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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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betraten einen Hof, und Georg verschloss das Tor hinter ihnen.
    Alanna keuchte. Eine wunderschöne junge Stute war ihr ins Auge gefallen. Vor dem goldfarbenen Fell des Tiers hoben sich eine fließende weiße Mähne und ein fließender weißer Schweif ab. Sanft liebkoste Alanna die Nüstern der Stute. Das Tier wieherte leise und rieb sich an ihrer Hand.
    »Georg, so ein schönes Tier habe ich noch nie gesehen.« Plötzlich fiel Alanna ein, dass dies ja vielleicht gar nicht das Pferd war, das Georg für sie im Sinn hatte. »Georg, das ist doch das Tier, das du mir zeigen wolltest, oder?«
    Georg verkniff sich ein Lächeln, als er die Sorge in Alans violettfarbenen Augen sah. »Klar doch, Kleiner, das ist es.«
    »Es ist wunderschön.« Alanna und die Stute betrachteten sich gebannt.
    Jonathan trat in die Box. Er fuhr mit geübten Händen über die Beine und die Schultern der Stute und tätschelte sie geistesabwesend. Schließlich sah er Georg an.
    »Sie ist gestohlen«, beschuldigte er ihn.
    Georg versenkte die Hände in den Taschen seiner Reithose und grinste. »Würd ich was Derartiges tun, Hoheit?«
    »Ich hoffe wirklich, dass du sie nicht gestohlen hast!«, sagte Alanna.
    »Ich hab ’nen Kaufvertrag. Ich hätte kein Problem damit, mir ’nen ordentlichen Gaul zu klauen, mein Junge, aber mir war klar, dass du ein Problem damit hättest.« Georg reichte Jonathan ein Papier, das der Prinz sorgfältig studierte.

    »Es ist rechtsgültig«, sagte er schließlich und gab es Georg zurück.
    »Wie viel, Georg?«, wollte Alanna wissen.
    Der Dieb schaute auf das Papier. Seine haselnussbraunen Augen verrieten nicht, was er dachte. »Acht für die Stute, zwei für das Geschirr. Zehn Goldnobel und sie gehört dir.« Seine Stimme klang so, als wolle er den Prinzen herausfordern diesen Preis anzuzweifeln. Der Prinz ging nicht auf die Herausforderung ein.
    Alanna zögerte keine einzige Sekunde lang, obwohl dies der höchste Betrag war, den sie jemals ausgegeben hatte. Sie zählte ihrem Freund das Geld in die Hand und machte sich wieder daran, das Pferd – ihr Pferd – zu bewundern. »Wir haben noch einiges zusammen vor, du und ich«, flüsterte sie der Stute zu. Das Pferd stupste sie sanft an, als stimme es ihr zu.
    Georg nahm einen einfachen Ledersattel und Zügel herunter.
    »So, das wär’s.«
    »Georg, wenn du jemals mein Leben haben willst, dann sollst du es kriegen«, sagte Alanna ruhig, und es war ihr ernst damit. »Wie heißt sie?«
    »Sie hat keinen Namen. Der Bazhir, der sie mir verkaufte, hat es nicht gewagt, einer derart feinen Dame einen Namen zu geben.«
    »Ich nenne sie Moonlight. Gefällt dir das, Mädchen?«
    Die Stute warf den Kopf. Alanna lachte und machte sich daran, ihr Pferd zu satteln.
    Jonathan zog Georg von der Box weg. »Das ist nicht einmal ein Drittel dessen, was du für diese Stute bezahlt hast.«
    Georgs Stimme war leise. »Wollt Ihr, dass ich dem Kleinen seinen Herzenswunsch versage? Er reitet schon das ganze
Jahr über dieses Pony, und dabei sollte das arme Vieh auf der Weide stehen, und Alan sollte auf einem richtigen Pferd sitzen. Dieser Kerl, der sich um nichts kümmert und den er seinen Vater nennt, wird ihm nie ’nen ordentlichen Gaul besorgen. Nennt es ein Geburtstagsgeschenk, wenn Ihr wollt. Ich hätte dem Jungen die Stute ganz schlicht und einfach geschenkt, wenn er sie annehmen würde.«
    Jonathan grinste reumütig. Auch er hatte mit dem Stolz seines Freundes schon seine Erfahrungen gemacht. »Ich kann nicht zulassen, dass du bei der Sache mindestens zwanzig Goldnobel verlierst. Außerdem verdanke ich Alan mein Leben.« Er sah Georg durchdringend an. »Ich vermute, dass du auch davon weißt.«
    »Schon möglich«, meinte der Dieb.
    Jonathan zog einen Saphirring vom Finger. »Das müsste mehr als genug sein, um die Kosten für die Stute zu decken.«
    Georg drehte das Schmuckstück zwischen seinen langen Fingern. »Ganz sicher«, sagte er bedächtig und fasste einen raschen Entschluss. »Wie ich hörte, habt auch Ihr kein ordentliches Pferd. Kein erstrangiges Ross, das Ihr allen anderen vorzieht. Werft einmal einen Blick auf dieses hier.« Er öffnete eine Box. Drinnen stand ein mächtiger Hengst, so schwarz wie Jonathans Haar.
    »Der Ring würde auch noch die Kosten für den da decken, Hoheit. Ich nehme keine mildtätigen Gaben an.«
    Jonathan zögerte. Er nagte auf seiner Lippe herum. »Versuchst du mich zu kaufen, König der Diebe?«
    Georg lächelte. »Woher wisst Ihr das, wenn es

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