Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
Vom Netzwerk:
warm
und angenehm an. Etwas verband sie. Doch was?

    Auf
dem Heimweg, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, zerbrach sie sich
den Kopf über Xeros. Was hatten sie gemeinsam, dass die Götter
ihnen beiden den gleichen Traum schickten? Sie wollte, es wäre
schon morgen. Sie würde weder einschlafen, noch sich auf die
Hausarbeit am Vormittag konzentrieren können. Sie war dermaßen
in Gedanken versunken, dass sie die Abzweigung nach Hause verpasste.
Erst als sie vor der Brücke stand, die über den kleinen
Fluss zum Wald führte, ganz am westlichen Ende der Stadt,
bemerkte sie ihr Missgeschick und kehrte um.

    Das
Haus war noch hell erleuchtet. Seltsam, sollten nicht zumindest die
Kleinsten bereits schlafen? Das konnte nur bedeuten, dass man ihr
Verschwinden bemerkt hatte. Anyún machte sich auf Ärger
gefasst und betrat schuldbewusst und gesenkten Hauptes das Haus ihres
Vaters.
    Melena
erwartete sie aufgebracht im Eingangsbereich.
    „Wo
warst du? Bei den Göttern!“
    „Ich
war nur spazieren. Ich brauchte frische Luft“, antwortete Anyún
kleinlaut. Sie hatten sich wirklich Sorgen gemacht! Sie hätte
Bescheid geben müssen, dass sie kurz spazieren ging. Aber sie
hätten es ihr bestimmt nicht erlaubt. Zu spät. Welche
Strafe, würde sie nun bekommen? Sie hatte bereits jetzt Angst
vor dem verletzten Ausdruck und der Enttäuschung in Vaters
Augen.
    Melena
nahm ihr hastig den Umgang ab. „Schnell, wasch dir Hände
und Gesicht. Kämm deine Haare und dann komm in das Arbeitszimmer
deines Vaters! Beeil dich!“
    Anyún
verstand nicht so recht. „Aber ... was ist denn los? Es tut mir
leid, dass ich einfach weggegangen bin. Warum bist du denn so
aufgeregt?“
    Melena
schnappte nach Luft. Tränen standen in ihren gütigen Augen.
„Besucher“, war alles, was sie als Antwort zustande
brachte.

    Langsam
schritt Anyún die Treppe zu den Schlafgemächern hinauf.
Besucher? Das Boot im Hafen!
    Wie
in Trance machte sich Anyún in ihrer Kammer frisch. Holte man
sie zurück nach Alantua? Mit zitternden Knien machte sie sich
auf den Weg zum Arbeitszimmer. Sie presste fest die Lippen
aufeinander, damit nicht auch ihr Kinn zitterte.
    Vater
stand hinter seinem Schreibtisch, den Blick getrübt, die Haltung
jedoch aufrecht. Melena stand an seiner Seite, die Hände
ineinander gefaltet, die Augen gerötet, als hätte sie
geweint.

    Vor
dem Schreibtisch stand Malja Tyron, Kapitän der königlichen
Wache.
    „Malja!“
rief Anyún überrascht und erfreut zugleich aus.
    „Hallo
kleine Prinzessin“, erwiderte Malja lächelnd. Die
großgewachsene Frau schloss sie in ihre starken Arme. Von allen
Menschen in Alantua war sie die Liebste, die Anyún hätte
abholen können, mal abgesehen von ihrer Mutter. Schließlich
besann sich Malja und trat zurück. „Anyún, ich muss
dich nach Dejia bringen. Die Königin ist krank und möchte
dich bei sich haben.“
    Malja
trug statt der üblichen Uniform der Leibgarde einfache
Reisekleidung: Hose, Hemd, Umhang und Stiefel. Sie wirkte müde
und ihr haftete der Staub und der Dreck der Reise an.
    Anyún
nickte pflichtbewusst. „Ich komme mit dir.“ Sie sah ihren
Vater an, der möglichst gefasst dort stand. Rasch ging sie zu
ihm und umarmte ihn fest. „Danke, danke für alles, Vater.
Wenn es Mama besser geht, komme ich zurück, versprochen.“
    Er
klopfte ihr auf die Schulter, unfähig ein weiteres Wort zu
sagen. Auch Melena schloss sie in die Arme. „Pass gut auf dich
auf, Kind“, sagte ihre Stiefmutter bekümmert.
    „Ich
habe doch die Befehlshaberin der Leibwache an meiner Seite“,
tröstete Anyún sie. „Was soll mir schon passieren?“
    „Es
tut mir leid, dass ich dich zur Eile antreiben muss“, sagte
Malja bedauernd. „Doch das Boot wartet im Hafen auf uns... Und
auch eine weitere Überraschung.“

    Noch
während Anyún das Nötigste für die Reise in
einen Stoffbeutel packte, galten ihre Gedanken Xeros. Sie würde
zu ihrer Verabredung nicht erscheinen können. Sie sah jedoch
auch keine Möglichkeit, ihm eine Botschaft zukommen zu lassen.
Was auch immer ihre Träume zu bedeuten hatten, womöglich
war es doch Zufall gewesen. Nun wartete ihre Mutter auf sie und
Alantua.

    Maljas
Überraschung auf dem Boot wartete in Form zweier weiterer
Reisegäste. Eine Frau in Maljas Alter, jedoch von Anyúns
Größe und ein Junge, etwa zwölf Sommer alt. Sie
trugen die Kleidung von Waldläufern und deren Bögen und
Köcher mit sich. Die Frau umarmte Anyún ebenso heftig,
wie Malja es zuvor getan hatte. Und erst

Weitere Kostenlose Bücher