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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsere kleine Stadt
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beide unter derselben neurologischen Störung gelitten haben.“
Walter Chaco schien nachzudenken. Seine Augen wanderten von Mulder zu Scully und wieder zurück und fixierten schließlich einen unsichtbaren Punkt zwischen den beiden Agenten. „Wissen Sie, als ich nach dem Krieg hierherkam, war Dudley nur ein Haufen Schlamm.“ Sein Blick verlor sich im Unendlichen. „Ich habe das Werk aufgebaut und meiner ganzen Familie Arbeit gegeben. Wir haben diese Stadt zu einem der größten Hühnerfleischlieferanten des Landes gemacht. Das hätten wir mit Unruhestiftern und Faulenzern niemals geschafft.“
Scully bemerkte, dass eine fast hypnotische Kraft von ihm ausging. Es waren nicht so sehr seine Worte, sondern vielmehr die Energie, die Leidenschaft und das Charisma, die er in seine Erzählung legte. Es fiel ihr nicht schwer, sich vorzustellen, wie Chaco zum reichsten und mächtigsten Mann der Stadt geworden war.
„Ich vermute“, sagte sie langsam, „Sie sprechen von George Kearns.“
Chaco blitzte sie an. Seine stahlblauen Augen funkelten wie Polareis in der Mittagssonne. „Männer wie George Kearns bauen niemals etwas auf, entgegnete er. „Sie reißen nur ein.“
Scully fragte sich, ob das als Motiv ausreichen würde, einen Menschen zu ermorden - oder umbringen zu lassen. „Demnach wussten Sie von seiner Empfehlung, das Werk zu schließen?“
Falls Chaco ahnte, was ihm Scully damit unterstellte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er bückte sich und stellte den inzwischen leeren Futtereimer auf den Boden. „Wissen Sie“, seufzte er, „lange zu leben ist nur ein halber Segen.“ Er richtete sich mühsam auf, und zum zweiten Mal erweckte er den Eindruck eines müden alten Mannes. „Sie verbringen Ihre Jugend damit, etwas aufzubauen, für sich selbst, für Ihre Familie und für Ihre Gemeinde.“ Ein trauriger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, und seine Stimme klang bitter. „Nur um dann im hohen Alter zuzusehen, wie Ihnen alles wieder genommen wird.“
Erneut empfand Scully großes Mitgefühl. Obwohl sie sich bemühte, eine objektive und distanzierte Haltung zu wahren, konnte sie fühlen, wie sie sich von Chaco beeinflussen ließ. Mehr und mehr begann sie die Dinge aus seinem Blickwinkel zu sehen. Seine Überzeugungskraft war so überwältigend, dass es ihr vorkam, als spielte Musik im Hintergrund, sobald er den Mund aufmachte. Er würde es weit bringen, sollte er sich jemals entschließen, Politiker zu werden- oder Demagoge.
Der alte Mann ging fort, und plötzlich fiel Scully auf, dass er ihnen die Erlaubnis zur Obduktion noch nicht erteilt hatte. Als könne er ihre Gedanken lesen, begann er genau in dem Moment zu sprechen, in dem ihn Scully daran erinnern wollte.
„Machen Sie Ihre Autopsie“, rief er, während er die Hintertreppe zu seiner Villa emporstieg. „Ich möchte wissen, was mit meiner Enkelin geschehen ist.“ Und mit diesen Worten verschwand er in den geräumigen Weiten seines Hauses.

7
    „Es überrascht mich, dass er nicht Bürgermeister ist“, bemerkte Scully, während sie in die Stadt zurückfuhren.
„Mich überrascht, dass er nicht König ist“, gab Mulder lachend zurück.
Am Leichenschauhaus ließ Mulder Scully aussteigen und setzte seinen Weg fort, um weitere Nachforschungen über Paula Gray anzustellen.
Scully machte sich sofort an die Arbeit und bereitete den Leichnam der jungen Frau zum Sezieren vor. Da eine Veränderung in ihrem Verhalten zu Paulas Tod geführt hatte, beschloss Scully, zuerst im Gehirn der Toten nach der Ursache zu forschen. Kaum hatte sie die Schädeldecke geöffnet, wusste sie auch schon, dass sie auf der richtigen Spur war. Dieses Gehirn wies eindeutige Zeichen einer organischen Beschädigung aufdas Gewebe sah alles andere als gesund aus.
Scully präparierte einen Objektträger und legte eine hauchdünne Scheibe des Gewebes auf das Glas. Dann beugte sie sich über das Mikroskop und stellte die Optik scharf: Statt einer gleichmäßigen Fläche grauer Strukturen bemerkte sie Dutzende von kleinen Löchern.
Scully atmete tief durch. Einen so seltenen Befund hatte sie nicht erwartet.
Genau in diesem Augenblick betrat Mulder mit einem Aktenordner in der Hand das Labor. Er schien vor Neuigkeiten fast zu bersten, doch Scully ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Ich schätze, wir haben hier etwas, Mulder“, sagte sie und führte ihn zum Mikroskop. „Sehen Sie sich das an.“
Neugierig geworden setzte er sich an den Arbeitstisch. „Und was sehe ich mir da an?“

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