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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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um Alanna langsam auf die Knie zu zwingen.
    Alanna keuchte, löste sich, ließ sich zu Boden fallen und rollte sich weg. Roger schlug zu und versetzte ihr eine Schulterwunde, gerade als sie auf die Beine kam. Sie machte einen Satz rückwärts und biss sich vor Wut auf die Lippen: Er hatte das Schwert in die linke Hand genommen! Sie dankte der Göttin, dass die Wunde nicht tief war, und griff wieder nach dem Glutstein.
    Der Herzog wechselte mehrmals die Hand, aber mit Hilfe des Steins konnte sie mitverfolgen, auf welcher Seite er sein wirkliches Schwert trug. Inzwischen hatten sie den Punkt erreicht, an dem weniger gute Schwertfechter nach Luft schnappten und Fehler machten; es war der Punkt, an dem sie tief in sich hineinfühlen musste nach der Kraft, von der sie selten wusste, dass sie sie besaß. Sie konnte nicht umhin Rogers Technik zu bewundern, während sie verbissen parierte, zustieß, Ausfälle machte und auswich, und sie konnte nicht anders, als zu bedauern, dass dieser großartige Schwertfechter so ein ekelhafter Mensch war.

    Sie nahm den kurzen Augenblick wahr, als Roger das Schwert in die andere Hand wechselte, machte einen Ausfall und verletzte ihn am rechten Arm. Roger stieß einen wütenden Schrei aus, als ihm Blitz in den Muskel schnitt, doch er erholte sich unglaublich schnell und versetzte ihr einen Hieb. Alanna stolperte und die Spitze von Herzog Rogers Schwert streifte sie vom Schlüsselbein bis hinunter zur Taille.
    Das Korsett, das sie oft anstatt der Bandagen trug, gab nach, da die Schnürbänder zerschnitten waren. Es verrutschte und stülpte sich auf. Schnürbänder und (was Alanna äußerst peinlich war) die Rundungen ihres Busens kamen unter ihrem Hemd zum Vorschein.
    Roger ließ sein Schwert sinken, riss die Augen auf und trat zurück.
    »Halt!«, schrie der König, sprang auf und starrte auf sie. Ein Raunen ging durch den großen Saal. Was geht hier vor sich?
    »Du solltest vielleicht etwas unternehmen mit diesem Ding«, riet ihr Thom und trat nach vorn. »Ich werde das Ganze erklären.«
    Alle Augen lagen auf dem Meister in der schwarzen Kleidung mit silbernem Besatz, als Alanna hinter einen Vorhang huschte. Ganz plötzlich war sie froh, dass die Lügerei ein Ende hatte. Sie zerrte das Korsett unter ihrem aufgeschlitzten Hemd hervor, während Thom sagte: »Bitte verzeiht meiner Schwester, Eure Majestäten.«
    Alanna schüttelte den Kopf über den Mut ihres Bruders, schlug vorn die Enden des Hemdes übereinander und stopfte sie fest in ihre Kniehosen.
    »Sie wollte nämlich Ritter werden«, erklärte Thom gerade.
»Ich wollte Zauberer werden. Wir haben die Rollen getauscht. Ich glaube, ich habe bei diesem Handel das bessere Geschäft gemacht; ich musste nicht, so wie sie, jahrelang Leute belügen, die ich gern hatte und respektierte. Hier. Ich habe unsere Geburtsurkunden mitgebracht. Für alle Fälle. Sie heißt Alanna. Wir sind Zwillinge.«
    »Wer wusste davon?« Die Stimme des Königs war leise und scharf. Alanna trat hinter dem Vorhang hervor. »Wer wusste davon? «
    »Ich.« Jonathan sprach laut und deutlich. »Ich wusste es seit der Schwarzen Stadt.«
    »Ich«, brummte Coram beschämt.
    Gary trat vor. »Ich wusste es.«
    »Und ich auch«, fügte Myles hinzu. »Ich vermutete es, als Alan – Alanna – Jonathan vom Schwitzfieber heilte, Majestät.«
    Der König richtete seinen Blick auf Alanna. »Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen?«
    Alanna schaute ihm offen ins Gesicht. »Ich hasste es, Euch anzulügen«, bekannte sie. »Ich wollte es sagen, doch ich konnte es nicht. Hättet Ihr mich meinen Schild erringen lassen, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte?« Das Schweigen des Königs war Antwort genug. »Ich habe versucht, in allem anderen ehrlich zu sein. Und ich kann nicht bedauern, was ich tat.«
    Rogers wütendes Fauchen überraschte alle. »Du ... du Dämon! «, kreischte er. »Lügner ... Betrüger ...«
    Ohne Vorwarnung stürzte er sich mit erhobenem Schwert auf sie. Alanna wehrte ihn ab. Sie kämpfte um ihr Leben. Roger griff an wie ein Wirbelwind und ließ ihr keine Gelegenheit mehr zum Atemholen.

    Plötzlich flammte Alannas lange unterdrückte Wut auf Roger auf. Er war ihr Feind; er hatte versucht die Menschen zu töten, die sie liebte. Und jetzt benahm er sich so, als sei ihm Unrecht geschehen!
    Wild entschlossen biss sie die Zähne zusammen. Sie war hier, um Roger von Conté zu richten. Und bei der Göttin – das würde sie tun!
    Sie riss Blitz nach oben

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