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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ein dummer Junge, da hat sie für mich — wie sagt man? — Fürsprache
eingelegt, ja, das ist das Wort.« Er lachte kurz. »Ich habe damals ein paar
wirklich alberne Fehler gemacht.« Er hielt zwei Finger in die Luft. »Zweimal.
Ich stehe also in ihrer Schuld. Wenn ich herausfinde, wer Elizabeths Kleine
umgebracht hat, bringe ich ihn um.«
    »Wenn Sie das tun, werde ich
hinter Ihnen her sein«, sagte ich.
    »Ich werde ein
unerschütterliches Alibi haben.« Seine Augen waren düster. »Ich sage Ihnen
eines, Lieutenant, in aller Freundschaft.« Zum erstenmal blickte er mich direkt
an und sah mich dabei offenbar deutlich als Leiche vor sich. »Geraten Sie mir
ja nicht in die Quere. Ich bin gar nicht so freundlich.«
     
     
     

5
     
    Es war gegen fünf, als ich ins
Büro zurückkehrte. Annabelle war damit beschäftigt, ihre Schreibmaschine mit
der Schutzhülle zu bedecken, und ihr Gesicht hatte einen gedankenverlorenen
Ausdruck.
    »Ist der Sheriff da?« fragte
ich ohne jede Begeisterung.
    »Er ist vor einer Stunde nach
Hause gegangen«, sagte sie. »Er hat heute abend den Bürgermeister zum Dinner.«
    »Mit Preiselbeersauce?«
    Sie zuckte zusammen. »Dr.
Murphy war vor ungefähr einer Stunde hier. Er hinterließ die Autopsieberichte
auf Ihrem Schreibtisch, aber er sagte, er wisse, Sie hätten schon bei
zweisilbigen Worten Mühe mit dem Lesen, und wenn Sie was nicht verstünden,
sollten Sie ihn zu Hause anrufen.« Sie zupfte energisch an ihrem Kleidersaum,
so daß er einen Zentimeter tiefer rutschte, strich sich das honigblonde Haar
zurecht und sah mich dann an.
    »Al?« Ihr Lächeln war unsicher.
»Sehe ich okay aus?«
    »Großartig, wie immer«,
antwortete ich prompt.
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst«, sagte ich, »schön
und verführerisch wie üblich. Warum?«
    »Ach, nichts.« Sie zuckte kurz mit
den Schultern. »Ich bin nur heute abend verabredet und habe nicht mehr die
Zeit, vorher nach Hause zu gehen und mich umzuziehen, das ist alles.«
    »Stuart Whitney?« fragte ich.
    »Seien Sie nicht albern«,
erwiderte sie. »Er heißt Greg Ballantyne, und ich habe ihn letzte Woche auf
einer Party kennengelernt.«
    »Was tut er?«
    »Ich bin überrascht, daß Sie
noch nichts von ihm gehört haben«, sagte sie selbstzufrieden. »Aber schließlich
entgehen Ihnen ja die subtileren Dinge des Daseins sowieso meistens, nicht
wahr? Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, irgendein armes Mädchen um Ihre
verdammte Couch herumzujagen, um Ihrem Geist jemals eine Chance zu geben.«
    »Ist er vielleicht ein
Gehirnschlosser?«
    »Zufällig ist er der Moderator
eines Diskussionsprogramms im Fernsehen«, erklärte Annabelle kühl-arrogant.
»Jeder sagt, er sei das Anregendste, was man je erlebt hat.«
    »Es klingt ganz so, als hätten
Sie einen intellektuell stimulierenden Abend vor sich«, sagte ich. »Haben Sie
sich schon überlegt, worüber Sie reden wollen?«
    »Reden?«
    »Nun ja«, ich zuckte leicht mit
den Schultern. »Bei einem solch intellektuellen Supermann wollen Sie doch wohl
nicht als Dummchen dastehen, oder? Wenn er nun zum Beispiel über Atlantis reden
möchte?«
    »Atlantis?« Ihre Brauen zogen
sich zusammen, so daß sich eine tiefe Furche zwischen ihnen bildete. »Meinen
Sie Atlantis in Georgia?«
    »Nein, das andere«, antwortete
ich. »Ich glaube, es liegt in Maine.«
    »Danke, Al«, sagte sie
erleichtert. »Ich wußte gar nicht, daß es zwei gibt.«
    Erneut zupfte sie energisch am
Rocksaum, und ich verspürte einen scharfen Schmerz in meinen Eingeweiden,
während ich auf die wundervollen Konturen ihrer vollen Brüste starrte, um die
sich der dünne Stoff so liebevoll schmiegte.
    »Ich glaube, ich muß jetzt
gehen«, sagte sie. »Ich bin um fünf Uhr dreißig mit ihm verabredet, und wenn er
so ein großes Tier beim Fernsehen ist, wird er es nicht gern haben, wenn man
sich verspätet.«
    »Warum lassen Sie ihn nicht
sausen?« schlug ich hoffnungsvoll vor. »Ich habe erst vor zwei Tagen mein Monatsgehalt
bekommen. Wir könnten irgendwo was trinken, dann in das neue Strandrestaurant
hinausfahren und—«
    »-danach in Ihre Wohnung
zurückkehren«, sagte sie müde. »Nein, danke, Al. Ich habe meine Laufschuhe
nicht mit, und außerdem möchte ich dieses eine Mal meinem Geist eine Chance
geben.«
    »Okay«, sagte ich mürrisch.
»Aber ich wette, er hat noch nie was von Atlantis in Maine gehört.«
    »Adieu, Lieutenant«, sagte sie
in formellem Ton. »Ich wünsche Ihnen, daß Sie einen hübschen, einsamen Abend
verbringen.

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