Al Wheeler und die Füchsin
hängte
ein.
Marie Gallant war wieder auf
der Couch, ein frisch eingegossenes Glas in der Hand. Ich setzte mich neben sie
und nahm mein eigenes Glas.
»Was hat das alles zu bedeuten
gehabt ?« fragte sie mißtrauisch.
»Nichts Wichtiges«, sagte ich.
»Ich bat ihn um einige Details über seine geschäftlichen Vereinbarungen mit
Virginias Stiefvater, und er hat versucht, mich überall zu erreichen, um mich
zu finden. Dieser Walters ist ein wirklich gewissenhafter Bursche .«
»Ich habe nie begriffen, wieso
Virginia ihn heiraten wollte«, sagte sie langsam. »Ich dachte immer, er sei ein
steifer Klotz und der letzte, aus dem sich Virginia etwas machen würde. Und da
war noch etwas, das mich verblüfft hat. Ich hätte nie geglaubt, daß Steve Albard das zuließe .«
»Vielleicht hat er es nicht
zugelassen«, sagte ich.
»Wieso?« Ihre Augen weiteten
sich plötzlich. »Oh! Sie glauben, er hat sie umgebracht, um zu verhindern, daß
sie Walters heiratete ?«
»Ich denke, dafür besteht eine
Möglichkeit«, sagte ich. »Es wird sehr interessant werden, das herauszufinden .« Ich trank mein Glas leer und warf einen Blick auf meine
Uhr. »Himmel«, sagte ich erregt, »ich habe doch glatt vergessen, daß ich um
acht Uhr im Büro sein muß !«
»Können Sie nicht einfach
anrufen und sagen, Sie seien — aufgehalten worden ?« fragte sie mit heiserer Stimme.
»Ich wünschte, weiß der Himmel,
ich könnte es«, brummte ich. »Aber der Sheriff wird schon auf mich warten .«
»Ein Jammer, Al«, sagte sie
leise. »Gerade jetzt, wo wir anfangen, gute Freunde zu werden.«
»Ja, wirklich.« Ich seufzte
schwer. »Aber die Pflicht ruft, wie die Haremsmädchen zu sagen pflegen .«
»Wird es sehr lange dauern ?«
»Eine Stunde«, sagte ich und
stand auf.
Sie trank einen liebevollen
Schluck Martini. »Vielleicht können Sie zurückkommen? Ich könnte die Zeit damit
zubringen, in irgend etwas Loses zu schlüpfen — wie
wir Haremsmädchen so zu sagen pflegen ?«
»Das würde mir sehr zusagen«,
erklärte ich wahrheitsgemäß.
»So ein komischer Zufall, Al .« Sie lächelte verschmitzt in ihren Martini. »Mir auch!«
6
Ich fuhr langsam außen am
Lagerhaus vorbei, und da ich Walters nirgends sah, parkte ich den Healy hundert
Meter weiter unten am Straßenrand und ging zurück. Auch von dem Wachmann war
nichts zu sehen. Die Tür sah aus, als ob sie verschlossen wäre, aber sie schwang
lautlos nach innen auf, als ich dagegen drückte. Ich trat ein und schloß die
Tür vorsichtig hinter mir, so daß sie nicht ins Schloß schnappte.
Im Inneren war es völlig
dunkel, und ich spürte, wie die plötzliche Kälte mein Gesicht erstarren ließ,
während ich an der Wand nach einem Lichtschalter tastete. Schließlich stieß ich
mit der Hand dagegen, und ein kaltes blaues Licht verlieh dem Raum eine
Atmosphäre von Leichenschauhaus, wie man sie in einem echten Leichenschauhaus
niemals antrifft. Ich eilte den langen Gang zwischen den Stahlschränken entlang
und schauderte, als die Eiseskälte meine Kleidung durchdrang und sich mir bis
ins Mark meiner Knochen zu senken schien. Ein paar Sekunden später stürzte ich
in den warmen Hafen des kleinen Büros am anderen Ende und schlug dankbar die
Tür hinter mir zu.
Das Unheil kam leise und
schnell, als stünde jemand mit einem ausgesprochenen Sinn für Organisation
dahinter. Die erste Ankündigung erfolgte zwei Sekunden nachdem ich das Büro
betreten hatte und feststellte, daß es leer war. Walters war nicht da, aber ich
überlegte, daß er bereits im Lagerhaus gewesen sein mußte, da die Tür, wie
angekündigt, offengestanden hatte. Vielleicht hatte
sich also irgend etwas Dramatisches ereignet, wie zum Beispiel, daß er aufs Klo gegangen war? Ich
konnte also getrost ein paar Minuten warten, bevor ich Grund hatte, in Schweiß
auszubrechen, dachte ich und schauderte geistesabwesend, während ich mir eine
Zigarette anzündete.
Innerhalb einer halben Minute
schauderte ich erneut heftig und konnte meine Zähne kaum zurückhalten, einander
in Stücke zu klappern. Außerdem wurde ich mir bewußt, daß der warme Hafen des
Nachmittags sich in das kalte Büro des Abends verwandelt hatte; die Heizung war
abgestellt, und nun war es hier ebenso kalt wie im übrigen Lagerhaus. Zum
Kuckuck mit Walters! dachte ich; ich mache, daß ich von hier wegkomme. Ich
hatte den halben Weg zwischen den Stahlschränken bereits hinter mich gebracht,
als ich den scharfen knarrenden Laut hörte, mit dem die
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