Al Wheeler und die Verführerin
sagte ich hastig.
»Wir wollen doch nicht...«
Sie lachte gedehnt, mit einem
heiseren, tief aus dem Innern ihrer Kehle kommenden Lachen. »Was ist los? Haben
Sie Angst, Leutnant?«
Ich beobachtete, wie ihre
Finger langsam ihre Bluse aufzuknöpfen begannen, und stand mit einer gewissen
Nervosität auf. Sie erhob sich ebenfalls und ließ das erwähnte Kleidungsstück
langsam zu Boden gleiten. »Mache ich Sie nervös, Leutnant?« sagte sie heiser.
»Das habe ich nicht beabsichtigt.« Sie griff nach meiner rechten Hand und
versuchte, mich an sich zu ziehen. »Was ist los, Leutnant?« Ihre Augen blickten
einen Moment suchend in mein Gesicht. »Haben Sie vielleicht irgendeinen
besonderen Tick? Wenn Sie wollen, ziehe ich mich wieder an, und Sie können das
Aufknöpfen selber besorgen.«
»Wie kommen Sie darauf?« sagte
ich kalt und entzog ihr meine Hand. »Soll ich mich vielleicht wegen eines
kleinen Mädchens aufregen? Ich bin schließlich nicht Hillary.«
Ein Schatten trat in ihre
Augen, während sie mich fortgesetzt anstarrte. »Ich hätte mir denken können,
daß ich zu spät komme«, sagte sie ächzend. »Schätzungsweise ist meine liebende
Mutter mir bereits zuvorgekommen.«
Plötzlich flog die Tür auf, und
Rickie Willis erschien im Zimmer. »Hallo, Angie, ich...« Plötzlich hielt er
inne. Einen Bruchteil einer Sekunde, bevor ihre Hand aufs neue an meiner Wange
explodierte, sah ich das Leuchten in ihren Augen.
»Lassen Sie mich, Sie
Schmutzfink!« schrie sie hysterisch. »Rühren Sie mich nicht an!« Sie stürzte in
Rickies Arme und klammerte sich, den Kopf gegen seine Brust gepreßt, wild
entschlossen an ihn, während sie konvulsivisch schluchzte. »Schütze mich vor
ihm, Liebster«, stöhnte sie. »Laß ihn nicht mich noch mal anfassen. Er ist ein
Wahnsinniger. Er hat mir die Kleider vom Leibe gerissen und mir dabei erzählt,
was er alles mit mir anfangen würde. Ich fürchtete schon, du würdest nie mehr
zurückkommen, Liebster—«
Rickie Willis starrte mich an,
während sein Gesicht sich rasch rötete. »Polyp«, sagte er mit gepreßter Stimme.
»Dreckiger, stinkiger Polyp. Alle sind sie gleich — diese lausigen...« Er stieß
Angela so heftig von sich, daß sie stolperte und zu Boden fiel.
Sie richtete sich langsam auf
einen Ellbogen auf und beobachtete mich mit einem bösartigen Glitzern in den
Augen. »Gib’s ihm, Rick — gib’s ihm saftig!«
Mit seitlich herunterhängenden
Armen und sich unaufhörlich zusammenkrampfenden Fingern kam er langsam auf mich
zu. Ihn so, wie er aussah, mit einem Gorilla zu vergleichen, wäre direkt eine
Beleidigung für den letzteren gewesen. »Dir werd’ ich’s besorgen, du dreckiger,
stinkiger Polyp«, knurrte er. »Sich einzubilden, du könntest sie mit deinen
dreckigen Pfoten anfassen, nur wegen deiner Blechmarke — und sie müßte sich
auch noch alles gefallen lassen!«
»Der Dialog ist erbärmlich,
Rickie«, sagte ich zu ihm. »Paßt genau zu Ihrem begrenzten Wortschatz und Ihrem
nicht vorhandenen Hirn. Ich will nicht das geringste mit ihr zu tun haben. Sie
war’s, die bei mir Maß nehmen wollte. Vielleicht wollte sie nur in der Übung
bleiben, bis Sie zurückkamen.«
»Versuchen Sie ja nicht, sich
herauszureden, Polyp!« fuhr er mich an. »Jetzt heißt’s, die Suppe auslöffeln,
die Sie sich eingebrockt haben, und zwar sauber.«
Inzwischen war er auf Armlänge
an mich herangekommen und offensichtlich keinem Argument der Vernunft
zugänglich. Ich hatte ebenfalls keine Lust, mir eins auf die Nase geben zu
lassen. So zog ich meinen 38er heraus und rammte ihm den Lauf in den Nabel.
»Ein Schlag gegen den
dreckigen, stinkigen Polypen«, knurrte ich ihn an, »und Sie haben ein
dreckiges, stinkiges Stück Blei im Wanst.«
Er blieb wie angewurzelt stehen
und blinzelte ein paarmal. »Das trauen Sie sich ja doch nicht«, sagte er
zweifelnd. »Jedenfalls nicht mit Angie als Zeugin.«
»Wollen Sie’s drauf ankommen
lassen?« sagte ich sanft und stieß ihm die Pistole ein paar Zentimeter tiefer
in den weichen Bauch.
»Er blufft nur, Rickie«, sagte
Angela schrill.
Rickie fuhr sich langsam mit
der Zunge über die Lippen. »Der — der schießt«, sagte er mit ausdrucksloser
Stimme. »Bei so was merkt man, ob ein Kerl nur Witz macht oder nicht. Tut mir
leid, Süße«, fuhr er fort, »aber da ist nichts zu machen. Kapiert?«
»Du Armleuchter«, sagte sie
verächtlich. »Du hast ja Angst.«
»Irgend so was wie Hirn müssen
Sie ja unter Ihren Haaren haben,
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