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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herrgott, es wird langsam Zeit!
    Eine Schattenspiegelung im Glas. Und dann eine Stimme: »Herr Hansen? Sind Sie Herr Doktor Hansen?«
    Die Stimme war hoch, scharf und unangenehm.
    Fritz Hansen drehte sich um.
    Da stand er wieder, der Verfolger.
    Er mochte zwischen vierzig und fünfzig sein. Der Mund war zusammengepreßt. Er hatte ein kräftiges Kinn, flache, drohende Augenbrauen. Und der Blick, mit dem er Hansen anstarrte, war stetig, genau und brennend: die Augen eines Menschen in Erregung. Die Augen eines Fanatikers.
    Fritz Hansen nickte. »Ja! Wünschen Sie etwas?«
    Der rechte Mundwinkel zuckte. Die Worte kamen schnell und heftig: »Daß Sie sich aufhängen, Herr Doktor! Es wäre das einfachste. Hängen Sie sich auf! Sie könnten dem ganzen Laden hier 'ne Menge Scherereien ersparen.«
    »Wie bitte?«
    »Ach? Das fragen Sie auch noch?«
    »Ich versteh kein Wort.«
    »Schon mal den Namen Roser gehört?«
    Der Mann war unangenehm aufdringlich. Schlimmer noch: Er schien gestört. Hansen wollte ihn einfach stehen lassen. Doch dieser Name … Roser? Irgendwie schien er ihm vertraut. Fritz Hansens Gedächtnis spulte Namen ab. Patientennamen. Laut sagte er: »Ich weiß nicht, was das soll und wie Sie zu derartigen Unverschämtheiten …«
    »Wie ich dazu komme?« Der Mund des anderen wurde nun ganz dünn und weiß. »Dann gehen Sie mal ins Rotkreuz-Krankenhaus, Königswarter Straße, Zimmer 324. Da werden Sie noch einen treffen, der Ihnen das sagen kann. Falls er in der Lage ist zu sprechen. Da liegt nämlich mein Junge Werner. Werner Roser! Ja, geht Ihnen langsam ein Licht auf? Der Junge, den Sie auf dem Gewissen haben, den ihr in der Airport-Klinik alle auf dem Gewissen habt! Seit Tagen kämpft er mit dem Tod.«
    Roser? Werner? – Das war doch … ja, das Thorax-Trauma! Der Unfall aus der Halle 5 des Flughafens. Pneumo-Thorax, Baueisen in der Brust … die Operation. Dann eine Nacht auf der Intensivstation, ehe sie ihn – stimmt! – ins Rotkreuz-Krankenhaus in der Königswarter Straße transportieren konnten. Die Situation hatte sich also anscheinend verschlechtert und dieser Mann hier – war er der Vater?
    »Hören Sie, Herr Roser! Ich weiß jetzt Bescheid. Ich kann auch Ihre Erregung verstehen. Aber es wäre doch immerhin angebracht und hilfreich, wenn Sie mir etwas genauer …«
    »Angebracht?« Das war, wie es der Mann aussprach, kein Wort mehr; das war nichts als ein Zischlaut. Kleine Bläschen entstanden in den Mundwinkeln. Er starrte wirklich wie ein Wahnsinniger. »Angebracht, sagen Sie?! Hab ich mir schon alles selber überlegt, was da angebracht ist. Weiß ich bis in die Fingerspitzen, jawohl, bis ins letzte Detail. Den ganzen Laden hochgehen lassen, das ist angebracht! Sie, Ihre Scheißklinik! Das hier! Ja, alles, alles …«
    Was war mit ihm? Drehte er durch? Dieser Blick … und nun, nun machte er eine kurze, fahrige Handbewegung: »Alles hochgehen lassen!«
    Ehe Fritz Hansen überhaupt realisieren konnte, was das ›alles‹ bedeutete, kam, noch aus der Bewegung heraus, der Schlag. Er kam vollkommen überraschend und traf Hansens Gesicht seitlich zwischen Kiefer und Wangenbein. Und er war so heftig, mit einer solchen Gewalt geführt, daß er gegen die Schaufensterscheibe geschleudert wurde. Seine Wange brannte. Nur mühsam fand er sein Gleichgewicht wieder und nahm den Arm, den er schützend vors Gesicht gerissen hatte, von den Augen. Er schaute sich um: Roser war verschwunden …
    Nur eine ältere Dame stand da und hielt ihre Handtasche entschlossen vor die Brust gepreßt.
    »Hören Sie, mein Herr!« sagte sie. »Ich war Zeuge. Wenn Sie wollen, gehen wir zur Polizei. Einfach so zuschlagen? … Ich weiß ja nicht, was Sie mit dem anderen Herrn hatten, aber das – nein, das würde ich mir wirklich nicht gefallen lassen!«
    Hansen rieb sich das schmerzende Gesicht. Die Lippe war ein wenig geschwollen, fühlte sich zumindest taub an. Trotzdem versuchte er ein Lächeln: »Sie haben vollkommen recht. Das werde ich auch nicht. Herzlichen Dank!«
    Dann wandte er sich zum Gehen und blickte dabei noch einmal kurz auf das verlockende Ferienplakat: Blauer Himmel. Das blaue griechische Meer. Fischerboote …
    Als er in der Airport-Klinik den Flur zu seinem Arbeitszimmer durchquerte, ging er mit eisernem Gesicht, warf hart die Tür zu und ließ sich in seinen Sessel fallen.
    Verdammter Mist! Was heißt denn: Den habt ihr auf dem Gewissen? Ja wieso denn, Herrgott nochmal?
    Gut, an diesem Tag ging eine Menge

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