Al Wheeler und die Füchsin
sei noch nicht heimgekommen. Also kehrte ich hierher zurück und wartete
eine Weile. Ich hatte die Donworth gebeten, Virginia
auszurichten, sie möchte mich anrufen, sobald sie heimkäme, aber kein Anruf
kam. Am Morgen rief ich sie an, und die Donworth erklärte mir sehr höflich, Miß Meredith habe sie gebeten, mir zu sagen, sie sei
nicht zu Hause, und das bliebe auch so, was mich anbeträfe. Ich konnte es
Virginia nicht verdenken. Oder?«
»Vermutlich nicht«, sagte ich.
»Sie machte Sie dafür verantwortlich, sie zu Albard gelockt zu haben, das läßt sich denken. Aber offensichtlich machte sie Radin nicht dafür verantwortlich, nachdem er, seiner
eigenen Behauptung nach, die Samstagnacht und den frühen Sonntagmorgen bei ihr
verbracht hat ?«
»Dieser Clyde «,
sagte sie mit gepreßter Stimme, »er ist natürlich
gerissen! Er ließ mich seine dreckige Arbeit machen. Ich wette, er hat Virginia
geschworen, er habe keine Ahnung von dem ganzen Komplott gehabt .«
»Warum, zum Kuckuck, finanziert Albard Radins Modeatelier,
wenn das Ganze nur ein Verlustgeschäft ist ?« wunderte
ich mich laut. »Der Gedanke mit Virginia Meredith kam ihm doch erst später — Radin hatte schon ein Jahr vorher mit seinem Atelier
angefangen. Nicht wahr?«
»Stimmt«, sagte sie müde. »Ich
habe keine Ahnung, warum er Clyde finanziert hat. Wir
pflegten neunzig Prozent der Entwürfe ohnehin zu zerreißen, weil sie so
miserabel waren. Über die restlichen zehn Prozent pflegte Clyde in Begeisterung zu geraten und zu behaupten, sie seien das, was uns zu
Ruhm und Reichtum verhelfen würde — verpackte sie mit liebevoller Sorgfalt und
schickte sie an irgendeinen großen einflußreichen Geschäftsfreund in New York, Chikago oder irgendeiner anderen Stadt. Ich glaube nicht
einmal, daß wir je eine Antwort bekamen. Aber er versucht es noch immer .«
Das Telefon klingelte, und sie
zuckte heftig zusammen. Sie ging noch steifbeiniger als zuvor zum Apparat. Sie
sagte ein paar einsilbige Worte, legte dann die Hand über die Sprechmuschel und
blickte mich mit einem Ausdruck verdutzter Überraschung auf dem Gesicht an.
»Es ist Mr. Walters, und er
möchte mit Ihnen sprechen, Al», sagte sie leise. »Woher weiß er, daß Sie hier
sind ?«
»Vielleicht hat er das Zweite
Gesicht ?« Ich stand von der Couch auf und ging zu ihr
hinüber. »Wer weiß ?«
Sie gab mir den Hörer und blieb
stehen, mich zweifelnd betrachtend.
»Hier Wheeler«, sagte ich.
»Lieutenant, hier ist Walters .« Seine Stimme klang angestrengt. »Ich habe nachgedacht .«
»Das ist nett«, sagte ich
höflich.
»Sie hatten recht !« Er lachte humorlos. »Alles, was Sie zu tun brauchten,
war, mich ein bißchen unter Druck zu setzen, und ich würde auspacken .«
»Ja ?« sagte ich vorsichtig.
»Ich möchte mit Ihnen
sprechen«, sagte er. »Aber ich möchte kein Risiko eingehen. Es könnte
gefährlich für mich werden, wenn es jemand erführe. Sie verstehen doch sicher ?«
»Ja«, sagte ich.
»Sie wissen, was ich meine. Ich
muß Sie irgendwo sprechen, wo uns niemand hören oder sehen kann !«
»Ja«, sagte ich.
»Zum Teufel !« protestierte er. »Können Sie verdammt noch mal nichts anderes sagen als dieses blöde
>Ja< ?«
»Nein«, sagte ich.
Eine kurze Pause entstand. »Oh,
ich begreife !« Seine Stimme hatte einen leicht
entschuldigenden Ton. »Marie Gallant kann vermutlich hören, was Sie sagen ?«
»Ich glaube, das stimmt im wesentlichen , Mr. Walters«, bestätigte ich.
»Ich habe es mir überlegt«,
fuhr er mit leiser Stimme fort. »Der einzig wirklich sichere Ort ist das
Lagerhaus. Sie wissen doch? Der Wachmann wird nicht die ganze Zeit über draußen
im Dunklen stehen wollen, also werde ich mir seine Schlüssel borgen und ihm
sagen, ich könne selbst auf- und hinterher wieder zuschließen, und es daure
mindestens eine Stunde, um die Ware nachzusehen, die ich brauchte. Er könne
inzwischen im Drugstore eine Tasse Kaffee trinken. Ich lasse den Eingang
unverschlossen, so daß Sie geradewegs hineingehen können, und ich warte im Büro
auf Sie .«
»Das klingt vernünftig, Mr.
Walters«, sagte ich.
»Können Sie in einer Stunde
dort sein ?«
»Gewiß.«
»Wenn ich den Wachmann nicht
loswerden kann, werde ich draußen auf der Straße warten. Wenn Sie mich dort
stehen sehen, fahren Sie einfach weiter. Ich werde Sie dann später wieder
anrufen, und wir können uns woanders verabreden .«
»Sehr gut.«
»In einer Stunde dann also?«
»Okay«, sagte ich und
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