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Al Wheeler und das Callgirl

Al Wheeler und das Callgirl

Titel: Al Wheeler und das Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hereinkommen, Lieutenant ?«
    Wir gingen ins Wohnzimmer, und
Tyler zappelte in der Mitte des Raumes eine Weile hin und her, bis er
entschied, daß die Bar in der Nische der geeignetste Platz sei. Als er sich
hinter ihr befand, schien er noch um einige Zentimeter einzuschrumpfen.
Möglicherweise war es nur eine optische Täuschung und lag an seiner Größe in
der Relation zur Bar oder irgend so was.
    »Darf ich Ihnen was zu trinken
geben, Lieutenant ?« fragte er feierlich.
    »Danke. Scotch auf Eis, ein
bißchen Soda.«
    »Na, so ein Zufall!« Die
vergrößerten Augen schwammen in einem flinken kleinen Kreis. »Genau das
gleiche, was auch Mrs. Kingsley bevorzugt .«
    »Ich dachte, sie zieht Bourbon
auf Eis vor«, bemerkte ich. »Jedenfalls hat sie das gestern
nachmittag getrunken .«
    »Sie haben mich bei einem
kleinen Irrtum ertappt, Lieutenant .« Er stellte
vorsichtig die Gläser auf. »Ich wollte nur ein bißchen höfliche Konversation
machen .«
    Ich sah zu, wie er meinen Drink eingoß und dann behutsam das andere Glas mit
Zitronenlimonade füllte, die rücksichtslos mit einem vereinzelten Eiswürfel
gekrönt wurde.
    »Demnach, was Adele gestern nachmittag gesagt hat, dachte ich, Sie wüßten über
alle ihre kleinen Liebhabereien genau Bescheid .« Ich
grinste ihm verständnisinnig zu — das übliche Erkennungszeichen des einen
Ehebrechers für den anderen. »Sozusagen aus intimster Erfahrung und erster
Hand, Walt.«
    Einen Augenblick lang sah er
aus, als stünde ihm ein Herzinfarkt bevor. »Ich versichere Ihnen, Lieutenant«,
sagte er mit schriller Stimme, »daß das einfach nicht stimmt !«
    »Ach, kommen Sie schon, Walt .« Ich stützte die Ellbogen auf die Bar und lehnte mich mit
dem Oberkörper darüber. »Adele hat es mir doch selbst gesagt. Sie hat nichts
dagegen, Gerard für ein halbes Jahr aus ihrem Bett zu verbannen, aber was sie
persönlich betrifft, so liegt der Fall anders. >Der arme Walt ist nicht
gerade ein Ausbund an Männlichkeit< hat sie gesagt, >aber er ist ein
eifriger Student .< «
    Er fuhr zurück, bis sich seine
dünnen Schultern gegen die Regale an der Wand preßten. Seine Augen, durch die
Brillengläser auf das Doppelte vergrößert, hatten einen entsetzt flehenden
Ausdruck.
    »Ich weiß nicht, warum sie
Ihnen eine solche Lüge erzählt hat .« Er schüttelte so
heftig den Kopf, daß seine Brille beinahe herunterfiel. »Es ist nicht wahr!
Ganz abgesehen von meiner Loyalität gegenüber Mr. Kingsley —«, seine Stimme
sank zu einem gespenstischen Flüstern ab, »- wäre eine emotionelle oder
leidenschaftliche Beziehung zu Adele Kingsley für mich einfach undenkbar .«
    Entweder war er der beste
unentdeckte Schauspieler der Welt, oder er sagte die Wahrheit. Ich richtete
mich auf und griff nach meinem Glas.
    »Es tut mir leid, Walt. Ich
frage mich nur, weshalb sie mir eine solche Geschichte auftischt .«
    Er löste die Schultern von den
Regalen und griff versuchsweise nach seiner Limonade. »Die Launen dieser Frau
sind unberechenbar«, sagte er in gepreßtem Ton. »Sie
erzählt so viele Lügen, die mehr nach Wahrheit klingen als die Wahrheit selbst,
die sie in ganz seltenen Fällen von sich gibt .«
    »Mr. Kingsley hat mir
berichtet, Sie seien ein Experte, was die Internas der Gewerkschaft betrifft«, sagte ich.
    Sein Kinn hob sich um einige
Zentimeter. »Ich betrachte mich selbst nicht als Experten, Lieutenant, aber Mr.
Kingsley konsultiert mich freundlicherweise in diesen Angelegenheiten .«
    »Ich versuche, noch hinter
einige andere Wahrheiten oder Lügen Adeles zu kommen«, sagte ich in
respektvollem Ton. »Wenn Sie mir dabei helfen könnten, Mr. Tyler, würde ich das
außerordentlich zu schätzen wissen. Natürlich hat sie sich in all ihren
Behauptungen auf Sie bezogen .«
    »Gern, Lieutenant.« Er rückte
seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht. »Was wollen Sie denn wissen ?«
    »Als Stensen verurteilt wurde,
war der Posten des Gewerkschaftsbosses vakant. Cordain bewarb sich schnell und
mit Erfolg. Der einzige andere im Rennen war Joe Dana. Ist das richtig ?«
    »Ja.« Er nickte steif.
    »Sie sagten, Cordain sei
smarter als Dana gewesen, aber letzterer sei ein gefährlicher Gegner. Also
würde Cordain gut daran tun, vorsichtig zu sein ?«
    »Stimmt .«
    »War es Strachan, der von sich
aus an die Gewerkschaft herantrat und vorschlug, sie möge sich in seinem
Unternehmen organisieren, weil er einen Teil des angeforderten Geldes haben
wollte ?«
    Die dicken Brillengläser
funkelten

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