Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Füchsin

Al Wheeler und die Füchsin

Titel: Al Wheeler und die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sagte ich, lächelte freundlich
und ging gleichzeitig auf sie zu.
    Sie wich unsicher zurück, und
so war ich bereits im Eingangsflur und schloß die Tür hinter mir, bevor sie
ihre normale Haltung wiederfand.
    »Na schön, wenn Sie darauf
bestehen!« Sie zuckte verärgert die Schultern, drehte sich um und ging voraus
ins Wohnzimmer.
    Sie ließ sich in einem Sessel
nieder und schlug so vorsichtig die Beine übereinander, daß jeder Bursche, der
mehr als nur einen Zentimeter ihres Oberschenkels sehen wollte, zu einem
tätlichen Angriff auf ihre jungfräuliche Ehre hätte übergehen müssen. Ich ließ
mich ihr gegenüber auf der Couch nieder und zündete mir eine Zigarette an.
    »Seit wann arbeiten Sie für Mr.
Pace ?« begann ich.
    »Seit etwa zwei Jahren.«
    »Als Privatsekretärin?«
    »Natürlich.«
    »Und seit wann sind Sie als
seine Krankenschwester beschäftigt ?«
    »Gar nicht«, sagte sie
gelassen. »Oh — Sie meinen, weil die reguläre Schwester gerade eine Woche
Urlaub hat? Nun, Mr. Pace weigert sich, eine Berufsschwester über Nacht im Haus
zu dulden, und so instruierte mich Doktor Landers darüber, was ich mit Mr. Pace tun soll, wenn er einen Anfall bekommt. Es ist
ganz einfach. Ich zerdrücke eine Zyantablette unter seinen Nasenlöchern und
rufe sofort den Arzt .«
    »Was ist mit dem Seconal ?« fragte ich beiläufig.
    »Ich muß nur dafür sorgen, daß
er zwei Tabletten pro Nacht nimmt .« Ihr Mund preßte
sich ärgerlich zusammen. »Ein Kind könnte das tun .«
    »Ich verstehe«, sagte ich vage.
»Wo bewahren Sie das Seconal auf ?«
    »In der Küche ist ein
Medizinschränkchen .«
    »Bekommen Sie für das Seconal von Doktor Landers ein
Rezept ?«
    »Natürlich. Es ist für dreißig
Tabletten und kann erneuert werden. Es muß alle fünfzehn Tage erneuert werden .«
    »Ich möchte gern einen Blick in
dieses Medizinschränkchen werfen«, sagte ich leichthin.
    »Bitte.«
    Ich ging mit ihr durch den
Korridor und an den Schlafzimmern vorbei in die Küche. Sie war groß, modern und
machte einen aseptischen Eindruck. Es war viel rostfreier Stahl verarbeitet.
Das Medizinschränkchen schimmerte in weißem Emaille,
und auf die Tür war sogar ein rotes Kreuz gemalt. Karen Donworth öffnete sie, nahm eine kleine Flasche mit einem Etikett heraus und reichte sie
mir.
    »Der Schrank wird nicht
abgeschlossen ?« erkundigte ich mich.
    »Nein.« Ihre Augen blitzten
erneut auf. »Mr. Pace kann sowieso nicht hinaufreichen, und ich bin zufällig
keine Barbitursäuresüchtige, Lieutenant. Und ich bezweifle, daß die
Haushälterin oder die Krankenschwester welche sind .«
    Ich wog die Flasche für einen
Augenblick auf der Handfläche. »Warten Sie, bis sie leer ist, bevor Sie das
Rezept erneuern lassen, oder lassen Sie es erneuern, bevor die Tabletten
ausgegangen sind ?«
    »Ich erneuere es alle fünfzehn
Tage, wenn sie leer ist«, sagte sie geduldig, als ob ich eine alberne Frage
gestellt hätte.
    »Wann ist diese Flasche hier
gekauft worden ?«
    »Vor vier Tagen.«
    Ich nahm den Verschluß ab, leerte den Inhalt auf meine Hand und begann
zu zählen. Sie beobachtete mich mit steinernem Gesicht, bis ich fertig war.
    »Zwei pro Nacht — vier Nächte —
acht Tabletten, nicht wahr ?« sagte ich. »Es sollten
also noch zweiundzwanzig Tabletten übrig sein ?«
    »Ja, das stimmt .« Ihre Augen weiteten sich ein wenig. »Sie meinen, es sind
nicht mehr soviel ?«
    »Achtzehn«, sagte ich. »Wollen
Sie sie zählen ?«
    »Ja!«
    Ich schüttete sie in die
Innenfläche ihrer Hand und wartete, bis sie mit Zählen fertig war.
    »Sie haben recht .« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Ich verstehe nicht,
wieso vier fehlen können ?«
    »Jemand muß sie genommen
haben«, sagte ich.
    »Offensichtlich.« Ihre Stimme
klang vorübergehend verächtlich. »Aber wer? Wieso sollte jemand... ?«
    »Weder die Krankenschwester
noch die Haushälterin«, sagte ich kalt. »Sie waren beide nicht da. Mr. Pace
auch nicht, denn er kann nicht hinauf reichen, ohne aufzustehen — und er kann
nicht allein aus seinem Rollstuhl heraus. Nicht wahr?«
    »Das stimmt«, sagte sie. »Er
ist viel zu schwach .«
    »Jemand innerhalb des Hauses«,
fuhr ich düster fort. »Damit beschränken sich die Möglichkeiten auf Virginia
Meredith — und Sie !«
    »Ich habe sie nicht genommen !«
    »Aber Virginia Meredith — das
hat die Autopsie bewiesen«, knurrte ich. »Aber die interessante Frage ist,
wußte sie, daß sie sie genommen hat, oder hat sie ihr jemand in einem

Weitere Kostenlose Bücher