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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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das Gehäuse des Rechners.
    »Alle Leute auf Streife haben von mir Anweisung, verstärkt Augenmerk auf rote Mofas in Zusammenhang mit Spielplätzen oder sonstigen Treffs von Kindern zu richten.«
    Stiermann wird begeistert sein, wenn er davon erfährt, denkt Walde: »Wir sollten zusätzlich alle 39 Halter dieser Liste überprüfen und die drei Mofafahrer, die gestern in der Umgebung von Kenn gestoppt wurden. Das macht insgesamt 42.«
    Sie seufzt: »Okay, versuchen wir es.«
    »Ich habe die Halter nach Alter eingeteilt, zuerst die Jüngsten. Teilweise sind die Arbeitgeber ergänzt. Ich würde gerne oben bei den Älteren anfangen.«
    »Abgemacht, ich spanne zusätzlich zwei Kollegen ein.«
     
    Walde tippt Harrys Nummer ins Telefon: »Wie steht’s, wo bist du?«
    »Im Dienst, wo sonst«, knurrt Harry.
    »Ich lache später, nun sag’ schon, was machst du?«
    »Ich habe die Spielplätze von Schweich bis Ruwer abgeklappert, war wenig los, zur Zeit sind wohl die meisten Kinder nach Hause zum Essen.«
    »Gute Idee, was hältst du von Essen?«
    »Nichts, Stefan, es ist zu heiß.«
    »Dann trinkst du was und guckst mir beim Essen zu.«
    An Waldes Bürotür klopft es.
    »Moment, bei mir hat’s geklopft … Herein!«
    Die Tür bleibt zu, und es klopft wieder.
    »Wo sollen wir uns denn treffen?« fragt Harry.
    »Herein!« ruft Walde laut. Wieder klopft es.
    »Es ist nicht abgeschlossen, herein!« Walde steht auf.
    »Was ist denn bei dir los, Stefan?«
    »Da traut sich jemand nicht herein, ich geh’ mal nachsehen.«
    »Gut, tu’ das, aber sag’ mir vorher, wo wir uns treffen sollen.«
    Es klopft abermals.
    »Sekunde, Harry.« Walde wirft den Hörer auf den Tisch, rennt zur Tür und reißt sie auf. Niemand da. Er tritt auf den Gang. Harry lehnt grinsend neben der Tür an der Wand und schiebt sein Handy in die Hosentasche.
    »Ich hätte meinem ersten Impuls folgen und durch die Tür schießen sollen.« Walde schüttelt den Kopf und geht ins Büro zurück. Harry schlägt ihm lachend auf die Schulter: »Sei froh, daß du in Fell keine Knarre hattest. Sonst hättest du womöglich die Puppen im Bergwerk abgeknallt.«
    Walde geht nicht darauf ein und reicht Harry ein Blatt:
    »Die untersten elf sind für dich.«
    »Die Mofas?«
    Walde nickt.
    »Wer übernimmt die anderen?«
    »21 hat die Sitte, und ich überprüfe die restlichen zehn.«
    »Heute noch?«
    »Wenigstens noch ein paar, aber jetzt gehen wir auf einen Sprung in die Kantine.«
    Sie erwischen einen Fensterplatz. Walde kaut Salat und schaut auf die Stadt.
    Harry setzt sein Colaglas ab: »Hat sich unsere Datenplackerei in irgendeiner Weise auf diese Liste hier ausgewirkt?«
    »Hoffentlich, ich habe alle Halter auf Vorstrafen wegen Sexualdelikten überprüft. Ebenso alle im Fall Nicole registrierten Personen und unsere Spezialdateien abgecheckt.«
    »Und?« Harry schiebt einen halb vollen Aschenbecher außer Riechweite.
    »Einer, es ist ein 39-jähriger Fernmeldetechniker der Telekom. Gegen ihn lief vor mehr als 20 Jahren ein Verfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung. Es wurde ohne Anklage eingestellt. Den nimmst du dir als ersten vor.«
    »Das hört sich nach Erziehungsregister der Staatsanwaltschaft an, Stefan.«
    »Stimmt.«
    Zwei Uniformierte setzen sich an das andere Ende des Tisches.
    Harry redet gedämpft weiter: »Hätten wir die Daten nicht eingegeben, wären sie jetzt weg. Die Staatsanwaltschaft mußte die schon längst löschen. Sonst hätte sie den Datenbeauftragten am Hals.«
    »Ach wie gut, daß niemand weiß …«, flüstert Walde.
    »… daß bei dir zu Hause der Computer Rumpelkasten heißt.«
    »Was soll ich denn machen, ich mißbrauche meine Daten nicht. Ich habe noch nicht einmal meinen Fragebogen für die Volkszählung abgegeben.«
    *
    Am nächsten Morgen holt Doris ihren Fiat aus dem Parkhaus. Bis Ende des Monats läuft der Vertrag noch, dann spart sie die Mietzahlung für den Stellplatz. Sie fährt zum Arbeitsamt. Vor dem Zimmer, in das sie für 9 Uhr bestellt ist, warten ein halbes Dutzend Leute. Sie liest im vorsorglich mitgebrachten Taschenbuch und beobachtet ab und zu das Hin und Her. Es riecht nach Kaffee. Sie bekommt Hunger, obwohl sie eben erst gefrühstückt hat. Es hat Jahre gedauert, bis sie die Pfunde, die sie sich nach der Trennung von Leo und dem Aufhören mit dem Rauchen angefressen hat, wieder abtrainieren konnte. In den letzten Monaten hat sie wieder ein ständiges Hungergefühl, und es sind wieder ein paar Kilo hinzugekommen.
    Zähe

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