Al Wheeler und die Füchsin
wünschte, der möglicherweise zu
der Zeit, als der mächtige weiße Jäger sein Magnumgewehr gehoben hatte, von einem unaussprechlichen Leiden befallen gewesen war. Es war
ein wirklich interessanter Klumpen, und bei näherer Betrachtung erwies sich,
daß er erst einige Zeit später dem Fell beigefügt worden war, nachdem der
ursprüngliche Leopard es verloren hatte. In Wirklichkeit war es von jemandem
eingenäht worden, der sich jederzeit als Verfertiger unsichtbarer Stiche ein Vermögen verdienen konnte. Ich benutzte das spitze Ende
meines Kugelschreibers, um die Naht aufzutrennen, und zog einen dünnen
Metallzylinder mit einer abschraubbaren Kappe am
einen Ende heraus.
Ich schraubte die Kappe ab und
stellte fest, daß der Inhalt aus feinem weißen Puder bestand. Vielleicht war es
ein Anti-Leoparden-Pulver, und das arme Biest hatte sein Schicksal aus der Hand
eines listigen Zauberers ereilt, anstatt aus der eines hochzivilisierten weißen
Jägers mit seinem 404-Magnum-Gewehr. Wie ich vor mir selber bedauernd zugeben
mußte, verstand ich nicht allzuviel von
Anti-Leoparden-Pulver — aber dies hier sah Heroin bemerkenswert ähnlich.
Vermittels vorsichtigem Betupfen mit der feuchten
Fingerspitze stellte ich fest, daß es auch nach Heroin schmeckte. Ich
verschraubte den Zylinder wieder und wog ihn in meiner Hand. Etwa sechzig bis
fünfundsechzig Gramm reines Heroin, schätzte ich, und was das auf dem
Rauschgiftmarkt einbrachte, reichte aus, um sich eine Villa zu bauen und deren
Wände mit Leopardenfell zu verkleiden.
Ich ging zurück und untersuchte
erst die Biberfelle und dann die Nerze. Als ich etwa eine halbe Stunde später
meine Nachforschungen beendet hatte, war der furchtlose Al aus dem Pelzgeschäft
aus gestiegen und nunmehr der wohlhabende Besitzer von sieben kleinen
Goldminen, alle zylindrisch geformt und voll dieses wertvollen
Anti-Leoparden-Pulvers.
Die Situation entbehrte nicht
einer gewissen Ironie: Da stand ich, bereits ein Millionär, gefangen in meinem selbstgeschaffenen
Leichenschauhaus. Beinahe begann ich, mir leid zu tun, dann begegneten meine
Augen Walters’ starrem Blick, und ich fühlte mich beschämt.
Erneut zog sich die Zeit hin.
Ich zündete mir eine weitere Zigarette an und rauchte sie restlos zu Ende,
bevor ich wieder auf die Uhr blickte. Es waren fast neunzig Minuten vergangen,
seit die Tür zugeschlagen war, und deshalb faßte ich den festen Entschluß,
mindestens eine weitere Viertelstunde zu warten, bevor ich mir die nächste
Zigarette anzündete. Nach fünf Minuten löste die Sitzerei das Gefühl einer Klaustrophobie in mir aus, und ich beschloß, einen Spaziergang
zu machen. Ich hatte etwa die Hälfte des Weges zwischen den Stahlschränken
zurückgelegt, als ich das scharfe Klicken hörte, das verriet, daß jemand die
Tür von außen aufschloß .
Die Zeit reichte nicht dazu,
den Lichtschalter neben dem Eingang auszuknipsen, das wurde mir zu meinem Ärger
klar; sie reichte nur noch, um an das Ende der Passage zu gelangen und mit der
aus dem Gürtelholster gezogenen Achtunddreißiger in
der Hand gegenüber der Tür stehenzubleiben. Sie öffnete sich einen Spaltbreit,
langsam und lautlos, und stockte dann, bevor ich sehen konnte, wer hinter ihr
stand.
Etwa fünfzehn Sekunden lang
wagte ich nicht, zu atmen, und dann bewegte sich die Tür wieder und war
schließlich so weit geöffnet, daß ich deutlich die riesige Masse eines Mannes
im Türrahmen erkennen konnte — und er konnte mich sehen!
Er hatte etwas in der Hand, das
aussah wie das Junge einer Kanone, und im selben Augenblick, als ich es
erblickte, gab es einen wahnsinnigen Krach. Die Kugel schlug in die Türfüllung
des unmittelbar neben mir stehenden Stahlschranks, und zwar knapp fünf
Zentimeter über meinem Kopf. Dann prallte sie mit einem schrillen, winselnden
Laut ab. Die riesige Masse, die sich vor mir klar als Silhouette abzeichnete,
als Ziel zu verfehlen, war fast unmöglich. Ich schoß zweimal, und das Ungeheuer
aus dem sumpfigen Morast trat einen Schritt auf mich zu. Die Kanone schwankte
einen Augenblick und feuerte dann drei rapide aufeinanderfolgende Schüsse auf
den Betonboden vor ihr, so daß die Luft erneut von dem scheußlichen Winseln der
abprallenden Kugeln erfüllt war.
Er war ein großer Bursche, und
die pflegen meistens schwer zu sterben, überlegte ich, und ich zielte noch
einmal auf seine Brust, denn allzu großes Selbstvertrauen hat mehr
Polizeibeamte auf dem Gewissen als Lungenentzündung.
Wieder
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