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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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hinunter.
    »Jetzt oder zu einem anderen Zeitpunkt. Das ist mir egal«, sagte sie mit gleichgültiger Stimme. »Ich glaube, dass Herzog Roger ein Komplott schmiedet, um meinen Prinzen und
meine Freunde zu töten. Je schneller das geklärt ist, desto schneller werde ich wissen, dass ihnen keine Gefahr mehr droht.«
    »In einer Stunde«, entschied der König. »Wir treffen uns im Großen Thronsaal.«
     
    Alanna entfernte sich und ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Trusty schaute ihr zu. Da die Regeln des Richterspruchs durch Zweikampf das Tragen einer Rüstung untersagten, legte sie ein weiches Hemd, Kniehosen und Strümpfe an. Sie wollte so viel Bewegungsfreiheit wie nur möglich. Sie nahm die Binden ab und rieb sich vorsichtig Salbe auf ihre zerschundenen Hände. Glücklicherweise sind sie nicht steif, dachte sie bei sich, legte sich wieder leichte Binden an und band sich das Haar zurück.
    Sie setzte sich hin, um Blitz zu reinigen, und erklärte Trusty: »Ich glaube, jetzt macht es mir nicht mehr so viel aus, dass ich nicht merkte, was er im Sinn hatte. Aber warum bin ich der Sache ausgerechnet heute Abend auf den Grund gegangen? Der Riss im Schleier war kein Zufall. Herein!«, rief sie dann als Antwort auf das Klopfen an ihrer Tür.
    Jonathan, Myles, Coram und Thom traten ein. Myles schaute sie müde an. »Ich denke doch, du hattest gute Gründe für deine Handlungsweise. Ich würde sie gern erfahren.«
    Alanna schüttelte den Kopf. »Es ist, als hätte ich mich soeben von dem Zauber befreit, in dem er uns alle gefangen hielt. Viele Dinge wurden mir plötzlich klar – warum in jener Nacht, als ich gefangen genommen wurde, der Nebel aufzog, und zwar nachdem Roger bei mir war; warum der große Tusainer Angriff vor allem auf Jonathans Truppen gerichtet war; warum die Königin nicht gesund wurde. Thom,
du musst mich für verrückt gehalten haben, weil ich deine und Georgs Warnungen nie beachtete.«
    Thom zuckte die Achseln. »Ich dachte mir immer, du müssest deine Gründe dafür haben.« Als ihn Jonathan, Myles und Coram ansahen, fügte der junge Meister hinzu: »Ich wurde seit mehreren Jahren von Herzog Rogers Männern überwacht. Seit Ihr, Hoheit, mit Alan zusammen die Schwarze Stadt einnahmt. Und Georg hat viele Male Rogers Männer, die Alan beschatteten, abgefangen.«
    Coram übernahm es, das Schwert zu reinigen, während Alanna mit ihren Dehnübungen begann. Ihr Körper war noch steif von der Prüfung, und sie hatte Roger oft genug auf den Fechthöfen gesehen, um zu wissen, dass er nicht so leicht zu schlagen war, selbst wenn sie in Höchstform gewesen wäre. Dass er Zauberer und kein ausgebildeter Ritter war, wurde dadurch aufgewogen, dass er im Augenblick vermutlich gerade Nadeln in ein weiteres Abbild von ihr steckte.
    Jonathan sah auf Alanna hinunter, die eben mit den Fingerspitzen ihre Zehen berührte. »Aber du hattest einen Verdacht«, bemerkte er. »Weshalb hast du mir gegenüber nichts davon erwähnt, auch wenn du dir nicht so sicher warst?«
    »Das hab ich, damals in der Nähe der Schwarzen Stadt«, erwiderte sie. »Du hast mir fast den Kopf abgerissen. Ich wollte Beweise haben, bevor ich wieder damit ankam. Und jedes Mal, wenn ich mich dazu entschloss, etwas zu unternehmen, da – da verlor ich das Interesse. Jetzt weiß ich, warum  – weil er mich und Myles und die anderen hinter einen Schleier gepackt hatte. Aber ich schäme mich immer noch, dass es so kam. Du nicht?«

    Bevor Jonathan antworten konnte, klopfte es an Alannas Tür. Coram öffnete und ließ Georg, der in einen schweren Umhang gehüllt war, ein.
    Jonathan und Myles waren ziemlich überrascht von der Ankunft des Schurken. »Stefan hat Brieftauben«, erklärte Alanna. Sie lächelte Georg kurz an, bevor sie sich wieder an ihre Dehnübungen machte. »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    Georg bückte sich, um ihr sanft durchs Haar zu wuscheln. »Sei nicht leichtsinnig!«, warnte er.
    »Ich glaube, Alan hat seine tägliche Portion Leichtsinn heute schon verbraucht«, sagte Thom bissig.
    Alanna schaute ungeduldig auf. »Die Maskerade ist vorbei. Myles, all die Männer hier wissen es – du solltest es auch wissen. Ich bin ein Mädchen.«
    »Aber das weiß ich«, sagte Myles ruhig. »Ich danke dir, dass du es mir endlich sagst, aber ich weiß es schon seit Jahren.«
    Timon klopfte und öffnete die Tür. »Ich wurde geschickt, um euch in den Großen Thronsaal zu bringen«, sagte er unglücklich. »Ist es wahr, Knappe – Sir

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