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Al Wheeler und die Füchsin

Al Wheeler und die Füchsin

Titel: Al Wheeler und die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eine ideale Gelegenheit, sowohl Sie als auch mich loszuwerden .«
    Irgendwie blickten seine
starren, weit aufgerissenen Augen weniger vorwurfsvoll drein, während ich
sorgfältig seine Taschen durchsuchte. Seine Brieftasche enthielt in etwa das,
was ich erwartet hatte — rund hundert Dollar in Zehnern, seine
Versicherungskarte, Führerschein und so weiter. Außerdem befand sich in ihr ein
gefalteter Zettel, der mit einer geheimnisvollen, schnell mit Bleistift
niedergekritzelten Inschrift versehen war: X13, b ; A7, m; A10, 1. Es ergab keinerlei Sinn, es sei denn, es
handelte sich um den Sitzplan des Jahresdinners einer
Gruppe von CIA-Agenten.
    Ich ging zu dem Stuhl hinter
dem Schreibtisch und setzte mich. Dann durchsuchte ich die Schubladen. Ich
konnte nichts von Interesse finden: ein Stoß Warenzettel, ein Stapel
Quittungen, ein Lagerbuch, das ich auf dem Schreibtisch liegenließ. Nachdem ich
meine Zigarette fertiggeraucht hatte, begann ich zu überlegen, wie lange es
wohl dauern würde, bis jemand die Tür des Lagerhauses wieder öffnen würde. Das
hing vermutlich davon ab, wie lange ich der Schätzung des Mörders nach brauchen
würde, um vor Kälte zu sterben — oder bewußtlos zu
werden. Wenn ich umgebracht werden sollte, so konnte er leicht bis morgen früh
warten, um ganz sicher zu sein. Aber wenn er nur wollte, daß ich bewußtlos würde, damit ich ihm keine Mühe machen würde,
wenn er sich meiner irgendwie entledigen wollte, dann, so dachte ich, wäre eine
Stunde reichlich bemessen. Bis jetzt war eine Viertelstunde vergangen, seit die
Tür sich geschlossen hatte.
    Eine Minute kann eine verdammt
lange Zeit sein, wenn man in einem unterkühlten Lagerhaus lebendig begraben ist
und zur Gesellschaft ausschließlich eine Leiche hat. Fünf Minuten schienen wie
eine Ewigkeit, und ich erinnerte mich mürrisch daran, daß ich noch mindestens
vierzig Minuten zu warten hatte. Ich öffnete das Lagerbuch und blätterte
zerstreut die Seiten um. Es war nicht gerade die Sorte Lesestoff, die ich mir
ausgesucht hätte, aber zumindest hatte ich auf diese Weise etwas zu tun. Die
Eintragungen waren alle sehr ordentlich vorgenommen, umfaßten die Schranknummern, die Pelz- oder Fellsorte, die sie enthielten, die Menge,
das Datum, an dem sie ins Lagerhaus geschafft und in einigen Fällen auch das
Datum, an dem sie wieder verladen worden waren.
    Ich hatte bereits zwei Seiten
umgeblättert, als mir klarwurde, daß mir irgend
etwas an den Eintragungen bekannt vorkam. Vor allem als ich A
10, Biber, 6,4/14 , Vancouver las. Ich nahm den Zettel mit den mysteriösen Zahlen und Buchstaben, die Walters
mit dem Bleistift aufgeschrieben haben mußte. A 10, 1 — es handelte sich
offensichtlich um eine Abkürzung aus dem Lagerbuch. Die anderen beiden Vermerke
ließen sich ebenso dem Lagerbuch entnehmen. Was war an diesen drei Biber-,
Nerz- und Leopardenfelle enthaltenen Schränken so wichtig im Gegensatz zu den
restlichen Schränken und den anderen Pelzen? Ich fand, ich hätte dadurch, daß
ich einen Blick in die bewußten Schränke warf, nichts zu verlieren und
jedenfalls etwas zu tun. Also glitt der furchtlose Al, der legendäre Trapper
vom Yukon , auf Biberfellsohlen wieder hinaus in die
arktische Wüste des Lagerhauses.
    Der erste Schrank enthielt
nichts als Biberfelle, genau wie es sein sollte; der zweite enthielt Nerzfelle,
genau wie es sein sollte, und der dritte war leer, weil ich, wie mir langsam
aufging, die Leopardenfelle, die er enthalten sollte, bereits am Leibe trug. Es
war also nichts als ein großer Reinfall gewesen, überlegte ich auf meinem Weg
zurück ins Büro. Es handelte sich um eine Notiz, die Walters über gewisse
Bestände aus einer Million Gründen gemacht haben konnte. Es war Material, das
er verkaufen wollte — verkauft hatte — , zu verkaufen
wünschte — . Wer konnte das wissen? Und nun, nachdem er tot war — wen kümmerte
das überhaupt noch? Ich ließ mich schwerfällig in den Stuhl zurückplumpsen und
stieß dann einen wiehernden Schmerzensschrei aus, als ich mich auf etwas
setzte, das unangenehm hart und kantig war.
    Eine nähere Untersuchung ergab,
daß ich mich auf einen Teil meines Leopardenfells gesetzt hatte und daß der
Leopard über einen unbequemen Klumpen dort verfügte, wo ich wußte, daß
Leoparden niemals Klumpen haben. Ich ging der Sache sehr genau nach, weil ich
mir überlegte, daß ich trotz meiner überaus demokratischen Einstellung keine
enge, ja intime Verbindung mit einem Leoparden

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