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Al Wheeler und die Füchsin

Al Wheeler und die Füchsin

Titel: Al Wheeler und die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Charakterzug, pflegte ich ihr immer zu sagen,
und fortgesetzte Arbeit ohne eine kleine Spielerei zwischendurch brächte zwar
einem Mädchen vielleicht eine Menge Geld ein, ließe ihr aber keine Zeit, die
sie dem erregenden männlichen Herzschlag lauschend verbringen könne — wie dem
meinen zum Beispiel. Annabelle entwickelte bei Ringkämpfen beachtliche
Fähigkeiten — fast die eines Schwergewichtlers — , und
ich trage zum Beweis nach wie vor die entsprechenden Kerben in meinen Rippen
herum.
    »Guten Morgen. Ich weiß es
schon«, sagte ich forsch. Sie hob den honigblonden Kopf und blickte mich mit
einem Ausdruck milder Neugierde in den täuschend babyblauen Augen an. »Was
wissen Sie, Lieutenant ?«
    »Daß der Sheriff seit etwa acht
Uhr dreißig heute morgen nach mir schreit und daß ich
diesmal mit Sicherheit hinausgeschmissen werde«, sagte ich selbstzufrieden.
    »Er hat Ihren Namen noch nicht
einmal erwähnt .« Sie lächelte freundlich. »Ich sehe,
Ihr Gewissen fängt schließlich doch an, über Ihre eingefleischte Faulheit die
Oberhand zu gewinnen .«
    Ich runzelte flüchtig die
Stirn. »Selbst wenn ich die kompliziertesten Worte weglasse, weiß ich nicht
recht, ob ich begreife. Der Sheriff hat nicht einmal nach mir gefragt? Das kann
nicht Ihr Ernst sein .«
    »Er sitzt seit einer halben
Stunde mit Doktor Murphy hinter verschlossener Tür«, sagte sie liebenswürdig.
»Und zuvor war Sergeant Polnik drinnen — ab wann weiß
ich nicht, sie konferierten schon miteinander, als ich heute
morgen kam .«
    »Was soll das bedeuten ?« belferte ich. »Eine Verschwörung? Was hat er mit mir vor?
Ist er verrückt? Er braucht mich !«
    »Wie ein Loch im Kopf«, sagte
sie spöttisch.
    »Richtig, wie ein Loch im...«
Ich starrte sie bösartig an. »Verdammt, das war aber hinterhältig !«
    »Wheeler!« Das plötzliche Gebrüll aus dem
Büro des Sheriffs hallte im Vorzimmer wider wie die Trompeten des Jüngsten
Gerichts — oder eher noch ein bißchen lauter.
    »Sehen Sie ?« Ich grinste die blonde Schlange triumphierend an. »Er braucht mich !«
    »Vielleicht möchte er nur
Lebewohl sagen .« Sie beugte ihr blondes Haupt wieder
über ihre Schreibmaschine, begann wie rasend zu tippen und verhinderte so einen
Gegenstoß. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn mein Schwert war im
Augenblick ohnehin ziemlich stumpf.
     
    Ich trat ins Büro des Sheriffs
und traf dort Doc Murphy an, der offenbar lediglich behaglich in dem einen
Besucherstuhl saß, der den menschlichen Gegebenheiten besser angepaßt war.
    Sheriff Lavers saß in der gewohnten buddhagleichen Pose, die Hände
bequem auf dem Schmerbauch gefaltet, hinter seinem Schreibtisch. Er blickte
auf, als ich eintrat, und sein Gesicht erbleichte.
    »Tun Sie das ja nie wieder«,
sagte er mit schwacher Stimme.
    »Wie soll ich sonst in Ihr Büro
kommen? Durchs Fenster ?« knurrte ich.
    »Ich meine, kommen Sie ja
niemals wieder sofort herein, wenn ich >Wheeler< rufe! Das entnervt mich
völlig«, wimmerte er. »Ich bin nicht daran gewöhnt. Jedesmal ,
wenn ich nach Ihnen rufe, sind Sie nicht da. Sie treiben sich entweder mit
irgendeiner unmoralischen Frau zu Hause im Bett herum, oder Sie treiben sich im
Hause irgendeiner unmoralischen Frau im Bett herum. Aber nie, nie, nie sind Sie
im Büro. Ich bin tatsächlich überhaupt nicht mehr daran gewöhnt, Ihr Gesicht
hier im Büro zu sehen, Wheeler. Ich bin ein Mann der Gewohnheit, der Routine
und der harten Arbeit. Bitte, bringen Sie mich nicht aus dem Geleise. Ich werde
auch aus Rücksicht gegen Doktor Murphys sittliches Empfinden und die Tatsache,
daß ein verheirateter Mann wie ich es vorzieht, weiterhin an den Moralkodex zu
glauben, den Sie mit solchem Feuereifer zerstört haben, nicht fragen, was Sie
bis zu dieser späten Morgenstunde dem Büro ferngehalten hat. Um mich genau
auszudrücken...«
    »Genau, sagt er ?« Ich starrte Murphy verwundert an. »Was haben Sie mit ihm
angestellt? Haben Sie ihm ein Dutzend Benzedrinpillen eingegeben und ihm erklärt, das seien Bonbons ?«
    »Es ist gut für seinen
Blutdruck«, sagte Murphy lakonisch. »Ich meine, damit läßt er allen Dampf aus
seinem Nervensystem ab .«
    »Gut«, knurrte Lavers mit seiner gewohnten Stimme. »Schluß der
Vorstellung, Kinderchen!«
    »Ja, Sir«, sagte ich in
respektvollem Ton und ließ mich vorsichtig auf dem Rand des minderwertigen
Besucherstuhls nieder.
    »Sie haben vermutlich noch
keine Zeit gehabt, mit Polnik zu sprechen ?« sagte er.
    »Ich glaube, dazu

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