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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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durchdringenden Blick zu. »Warum interessiert dich das so, Alan?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nur so. Entschuldigt mich. Lord Martin winkt.« Sie wendete Moonlight und ritt nach hinten. Sie wusste selbst nicht, warum die Wüstenbewohner sie so interessierten.

    Es dauerte eine Woche, bis sie Persopolis erreichten. Endlich konnten sie die Granittürme und Mauern sehen, die vor ihnen aufragten. Die Stadt war noch uneinnehmbarer gebaut als eine Festung wie Trebond, und die Waffen, die die Soldaten trugen, waren gut gepflegt und viel benutzt.
    Menschen säumten die Straße, um ihren Lord zu begrüßen und um den Jungen anzustarren, der eines Tages ihr König werden würde. Während sich die Bazhir im Hintergrund hielten und schweigend zusahen, winkten die Stadtbewohner und jubelten den jungen Edlen entgegen. Jonathan und seine Freunde ent egneten die Begrüßung so gelassen, als täten sie dies jeden Tag, doch Alanna lenkte Moonlight zwischen Myles und den Wachhauptmann und blieb dort.
    »Was ist los, Kleiner?«, erkundigte sich der Soldat und lachte auf. »Schüchtern?«
    Alanna errötete. Er hatte recht. Doch da war noch etwas. »Myles?«, fragte sie leise. »Starren die Bazhir einen immer so an?«
    Der Ritter strich sich nachdenklich über den Bart. »Gewöhnlich versuchen sie, uns Leute aus dem Norden zu ignorieren. Vielleicht ist es Jonathan.«
    »Hm.« Unter dem nervösen Griff, mit dem Alanna die Zügel hielt, wurde ihr Pferd unruhig. Sie versuchte sich zu entspannen. Die Bazhir starrten auch sie an.
    Am späten Nachmittag begann im Palast ein offizielles Bankett. Jeder trug seine schönsten Kleider. Trinksprüche wurden ausgegeben und langatmige Reden gehalten. Myles stürzte ein Glas Wein ums andere hinunter, und Alanna verbarg sich in einer Ecke, solange man nicht nach ihr verlangte.
    »Da bist du ja.« Myles stand ein wenig unsicher auf den
Beinen. »Bist du neidisch, weil Jonathan im Mittelpunkt steht? Er ist der Prinz. Er wird für eine lange Weile im Mittelpunkt stehen.« Er zog einen dunklen, gut gekleideten Mann zu sich her. »Hier ist jemand, der dir mehr über die Bazhir erzählen kann. Ali Mukhtab, dies ist Alan von Trebond, unser Page. Ali Mukhtab ist der Schlossverwalter von Persopolis. Im Übrigen ist er ein Bazhir. Unterhaltet euch ein wenig, ihr beiden – ich begebe mich jetzt endlich wieder in ein richtiges Bett.« Myles wuschelte Alanna liebevoll durchs Haar und ließ sie mit Ali Mukhtab allein.
    Der Page und der Mann nahmen sich vorsichtig in Augenschein. Alanna sah einen groß gewachsenen Bazhir mit walnussbrauner Haut, glänzend schwarzem Haar und zurechtgestutztem schwarzem Schnurrbart. Seine großen schwarzen Augen waren von langen schwarzen Wimpern gerahmt, und Alanna sollte noch feststellen, dass er diese Augen nur selten einmal ganz öffnete. Doch jetzt tat er es, und sie verlagerte unbehaglich ihr Gewicht auf das andere Bein. In Ali Mukhtabs Blick lag Kraft. Dann schloss er die Augen wieder halb und lächelte schläfrig.
    »Du fühlst dich nicht wohl in dieser Umgebung«, bemerkte er gelassen. Persönliche Bemerkungen hatte Alanna noch nie gemocht. Sie wechselte das Thema. »Euer Wams gefällt mir«, erklärte sie. Das Wams war tatsächlich ein elegantes Kleidungsstück. Es bestand aus rotem Samt und war mit goldenen Borten eingefasst. Er lächelte, und sie begriff, dass er ihre Taktik durchschaut hatte.
    »Sir Myles sagte mir, dass du dich für die Bazhir interessierst. Warum? Für einen jungen Mann von einem Lehnsgut aus dem Norden kann die Wüste doch sicher nicht besonders interessant sein.«

    »Man kann nie wissen, wohin es einen mal verschlagen wird«, sagte sie ehrlich. »Die Leute aus dem Norden verstehe ich. Die Bazhir nicht.«
    »Aha. Du besitzt also die Neugier einer Katze und wie sie liebst du die Verschwiegenheit, was deine Person betrifft. Ist es denn erlaubt zu fragen, warum du als einziger Page eure Gruppe begleitest?«
    Alanna merkte, dass sie diesen seltsamen Mann mochte. »Seine Hoheit hat extra darum gebeten, dass ich mitkommen darf. Wir sind Freunde – er und ich und Gary und Raoul – die beiden großen Knappen. Und Alex ...«
    »Der dunkle, heimlichtuerische Junge«, unterbrach Ali Mukhtab. »Auch er ist wie eine Katze – aber keine, mit der ich Bekanntschaft schließen möchte. Ich liebe Katzen sehr. In meinen Gemächern leben mindestens drei.«
    »Heimlichtuerisch ist Alex eigentlich nicht«, widersprach Alanna. »Er ist nur – er war schon immer so.

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