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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Stammesangehörigen und die Besucher lauschten.
    Lass es die richtige Antwort sein, flehte Alanna insgeheim die Große Muttergöttin an.
    Ein plötzliches Auflodern tauchte die ganze Szene in blauweißes, alle blendendes Licht. Von dem Lichtkreis her, der den Zuschauern die Sicht versperrte, erklang Jonathans Stimme. »Weil ich eure Geschichte kenne und ehre, weil ich eure Gesetze kenne und ehre. Weil ich nicht will, dass die Bazhir von unseren Kriegern gejagt und erschlagen werden, ebenso wenig wie ich will, dass unsere Krieger von den Bazhir gejagt und erschlagen werden.« Ein leises Lachen lief durch die Reihe der Zuschauer, die im Rücken der Schamanen weiter unten am Hang standen. Alanna spürte, wie sich in ihr die Anspannung etwas löste. Allmählich wurde ihr Blick klarer, nun sah sie wenigstens die Umrisse der beiden Männer über sich. Jonathan fuhr fort: »Weil euer Volk und das meine nur gemeinsam stark werden können. Weil« – seine Stimme wurde sehr leise – »weil ich die Menschen – Mann und Frau gleichermaßen – begreifen will.«
    Alles war still. Alanna war sicher, jeder müsse ihr lautes Herzklopfen hören. Dann hob Ali Mukhtab von Neuem die Hände und der Dolch, den er am Gürtel trug, blitzte in seiner linken Faust.
    »Es soll sein, wie es die Götter bestimmen!«, rief er. Ein Donnerschlag brachte die Erde unter ihnen zum Beben, als sich die Stimme der Stämme einen langen, klaffenden Schnitt
am rechten Unterarm zog. Er war weit länger als jener, den Alanna erhalten hatte, als sie von den Bazhir aufgenommen worden war oder als Myles sie an Kindes statt angenommen hatte. Gnädige Mutter!, dachte Alanna entsetzt. Er darf nicht so viel Blut verlieren!
    Parallel zu der Wunde, die er bei seiner Aufnahme in den Stamm erhalten hatte, fügte sich Jonathan einen ähnlichen Schnitt zu. Trusty riss sich aus Alannas Griff und jagte den Hügel empor zu den beiden Männern. Alanna wollte ihn zurückrufen, doch Kara hielt ihr die Hand vor den Mund, Kourrem schüttelte warnend den Kopf. Alanna knirschte mit den Zähnen und zwang sich zu bleiben, wo sie war, als Kara die Hand wieder fortnahm. Falls einer der beiden Männer den Kater sah, der nun neben Mukhtab saß, ließ er sich nichts anmerken. Unverwandt starrten sie sich an, als Ali Mukhtab seinen blutenden Arm über das Feuer hinweg dem Prinzen entgegenstreckte. Jon hob den seinen gleichermaßen und umklammerte den dargebotenen Arm. Dabei näherten sich beide Männer gefährlich den Flammen. Das Feuer zischte, als ihr vermengtes Blut auf die heiße Glut tropfte.
    »Zwei wie einer.« Ali Mukhtabs Stimme war ein brüchiges Krächzen, das Alanna in den Ohren klang. Die in der Luft liegende Macht nahm zu. Kara und Kourrem hielten sich zitternd umschlungen. Umar Komm streckte die Hand aus und packte Alanna an der Schulter. Dankbar für die Berührung legte sie ihre Hand an die des alten Schamanen.
    »Zwei wie einer.« Jonathans Stimme klang leise und stockend, fast als sei er in Trance.
    »Zwei wie einer. Und Viele.« Bei dem klagenden Unterton, der in Ali Mukhtabs Stimme lag, sträubten sich Alanna die Nackenhaare.

    »Zwei wie einer. Und viele.« Jonathan zitterte unkontrolliert. Das Feuer loderte plötzlich höher als die Köpfe der beiden Männer; Flammen, die sich rasch zu einem Weiß verfärbten, das in den Augen schmerzte, umhüllten sie. Ihre Gewänder begannen zu schwelen. Als spüre er Alannas Drang, zu ihnen zu rennen, wurde Umar Komms Griff an ihrer Schulter fester. Vor der Zeremonie hatte er sie gewarnt, sie dürfe weder sprechen noch eingreifen, möge geschehen, was wolle. Die Götter würden Jonathan und Ali Mukhtab beschützen, falls es ihnen bestimmt war, erfolgreich zu sein.
    »Einer – wie – viele!« Ali Mukhtab presste den Schrei heraus, während die blau-weißen Flammen viele Zuschauer zum Wegsehen zwangen. Die Worte donnerten voll Zauberkraft, brachten Alannas Knochen zum Schmerzen und das Kristallschwert zum Beben.
    »Einer!« Die Schmerzen machten Jonathan die Zunge schwer, doch er presste die Worte hervor. »Wie – viele!«
    Ein Krachen erklang, das die Zuschauer fast taub werden ließ. Einen Moment lang dachte Alanna, sie höre Tausende von Stimmen begeistert jubeln. Schlagartig verlöschte das Feuer; Jonathans Schrei durchschnitt das Dunkel. Alanna hörte einen der beiden stürzen. Oder waren es alle zwei? Umar Komm hielt sie nun mit beiden Händen, und sie musste über die Kraft des alten Mannes staunen.
    Endlich war

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