anzusehen; der Anblick ließ ihr Herz rasen. Der Kerl ist ein Sadist. Und was für einer! Er wird doch nicht …
    Noch immer saß er da und betrachtete sie. Und noch immer zuckte dieses heitere Lächeln um seine Mundwinkel.
    »Hübsche Augen haste. Ganz hübsche Augen … Heißt das nicht kornblumenblau?«
    Er hatte bisher beinahe ohne Akzent gesprochen. Doch nun, an dem ›r‹ konnte sie seine Herkunft deuten. Serbisch … slawisch in jedem Fall.
    »Kornblumenblau. Blau wie eine Blume. Ich kannte einmal ein Mädchen …«
    Er brach ab und betrachtete träumerisch die Spitze der Schere. Dann drehte er wieder den Kopf, und die Locken fielen nach vorn, als er sich nun auf die Bettkante niederließ.
    »Welches Auge ist dir lieber, Mädchen? Das rechte, das linke?«
    Sie versuchte tiefer zu atmen, sog die Luft in den Brustkorb, schloß die Augen – doch was half, was änderte das schon? Seine Stimme blieb.
    »Fangen wir nochmal an! Ich hab Geduld. Was als erstes? Zuerst? Sage! Das rechte? Dann kannst du nicken. – Das linke? Dir lieber? Wie du willst … Aber eine Kornblume wirst du verlieren. Vielleicht tut's weh. Soll's ja auch. Sterben wirst du daran nicht. Ein kurzer Stich. Also?«
    Sie bäumte sich auf, aber seine mächtige Hand drückte ihre Schulter wieder aufs Bett. »Mach die Augen doch mal auf. Hast ja noch beide.«
    Und wie unter einer Suggestion öffnete sie ihre Augen, um auf die funkelnde Spitze der Schere zu starren, die direkt vor ihrem Gesicht schwebte, noch keine vier Zentimeter entfernt.
    Sie riß Kopf und Kinn zurück. Er lachte.
    »Ach, der Hals ist dir lieber? Wollen wir doch mal probieren …«
    Einen kleinen Schmerz spürte sie. Blut floß jetzt dort, er hatte die Kehle angeritzt.
    Doch der Schmerz verklang. »Der Körper einer Frau ist schön«, sang die Stimme des Sadisten. »Geradezu einladend für eine Schere. Meinst du nicht?«
    Er nestelte an ihrem Hals, riß den Reißverschluß herunter. Wieder spürte sie den spitzen Stahl, jetzt unterhalb ihrer linken Brust. Nun am Magen, Druck um Druck, noch

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